Vampire Earth 2 - Wolfsdämmerung
wissen auch, dass die Sonne in etwa fünf Stunden untergeht, mein Sohn, aber wir können nichts dagegen tun.«
Der Diakon gab dem Jungen die Zügel seines Pferdes. »Kümmer dich um dein Pferd, Kleiner.«
Dann drehte er sich zu dem düster blickenden Mann neben Valentine um. »Hab etwas Vertrauen, Bruder Tom«, sagte er. »Der Herr hat es für angebracht gehalten, uns mit einer Warnung und etwas Hilfe zu segnen. Er wird auch heute Nacht mit uns sein.«
Toms Worte bereiteten Valentine immer mehr Kopfzerbrechen, je weiter sich die Sonne dem Horizont näherte, so langsam, todbringend und unausweichlich wie Poes Pendel. Er erfuhr mehr über das Doppelte Dreieck: Seine Angehörigen mochten nicht sehr zahlreich sein, doch sie gehörten zu den besten Reitern und Schützen in den Dunes.
Die Adler verfügten über eine größere Anzahl von Kämpfern, doch würde das womöglich nur bedeuten, dass es mehr Leichen zu begraben gäbe? Wurden Jugendliche und alte Männer bewaffnet, konnten die Adler eine Streitkraft von fünfhundert Mann zusammenstellen. Aber beinahe Hundert davon waren bei den Frauen und Kindern, die sich nach dem Beschluss des Verteidigungskomitees am vergangenen Abend mit einem Teil des Viehs an versteckte Orte zurückgezogen hatten. Dutzende von anderen ritten derzeit als Boten auf dem Weg zu anderen Clans durch die Dunes. Die Grundlage jedes Zeichens, sein Reichtum und sein Lebensunterhalt, war das Vieh, und die Tiere mussten fortgebracht und geschützt werden. Das forderte weitere hundertfünfzig Reiter. Damit blieb gerade noch eine Streitmacht von etwas mehr als zweihundert fähigen Frauen und Männern, die in der Lage waren, in den Wagen die Stellung zu halten, unterstützt von den Jugendlichen, die alt genug waren, für ihr Lager zur Waffe zu greifen.
Während des Mittagessens traf die Meldung eines der ausgesandten Kundschafter ein, dass eine Fahrzeugkolonne im Westen auf dem alten Highway 2 gesichtet worden
sei. Die mit Trooperkennzeichen versehenen Fahrzeuge kamen nur langsam voran - das Wetter und die Maßnahmen der Trecker hatten dafür gesorgt, dass die Straße kaum noch mehr als eine schlecht befahrbare Trasse war -, aber sie hielten unzweifelhaft auf das Lager der Adler zu. Das Verbogene Kreuz hatte offensichtlich die Absicht, den größten Clan in den Dunes zu vernichten, vermutlich irgendwann nach Einbruch der Dunkelheit.
Ein paar Stimmen schlugen vor, die Zelte abzubrechen, bei Anbruch der Dämmerung abzuziehen und nichts als einen verlassenen Lagerplatz für die Angreifer zurückzulassen, aber Hendricks legte, unterstützt vom Verteidigungskomitee, Veto ein. Valentine erklärte, dass diese Menge an Wagen für die Schlächter mit ihrer Fähigkeit, Lebenszeichen zu erkennen, wie ein Leuchtturm über ruhiger See erstrahlen musste und sie zudem imstande wären, die Wagen einzuholen, gleich, wie viele Kilometer sie bis dahin zwischen sich und das Lager bringen konnten. Sie waren besser beraten, sich hinter Graben und Wagenburg zu verschanzen und zu kämpfen.
Als die Sonne unterging, stahl sich Nebel über das Tal unter dem großen Gebirgszug.
»Das ist zu dieser Jahreszeit ungewöhnlich, und am Abend erst recht«, stellte Mrs. Hendricks fest, während sie zusah, wie der Nebel um ihr Lager herum immer dichter wurde.
»Das sind die Kur. Sie können die Wolken manipulieren, wenn ihnen der Sinn danach steht«, sagte Duvalier, die den ganzen Tag vertrödelt hatte mit der Begründung, sie wolle sich und ihrem Pferd ein wenig Ruhe gönnen. »Val, ich werde jetzt losreiten. Willst du immer noch bleiben?«
Ihr Ton war ungezwungen, aber er konnte die Sorge in ihren Augen erkennen. »Ja.«
Dieses Mal gab es keine Auseinandersetzung.
Die beiden Katzen gingen zu ihrem Gepäck im Gästewagen. Duvalier legte alles ab bis auf ihre Unterwäsche und etwas, das aussah wie eine alte umgefärbte Angler- oder Fotografenweste. Sie belud sie mit allem, was sie brauchen konnte, von ihren Klauen bis hin zu verschraubten Röhrchen mit Chemikalien, mit denen man Verätzungen verursachen oder auch Explosionen herbeiführen konnte. Während Valentine ihr Schwert schliff, trug sie Tarnfarbe auf ihrem Gesicht auf. Die gerade, spitz zulaufende Klinge ihres Schwerts war auf ganzer Länge mit einer stumpfen Beschichtung überzogen. Nur die scharfe Kante selbst reflektierte das Licht mit kaltem Glanz.
»Ich werde das Lager verlassen, ehe die Sonne untergegangen ist«, sagte sie. »Ich habe vor, an ihnen zu kleben wie
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