Vampire Earth 3 - Donnerschläge
…«
Der Grog schnaubte und schloss die Augen.
Valentine beobachtete den Nebel im Licht der frühen Morgendämmerung, bewunderte den geschickt gearbeiteten Armbrustbolzen und wartete auf den Sonnenaufgang. Der Bolzen wies auf der ganzen Länge Holzfedern auf, kunstvolle Grate, die von der Spitze bis zum Ende führten und ihn in der Luft stabil hielten. Die Grogs gingen bei allem, was sie schufen, mit großer Kunstfertigkeit zu Werke, sogar bei etwas, das nur einmal auf den Feind abgefeuert werden konnte.
Das erste Tageslicht färbte den Himmel rosa und blau und ließ seine Truppe so isoliert erscheinen, als befände sie sich auf einer Insel, umgeben von einer ruhigen See aus Nebelschwaden. Auf dieser Höhe war alles etwas spärlicher: Die Bäume, Gräser und Blumen waren kleiner, als wollten sie die unter ihnen liegende Landschaft perspektivisch imitieren. Er weckte Monte-Cristi, der seinerseits die anderen Anführer weckte. Die Soldaten versammelten sich um eine Quelle, die Cercado ihnen gezeigt hatte. Die Entdeckung ihres Führers war kaum mehr als ein Rinnsal, aber die Männer stellten sich brav in einer Reihe auf, als warteten sie darauf, dass ihnen Einlass in ein gefliestes Badezimmer gewährt wurde.
Für einen Moment wünschte sich Valentine, er wäre einer von ihnen, einer der Männer, die scherzten, während sie darauf warteten, sich zu waschen. Seine Gedanken wanderten in die Vergangenheit, wie sie es mit
beunruhigender Regelmäßigkeit taten, zurück zu den Monaten als Quisling an der Küste des Golfs von Mexiko. Gewöhnliche Soldaten wurden nicht aufgefordert, in die Uniform ihres erbittertsten Feindes zu schlüpfen, vor Männern zu salutieren, die sie verabscheuten, Razzien auf den der Küste vorgelagerten Inseln und an den Stränden zu organisieren, um Auren für die unersättlichen Kur zusammenzutreiben. Zu jener Zeit hatte er Duvalier und auch sich selbst gesagt, dass er nur Anweisungen befolgt und niemanden getötet hatte, es sei denn, jemand hatte auf ihn geschossen. Meist zur Verteidigung seiner Familie. Vielleicht hatte er Duvalier überzeugen können. Das Problem aber war, dass er sich selbst nicht überzeugen konnte. Er konnte noch immer die Schreie verängstigter Kinder hören, die gemeinsam mit ihren Müttern in Pferche getrieben wurden, um abtransportiert zu werden …
»Der Nebel ist ein Glücksfall für uns«, sagte Cercado irgendwo auf der anderen Seite der Welt. »Wenn wir jetzt losziehen, können wir schon wieder im Schutz der Bäume sein, ehe er sich lichtet. Der Wald liegt dort unten.«
Valentine verdrängte die furchtbaren Erinnerungen. Für den Augenblick. »Gut. Verschwinden wir von dieser Hochebene, solange es noch neblig ist.«
Er wartete ungeduldig, während die Männer ihre Waffen und ihre Ausrüstung ergriffen. Nur die Packpferde waren abzugsbereit und ernteten genüsslich das Gebirgsgras.
Post verließ die Kolonne und kam zu Valentine herauf, als dieser gerade auf sein Pferd stieg. »Es gibt Ärger mit den Grogs.«
Valentine ließ den Gipfel hinter sich und traf auf Ahn-Kha, der mit seinen Kundschaftern diskutierte. Der Goldene bediente sich einer Mischung aus Gesten und Gebell,
um seine widerstrebenden Schützlinge zur Ordnung zu rufen.
»Was ist los?«
Ahn-Khas Ohren waren aufgerichtet und zeigten nach vorn. »Idioten! Sie denken, der Nebel wäre so etwas wie giftige Luft. Sie erinnern sich an die Geschichten, die ihnen ihre Großväter über die chemischen Waffen vor fünfzig Jahren erzählt haben, und sie haben Angst, in den Nebel hinunterzusteigen.«
»Post, setzten Sie die Kolonne in Bewegung. Machen Sie sich vorerst keine Gedanken über die Grogs«, sagte Valentine und benutzte einen Armbrustbolzen, um seinem Pferd einen leichten Schlag gegen die Flanke zu versetzen. Das Tier trottete den grasbewachsenen Hang hinab und in den Nebel hinein.
»Ich reite hinein und komme gesund zurück«, brüllte er über die Schulter. »Sag ihnen, ich atme genauso wie sie.« Der Nebel schloss sich um ihn herum. Die Sonne stand wie ein weißer Fleck am Horizont.
Als er den Vorfall später im Geiste wieder durchspielte, rüffelte er sich dafür, dass er alles vergessen hatte, was der alte Eveready ihn in seinem ersten Jahr als Wolf darüber gelehrt hatte, allein loszuziehen. Er hatte vergessen, seine Lebenszeichen zu dämpfen, und sein Ärger angesichts der Verzögerungen sorgte dafür, dass seine Sinne den Schlächter nicht wahrnahmen, bis dieser sich auf ihn stürzte.
Er
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