Vampire Earth 4 - Saat der Nacht
dann ertönte über die Verstärkeranlage des Turms dreimal das Wort Gas. Er nahm Styachowski die Brechstangen ab und zog sie hoch.
Valentine kletterte über das Baugerüst zum ersten Stock. Styachowski folgte ihm, und sie machten sich mit den Brecheisen an der stählernen Absperrung eines Fensters an die Arbeit. Die Schutzvorrichtung bestand nicht aus einfachen Metallstreben, sondern aus einem Gitter, das darauf ausgelegt war, Panzerfäuste abzuwehren. Dahinter steckte lediglich Karton in dem Rahmen, der eigentlich eine dicke Glasscheibe halten sollte, aber die Gitterstäbe versperrten ihnen den Weg.
Styachowski brüllte ihren Frust hinaus.
Valentine führte seine Brechstange näher an ihre heran. Gemeinsam, Schulter an Schulter, zerrten sie an dem Gitter, und Styachowskis Muskeln fühlten sich an wie Werkzeugstahl.
»Graaaaa!« Styachowski stemmte sich gegen das Gitter, stützte sich mit dem Bein an der Mauer des Turms ab. Wieder zerrten sie mit aller Kraft …
Und das Gitter gab nach und riss das Mauerwerk über und unter der kleinen Fensteröffnung mit sich. Styachowski riss so lange an dem Gitter, bis die Öffnung groß genug war, dass sie hindurchkriechen konnten.
Mit wilden, brennenden Augen schwang sich Styachowski hinein und trat dabei den Karton weg. Schwaden grünen Rauchs waberten durch den Raum hinter dem Fenster, und der Gasalarm blökte immer noch alle zehn Sekunden dreimal hintereinander. Im Inneren des Turms waren die Bauarbeiten noch nicht abgeschlossen. Die Wände bestanden bisher lediglich aus Hohlblocksteinen mit einem Grundanstrich.
Valentine fühlte ein Knistern in seinem Geist, als liefe ein Mann mit einer Wunderkerze durch ein leeres Stadion. Oder zwei oder drei, winkend, die sich mit ihren Wunderkerzen einander näherten und wieder auseinandergingen, so dass die Funken wie Fischschwärme verschmolzen und sich wieder voneinander lösten. Und in diesem Gefühl lauerte die kältere, finstere Nähe der Schlächter.
»Runter. Sie sind unten im Keller und laufen nach Norden.«
»Woher wissen Sie das? Ich höre nichts außer diesem beschissenen Alarm«, sagte Styachowski auf der anderen Seite des Raums, die Waffe auf den Korridor gerichtet.
»Ich weiß es einfach. Suchen Sie die Treppe.«
Der Turm war in irgendeinem kurischem Architekturstil erbaut. Die »Treppe« war eine enge, spiralförmige Rampe in einer Ecke des höchsten Turmabschnitts. In den Pausen zwischen den Alarmsignalen der Sirene konnte Valentine Schritte auf den Stufen über ihnen hören. Die Quislinge oder Bauarbeiter oder wer auch immer waren klug genug, so hoch wie möglich hinaufzusteigen, um sich vor dem in Sicherheit zu bringen, was sie für ein tödliches Gas hielten.
Etwas veränderte sich in der Luft, kaum dass sie unter der Erde waren. Sie kamen zu einem Korridor. Die Lampenhalterungen und der Boden verrieten Valentine, dass er aus der Zeit vor 2022 stammte. Ein uniformierter Mann mit einer Gasmaske führte einen anderen, der sich mit der Hand an ihm festhielt, zu der Treppe. Keiner von beiden konnte durch die Augenöffnungen der staubigen alten Masken viel erkennen, und sie tasteten sich durch den Korridor, als spielten sie Blinde Kuh. Einer hatte ein Funkgerät vor seiner Brust baumeln.
Die Kur waren immer noch unten und bewegten sich irgendwohin. Wo war das Rattenloch, das zu Xray-Tangos altem Hauptquartier führte?
Valentine und die Bärin hasteten den Korridor entlang und setzten den Männern nach. Valentine hörte eine knisternde Stimme im Funkgerät.
»Townshend, Townshend, wie ist die Lage? Ist Gas im Turm freigesetzt worden?«
Als Valentine den Mann mit dem Funkgerät passierte, versetzte er ihm einen soliden Faustschlag in den Verdauungstrakt. Der Mann fiel ächzend auf die Knie. Den anderen erwischte Valentine mit dem Schaft des Maschinengewehrs unter dem Kinn.
»Hilfe … haaaaaaaaaa … Hilfe«, keuchte der Mann mit dem Funkgerät ins Mikrofon. Sein Ringen um Atem klang ausreichend echt. Valentine versetzte ihm einen Tritt an den Hinterkopf. Der Kopf des Quislings gab ein Geräusch ab wie ein angestochener Volleyball, als er von der Wand abprallte, und er fiel mit dem Gesicht auf das Funkgerät, bewusstlos oder tot.
»Val, hier«, sagte Styachowski, als sie einen Raum am Ende des Korridors kontrollierte.
Es war der Technikraum. Kabel schlängelten sich vom Boden aus die Wand hinauf und über die Decke, Verteilerkästen
und Schutzschalter säumten eine Wand. Aus einem dahinterliegenden Raum
Weitere Kostenlose Bücher