Vampire Earth 4 - Saat der Nacht
das alte landet im Augenblick wahrscheinlich gerade in Berlin.«
Valentine beendete seine Runde um das Lager. Die Männer waren besser gestimmt, als er erwartet hatte: Die Schlächter zu töten und den feindlichen Vorstoß abzuwehren, hatte ihnen Selbstvertrauen gegeben.
Ihr Erfolg beruhte auch auf Becks Verteidigungsmaßnahmen. Dort, wo die Hänge leicht passierbar waren, waren Lichtungen geschlagen worden, um den Schützen ein offenes Gelände zu bieten, und für die Männer, die die Waffen führten, gab es Schützenlöcher und -gräben, viele davon mit Holz verstärkt. Noch immer wurden Erdlöcher gegraben, in denen die Männer vor Granatbeschuss Zuflucht suchen konnten. Hinzu kamen Verbindungsgräben, die bis zu der ebeneren Hügelkuppe hinaufführten, so dass die Männer gefahrlos Lebensmittel und Wasser in die Bunker bringen konnten. Außerdem wurden Wege, auf denen ein Vorstoß wahrscheinlich erschien, vermint und Stolperdrähte gespannt. Valentine sah, wie einer von Kesseys - jetzt Hansons - Vorgeschobenen Beobachtern die anderen Soldaten über die Zielgebiete für das Abwehrfeuer aufklärte. Mit einem einzigen Codewort konnte er Mörserbeschuss für die Angreifer anfordern.
Er kehrte zum Hauptquartier zurück und erkundigte sich, wo Styachowski zu finden war. Sie war am üblichen Platz unter dem Lautsprecher in der Funklounge und aß einen Teller Milchreis. Ihre Haut sah wieder durchscheinend aus; sie hatte zu viel von sich gefordert.
»Was ist das?«, fragte Valentine.
»Milchreis. Narcisse hat ihn gekocht.«
»Schlafen Sie eigentlich nie? Sie waren die ganze letzte Nacht auf.«
»Dem Funk zuhören ist wie schlafen. Dabei kann ich gut abschalten. Was ich wirklich brauche, ist Essen.«
»Ich würde Sie lieber flach auf dem Rücken liegen sehen.«
»Major, mir scheint, Sie haben sich gerade zu einer sexuellen Anzüglichkeit im Sinne der Militärgesetzgebung hinreißen lassen.«
Valentine prustete. »Das habe ich nicht gemeint, und das wissen Sie.«
»Ich habe nur versucht, witzig zu sein. Sie sehen aus, als könnten Sie ein wenig Spaß vertragen.«
»Hank Smalls wird vermisst. Seit letzter Nacht. Hanson hat ihn mit einer Botschaft losgeschickt, und er ist nicht mehr zurückgekommen.«
»Schlächter?«
»Schon möglich. Wir wissen nicht, wie viele sie geschickt haben, nur, wie viele wir getötet haben. Armer Junge.«
»Und natürlich machen Sie sich jetzt Vorwürfe.«
Darauf ging Valentine nicht ein. »Ich habe Sie nicht ohne Grund aufgesucht«, sagte er. »Ich brauche Ihre Hilfe. Was halten Sie davon, den Arbeitsplatz zu wechseln?«
Ihre Miene hellte sich erkennbar auf. »Die Bären? Ich weiß, Lieutenant Nail wurde wieder verwundet …«
»Sorry. Hanson traut sich die Verantwortung für die Geschütze nicht zu. Ich würde Sie gern in dieser Position sehen.«
Styachowski schürzte die Lippen. »Ich kenne mich nur mit Mörsern aus.«
»Aber Sie beherrschen die Theorie, richtig?«
»Natürlich.«
»Sie haben bisher alles geschafft, worum ich Sie gebeten habe. Das schaffen Sie auch. Die Geschütze müssen gewartet und schussbereit gehalten werden. Sie sind der Grund, warum die Quislinge hier festsitzen.«
»Major Valentine, ich habe eine Frage, wenn Sie gestatten.«
»Schießen Sie los.«
»Letzte Nacht haben Sie mich in die Funkzentrale geschickt. Das ist der sicherste Ort auf diesem Hügel. Selbst ein Schlächter hätte Probleme, die Tür aufzubrechen, die Solon hat einbauen lassen. Warum wollten Sie mich gerade dort haben?«
»Mir fällt auf, dass Sie nicht dort geblieben sind. Sie sind meine Stellvertreterin. Ich konnte nicht riskieren, dass wir beide getötet werden.«
»Ich übernehme die Geschütze, wenn Sie meinen Platz im Hauptquartier übernehmen. Ich habe gehört, was Sie gestern Nacht getan haben. Sie sind im Dunkeln rumgelaufen, als es da draußen vor Schlächtern gewimmelt hat. Allein der Gedanke daran ängstigt mich schon den ganzen Tag.«
»Fürchten Sie sich davor, das Kommando übernehmen zu müssen?«
»Das nicht. Ich …«
»Kurier, Major Valentine«, rief ein Stabssoldat. »Ein Kurier ist eingetroffen. Sie fragt nach Ihnen, und sie sagt, Sie sollen sich beeilen.«
»Sie?«
»Ja. Ist plötzlich an der Westseite aufgetaucht. Hübsches Mädchen, rotes Haar, sagt, sie sei Ihre Mama, aber dafür ist sie zu jung. Ich glaube, sie ist die Klippe heraufgeklettert. Genau wie die Schlächter.«
»Wo ist sie?«
»Im Hauptspeiseraum. Sie isst gerade.«
»Danke.«
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