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Vampire bevorzugt

Vampire bevorzugt

Titel: Vampire bevorzugt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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unmöglichsten Augenblicken! Unglaublich! In der Bücherei, beim Augenoptiker oder sogar im Merlotte's. Bla bla bla. Als wäre alles und jedes so wichtig, dass es nicht warten konnte. Also legte ich die Bücher eben ganz ohne Hilfe auf den Boden neben mich.
    Plötzlich kniete ich nicht mehr, sondern stellte fest, dass ich mit dem Rücken gegen meinen Wagen gelehnt dasaß. Und als hätte jemand Scheiben aus meiner Wahrnehmung herausgeschnitten, entdeckte ich als Nächstes, dass ich auf dem Pflaster des Parkplatzes lag und irgendeinen alten Ölfleck anstarrte. Die Leute sollten ihre Autos wirklich besser pflegen...
    Und weg war ich.
    »Wach auf«, sagte eine Stimme. Ich lag nicht mehr auf dem Parkplatz, sondern in einem Bett. Ich dachte, mein Haus würde wieder brennen und Claudine würde versuchen, mich herauszuholen. Dauernd versuchten irgendwelche Leute, mich aus dem Bett zu zerren. Obwohl diese Stimme so gar nicht wie Claudines klang, eher wie...
    »Jason?« Ich versuchte, die Augen zu öffnen. Es gelang mir, durch die kaum geöffneten Lider meinen Bruder zu erkennen. Ich war in einem nur schwach beleuchteten, blau angestrichenen Raum und hatte so starke Schmerzen, dass ich am liebsten geschrien hätte.
    »Du bist angeschossen worden«, sagte Jason. »Du bist angeschossen worden, und ich war im Merlotte's und habe auf dich gewartet.«
    »Du klingst ... glücklich«, erwiderte ich. Meine Lippen fühlten sich seltsam dick und starr an.
    »Ich kann nicht der Täter sein! Ich war die ganze Zeit unter Leuten! Hoyt ist von der Arbeit bis ins Merlotte's in meinem Pick-up mitgefahren, weil seiner in der Werkstatt ist. Ich habe ein Alibi.«
    »Oh, gut. Dann freut's mich, dass ich angeschossen wurde. Solange es dir nur gut geht.« Es hatte mich solche Mühe gekostet, die Worte auszusprechen, dass ich bloß froh war, als Jason den Sarkasmus gleich erkannte.
    »Ja, hey, tut mir leid, das. Ist ja wenigstens nichts Schlimmes.«
    »Nicht?«
    »Hab ich ganz vergessen zu erzählen. Du hast einen Steckschuss in der Schulter, und es wird wohl eine Weile wehtun. Drück diesen Knopf, wenn du Schmerzen hast. Du kannst dir selbst Medikamente verabreichen. Cool, hm? Hör mal, da draußen ist Andy.«
    Ich dachte kurz darüber nach und kam zu dem Schluss, dass Andy Bellefleur wohl in seiner offiziellen Funktion hier war. »Okay, er kann reinkommen«, sagte ich und streckte vorsichtig die Hand aus, um den Knopf zu drücken.
    Ich blinzelte, und es muss ein sehr langes Blinzeln gewesen sein, denn als ich die Augen wieder öffnete, war Jason gegangen und Andy saß an seinem Platz, einen Stift und einen Notizblock in Händen. Da war irgendetwas, das ich ihm sagen wollte, und nach einem Moment angestrengten Nachdenkens fiel es mir ein.
    »Sag Portia, dass ich ihr dankbar bin.«
    »Werde ich tun«, sagte Andy sehr ernst. »Sie ist ganz erschüttert. Das war das erste Mal, dass sie Gewalt so hautnah erlebt hat. Sie dachte, du würdest sterben.«
    Mir fiel nichts ein, was ich darauf erwidern konnte. Ich wartete auf die Fragen, die er mir stellen würde. Sein Mund bewegte sich, und ich habe ihm wohl auch geantwortet.
    »... sagtest, dass du dich in letzter Sekunde geduckt hast?«
    »Ich habe wohl etwas gehört«, flüsterte ich. Und das entsprach ja auch der Wahrheit. Ich hatte nur eben nichts mit meinen Ohren gehört... Aber Andy wusste, was ich meinte, und er glaubte mir. Sein Blick traf meinen, und seine Augen weiteten sich.
    Und wieder war ich weg. Der Notarzt hatte mir offensichtlich ein hervorragendes Schmerzmittel verabreicht. Ich fragte mich, in welchem Krankenhaus ich wohl war. Das in Clarice lag ein bisschen näher an der Bücherei, das in Grainger hatte die bessere Notaufnahme. Wenn ich in Grainger war, hätte ich mir den Weg zurück nach Bon Temps bis in die Bücherei auch sparen können. Da hätte man doch gleich auf dem Krankenhausparkplatz auf mich schießen können, als ich von dem Besuch bei Calvin kam - das hätte mir auf jeden Fall eine Fahrt erspart.
    »Sookie«, sagte eine ruhige, vertraute Stimme. Sie war kühl und dunkel, wie ein strömender Fluss in einer mondlosen Nacht.
    »Bill.« Ich fühlte mich glücklich und geborgen. »Geh nicht.«
    »Ich bleibe bei dir.«
    Und da saß er, lesend in einem Stuhl neben meinem Bett, als ich nachts um drei wieder aufwachte. Ich spürte, dass die Gehirne um mich herum im Zimmer alle in tiefem Schlaf lagen. Nur das Gehirn in dem Kopf des Mannes neben mir gab keinerlei Lebenszeichen von sich.

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