Vampire Earth 3 - Donnerschläge
Geräusch von Dieselmotoren und Hufschlag auf. Er nickte Ahn-Kha zu, der vor seinen Grogs auf dem Gehsteig vor den verschlossenen Fensterläden auf und ab lief und Befehle grunzte. Ahn-Kha griff zu einem matten, runden Horn, einem uralten Relikt, das der Fuchsjagd in der kolonialen Vergangenheit Jamaikas entstammte. Es hatte an der Wand der Baracke Spinnweben gesammelt, bis einer der Grogs auf die Idee gekommen war, es würde ein interessantes Stirnband abgeben.
Die ersten Pferde, die in wildem Durcheinander die mit Schlaglöchern übersäte Straße hinaufgaloppierten, erreichten
die Barrikade. Ein paar Idioten feuerten aus den oberen Stockwerken, aber keiner der Reiter wurde verletzt, keiner schenkte den Schüssen Beachtung. Ein Pferd sprang über den Rahmen eines kaputten Sofas und warf dabei seinen Reiter ab. Valentine ließ die anderen passieren und lud die erste Patrone in die Kammer der PPD.
Nun kam der erste Reiterpulk in Sicht. Wie Schiffe am Horizont schoben sie sich über eine kleine Anhöhe in der Straße. Hinter den hufklappernden Pferden folgten mit knirschenden Getrieben zwei Trucks, deren Motorengeräusch sich mit dem höher klingenden Gestotter eines Motorrads vermengte. Ahn-Kha bellte seinen Grogs etwas zu.
»Wartet auf das Signal«, sagte Valentine laut genug, um auch noch auf dem Balkon über sich Gehör zu finden.
»Wartet«, rief er noch einmal.
Die Reiter näherten sich. »Wartet.«
Die berittene Polizei zügelte beim Anblick der Hindernisse die Pferde und kam im Schritttempo näher.
»Wartet.«
Nun konnte er die Trucks sehen; Ladeflächen voller Ausrüstungsgegenstände, Möbel und Plündergut. Frauen und Kinder, vermutlich Angehörige von Berittenen, kauerten auf der Ladung. Gewalztes Aluminium, über Türen und Fenstern verschweißt, schützte Fahrer und Beifahrer. Ein Motorrad mit Beiwagen kroch vor den schweren Lastfahrzeugen die Straße hinauf, aber in dem Beiwagen befand sich lediglich ein Haufen Besitztümer, kein Passagier, der das an dem Beiwagen angebrachte Maschinengewehr hätte bedienen können. Andere Soldaten rannten in der Menge mit. Schon jetzt warfen die keuchenden Männer in dem verzweifelten Bemühen, mit Fahrzeugen und Pferden Schritt zu halten, ihre Waffen weg. Angestrengte,
furchtsame Gesichter in einem Dutzend verschiedener Hautfarben musterten argwöhnisch die teilweise blockierte Straße und die Gebäude zu beiden Seiten.
Der berittenen Vorhut gefiel nicht, was sie sah, also erstatteten die Männer Meldung und zogen Gewehre und Flinten aus den Futteralen an ihren Sätteln.
Valentine nickte Ahn-Kha zu, worauf dieser in das runde Horn stieß. Auf- und abebbendes Heulen erfüllte die Luft.
Breitschultrige Grogs drängten sich an den Fenstern und Türen im Erdgeschoss der Baracke. Valentine hörte Schüsse von oben. Pferde brüllten, stürzten, als ihre Reiter flüchten wollten, aus dem Sattel fielen oder sprangen.
Valentine fällte zwei uniformierte Jamaikaner, die Befehle hinausbrüllten. Die PPD ratterte ihren harten Rhythmus, als er auf die Menge zielte und kurze Feuerstöße abgab. Ahn-Kha nahm mit seinem Gewehr methodisch die aluminiumbewehrten Kabinen der Trucks ins Visier. Die Kaliber.50-Patronen hinterließen daumendicke Löcher in den Metallplatten und trafen die Fahrer in den Kabinen.
Hülsen fielen wie ein Messinghagel von den Balkonen, als die Jamaikaner ihre Magazine in die Menge entleerten.
Das Motorrad heulte auf. Sein uniformierter Fahrer gab Gas, lenkte geschickt um die sterbenden Pferde herum und zwischen den Hindernissen hindurch. Dabei hob er den Hintern aus dem Sattel, um in der wilden Slalomfahrt das Gleichgewicht zu halten. Die farbenfrohen Insignien an seiner Uniform verrieten Valentine seine Identität: Hsei. Er feuerte, aber er verfehlte den rasant flüchtenden Mann.
»Ahn-Kha! Das Motorrad!«, brüllte er.
Ahn-Kha richtete sich auf und nahm eine Patrone aus dem Mund. Im Kampf hielt der Grog stets einige Patronen
zwischen den Lippen, klemmte andere mit seinen flexiblen Ohren am Kopf fest und wieder andere zwischen die Finger. Er klappte den Verschluss seines Gewehrs zu, zielte und schoss. Der Aufprall der Kugel warf den Fahrer gewaltsam auf den Lenker des Motorrads, das zur Seite schleuderte und verunglückte.
Ein Truck mit einem toten Fahrer schoss frontal in den Straßengraben. Beifahrer und Fracht flogen über das Führerhaus hinweg zu Boden. Der nachfolgende Laster hielt an. Tote Pferde versperrten ihm den Weg.
Jamaikaner
Weitere Kostenlose Bücher