Vampire Earth 2 - Wolfsdämmerung

festgeschweißt war.
    »Das sitzt auf einer Art Drehgelenk. Man kann es mit einer Lafette ausrichten, aber bei diesem Kracher muss man schon sehr genau zielen. Das ist ein Artilleriegeschoss, das in einem halb aufgeschnittenen Rohr sitzt. Wir haben es mit Pulver geladen und einen Beutel Takonitkügelchen auf die Watte gelegt. Null Reichweite, aber es fegt alles in einer Entfernung von zwanzig Metern weg wie ein Besen. Mit etwas Glück sogar ein bisschen mehr. Wir haben auch eine Bodenversion mit einer Holzlafette. Einschüssig. Dauert eine Weile, das Ding zu säubern und wieder zu laden, wenn der erste Schuss nicht trifft.« Valentine hatte den Eindruck, dass die Waffe für die Männer, die hinter ihr standen, eine ebenso große Bedrohung darstellte wie für den Feind vor ihr, aber er sagte nichts.
    »Wir haben auch ein paar Granaten, die wir den Troopern abgenommen haben, aber nicht genug, und Petroleumbomben - die eigentlich nur aus Sägemehl und Öl in einer alten Wodkaflasche bestehen. Das ist unsere Artillerie.«

    Nach dem Mittagessen traf er sich mit Duvalier. Nachdem sie am Morgen ein paar Vorräte eingesammelt hatte, war sie mit Danvers von Aussichtspunkt zu Aussichtspunkt geritten und hatte Ausschau nach dem Verbogenen Kreuz gehalten.

    Familien im Zeichen des Adlers übernahmen Teile der Herden und zogen sich an verschiedene versteckte Orte in den Dunes zurück. »Sie sind großartige Fährtenleser und die besten berittenen Guerillakämpfer seit den Apachen - massenweise Gewehre, aber es mangelt an Artillerie und dem ganzen militärischen Drumherum«, sagte sie.
    Valentine war froh, sie in neutraler Stimmung anzutreffen, aber vielleicht hatte sie in Hinblick auf seine Absicht zu bleiben auch einfach resigniert. »Im Lager sieht es auch nicht besser aus. Die Schlächter können es aus mehreren Hundert Metern Entfernung niedermachen, und es gibt nicht viel, was diese Leute daran ändern könnten. Auch die größte Tapferkeit hilft nichts gegen Kalaschnikows in den Händen von etwas, dem es nichts ausmacht, wenn es von einer Kugel erwischt wird.«
    In diesem Moment tauchte das kleine, rot-weiße Flugzeug hoch am Himmel auf, so fern, dass es selbst für Valentines Ohren kaum hörbar war. Ein Schaudern überkam ihn, als es in weitem Bogen über dem Lager kreiste, ehe es gen Osten davonflog. Es war wie die Raben im Mittelalter, die sich in Erwartung des kommenden Gemetzels den Streitkräften angeschlossen hatten.
    »Einzelner Reiter«, meldete der Wachposten im Krähennest inmitten der inneren Wagenburg. Valentine sah, wie Josh Hendricks zusammen mit dem Diakon zum Tor ging. Die Katzen wechselten einen Blick, zuckten mit den Schultern und gesellten sich zu den Leuten am Tor, während sie sich im Stillen fragten, welches Unheil dieser Reiter mit sich bringen würde.
    Es war ein Junge auf einem schäumenden Pferd. Valentine schätzte ihn auf vierzehn bis sechzehn Jahre. Er war gekleidet wie ein Komantsche, Lederlendenschurz und Weste, und der Sattel auf seinem Rappen bestand lediglich
aus einer Decke. Das Tier trippelte und glänzte vor Schweiß.
    »Der Junge kommt von Q oder vom Doppelten Dreieck, schätze ich«, mutmaßte ein älterer Mann neben Valentine. »Sieht nicht nach guten Neuigkeiten aus.«
    Der Junge rutschte vom Pferd, stieg halb ab, fiel halb herab. Josh Hendricks gab ihm etwas Wasser aus einer Feldflasche.
    »Das Lager des Dreiecks wurde niedergebrannt«, berichtete der Junge tonlos, als er wieder zu Atem gekommen war. »Letzte Nacht. Wir haben zwischen Middle Loup und Middle Branch gelagert. Ich war Kundschafter im Norden und habe die Schüsse gehört. Plötzlich sind alle Wagen in Flammen aufgegangen. Dann sind die Griersons aufgetaucht. Mr. Grierson war angeschossen und furchtbar blass; seine Söhne haben ihn getragen. Mrs. Grierson hat mir aufgetragen, herzureiten und euch zu warnen. Sie hat gesagt, es waren keine Trooper. Sie hatten Waffen und Sprengstoff, und Kugeln schienen sie gar nicht zu treffen. Ich hab sie nach meinem Pa und meiner Ma gefragt, aber sie hat gesagt, sie weiß nichts. Hat gesagt, es tut ihr leid.« Seine Stimme versagte, noch ehe ihm klarwurde, dass er seine Gedanken ausgesprochen hatte.
    »Verdammt«, sagte der Mann neben Valentine. »Das ist nicht weit weg. Gerade ein Vier-Stunden-Ritt in östlicher Richtung - und kein harter Ritt.«
    »Aber es gibt einen großen Unterschied«, wandte Valentine ein. »Wir wissen, dass sie kommen.«
    Der ältere Mann spuckte aus. »Wir