Vampire Earth 2 - Wolfsdämmerung
schon auf sie.
»Und da heißt es, wir hätten sieben Leben«, sagte sie, und ihre Augen funkelten in der Dunkelheit. Sie zuckte bei jedem kleinen Geräusch, bestand unter der sommersprossigen Haut aus purer, nervöser Energie. Ihr Gesicht war mit schwarzer Theaterschminke überzogen, und sie hatte ihren Mantel umgedreht, dessen ehemalige Innenseite sie nun wie eine schwarze Pelle umhüllte. »Schön, dass Sie es geschafft haben, Lieutenant. Das war schon eine heiße Nummer.«
»Danke. Und danke, dass Sie ein Schlupfloch für uns gefunden haben. Im Namen der ganzen Foxtrott-Kompanie.« Valentine bedachte sie mit einer knappen Verbeugung. »Wenn es etwas gibt, womit die Wölfe Ihnen dienen können …«
»Klar. Ich nehme einen Karabiner wie den, den ich bei Ihnen gesehen habe, und eine Schrotflinte. Ein Revolver wäre auch ganz praktisch.«
»Kein Problem. Morgen früh können Sie das Zeug haben.«
»Nein, Sir - jetzt, wenn es Ihnen nichts ausmacht. Ich werde zurück auf den Hügel gehen.«
Valentine blieb wie angewurzelt stehen, was dazu führte, dass der Wolf hinter ihm ihn beinahe umrannte. Andere fluchten, als sie einer nach dem anderen das Hindernis umgehen musste. »Was haben Sie gesagt?«, fragte er, trat zur Seite und winkte dem nächsten Wolf zu, er möge weitergehen.
»Schauen Sie, Lieutenant, jemand muss die Feuer in Gang halten. Dann und wann einen Schuss auf die Grogs abgeben. Das Vieh dicht zusammentreiben, um sie mit seinen Lebenszeichen in die Irre zu führen - zumindest aus der Entfernung.«
»Dazu benutzen wir bereits ein paar verwundete Grogs«, mischte sich Hart ein.
Sie ließ ein kurzes Lächeln aufblitzen, ehe sie sich wieder Valentine widmete. »Außerdem glaube ich, die Schlächter, über die wir gesprochen haben, werden das Lager irgendwann heute Nacht überfallen. Ich möchte sie mir noch einmal ansehen.«
Valentine war so erschrocken, dass er sich zu einer impulsiven Antwort hinreißen ließ: »Sie sind verrückt.«
»Mmmm. Ich werde nicht versuchen, mir ihre Köpfe zu holen. Ich will sie nur sehen und belauschen. Ich bin ziemlich schwer zu fassen; die werden ihre Zungen nicht in meinen Körper stecken. Wenn ich dort bleibe, verbessert das Ihre Chancen davonzukommen um hundert Prozent. Wenn ich gehe, tue ich das nicht leise. Ich werde versuchen, die Grogs Richtung Fort Smith zu locken.«
»Es ist Ihre Aura. Nehmen Sie sich, was Sie wollen. Werten Sie es als Zeichen meiner Dankbarkeit.«
Die Katze nahm einigen verblüfften Wölfen ihre Waffen ab. Sie bewegte sich leichtfüßig und machte auf dem Waldboden nicht mehr Geräusche als ein schwacher Windhauch. »Danke. Vielleicht sehen wir uns wieder, Lieutenant«, sagte sie, während sie sich ihren neuen Karabiner über die Schulter schlang und die Schrotflinte über den Arm legte.
»Das hoffe ich. Geben Sie Bescheid, was Sie herausgefunden haben. Sie erreichen mich über die Miskatonic. Ich schaue dort vorbei, wann immer ich kann.«
»Bei diesen Ghuls? Die wollen ständig, dass ich ihnen Schlächter-Blutblasen bringe. Frische. Als würde ich ständig eine Kanne Formaldehyd mitschleppen.«
»Ich habe dort Freunde.« Er reichte ihr die Hand, und sie ergriff sie.
»Sie sehen nicht aus wie einer dieser Hirnakrobaten, Valentine. Wir sehen uns an einem besseren Tag.«
»An einem besseren Tag«, stimmte er zu.
Sie verschwand in der Dunkelheit, so lautlos, wie sie gekommen war, und Valentine blieb mit einer Hand voller Theaterschminke zurück.
Sie begruben Stafford in der Morgendämmerung des folgenden Tages.
Die Foxtrott-Kompanie bettete ihn auf einem bewaldeten Gebirgskamm oberhalb einer kleinen, verfallenen Stadt am Wegesrand, einem Relikt der Alten Welt, zur ewigen Ruhe.
Das Geräusch gelegentlicher Schüsse auf dem Little Timber Hill verhallte, als sie den ersten Gebirgskamm zwischen sich und die Grogs gebracht hatten. Als ein paar Kilometer zwischen ihnen und dem Hügel lagen, entspannte
sich Valentine so weit, dass die nachträgliche Angst einsetzte, und er musste die Hände in die Taschen stecken, um das Zittern zu unterbinden. Die Nachricht von Staffords Tod war durch die Sorgen und die Erschöpfung kaum zu seinem Bewusstsein vorgedrungen, obgleich er halb damit gerechnet hatte. Als man ihm sagte, dass Poulos, der adrette junge Bräutigam aus seinem Zug, Schrapnellwunden durch den Mörserbeschuss der Grogs erlegen war, empfand er einen tieferen Schrecken. Poulos hatte ein wenig geblutet, aber er hatte darauf bestanden,
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