Vampire Earth 4 - Saat der Nacht
führte eine weitere Treppe in die Tiefe. Die Stahltür zu diesem angrenzenden Raum war aus den Angeln gerissen worden. Valentine erkannte die Klauenabdrücke eines Schlächters und fing erneut die mentale Signatur flüchtender Kur auf, dieses Mal klarer.
»Sind Sie bereit?«, fragte er Styachowski.
Sie nickte und zeigte ihm den hochgereckten Daumen.
Er gab ihr zwei seiner vier Schnellholzpflöcke. »Vergessen Sie nicht, sie können das Aussehen eines Hundes annehmen oder was immer. Töten Sie einfach, was immer Sie sehen. Es sei denn, Sie sehen einen anderen Bären oder mich. Nein, streichen Sie das. Wenn Sie noch jemanden wie mich sehen, töten Sie den auch. Ich hoffe nur, Sie erwischen den Richtigen.«
»Ja, Sir.«
»Dann los.«
Sie gingen hinab in einen Heizungskeller, dessen Tür zu dem dahinterliegenden Gewölbegang offenbar schon länger fehlte. Zwei Quislinge mit Kapuzen mit eingearbeiteten Gasmasken zum Schutz vor chemischen Waffen standen auf der Schwelle.
Styachowski riss die Mini-14 hoch und schoss zweimal. Der Verschluss der schallgedämpften Waffe machte mehr Lärm als der Schuss selbst, und beide Männer brachen zusammen. Als Valentine einen Blick in den Gang warf, verpasste sie zur Sicherheit jedem der Quislinge noch eine zweite Kugel.
Es war ein kleiner Tunnel, nur wenig breiter als die Gänge auf der Thunderbolt . Alte Rohre und neuere Kabel verliefen über Wände und Decke, hier und da erleuchtet von Glühbirnen in dicken Plastikgehäusen, die an Einmachgläser erinnerten. Es roch nach feuchter Unterwäsche und undichten Rohrleitungen.
Der psychischen Fährte folgend wie ein Bluthund, lief Valentine als Erster auf die vorgebeugte, hoppelnde Art durch den Gang, die er sich als Wolf im Unterholz angewöhnt hatte. Er hörte Styachowski hinter sich. Dann und wann erklang ein Platschen, wenn sie in dem feuchten Tunnel in eine Pfütze trat.
Vom anderen Ende des schmalen Gangs drangen Schüsse an sein Ohr.
Das funkelnde, mentale Bild wurde klarer. Sie kamen. Mit ihren Schlächtern.
Valentine blieb stehen. »Sie haben kehrtgemacht.«
»Mist! Wie viele Schlächter?«
»Ich weiß es nicht. Einige.« Plötzlich wurde es dunkel in dem Korridor. Styachowski zog eine Leuchtfackel hervor, entzündete sie und warf sie in Richtung der herannahenden Schlächter in den Gang. Dann griff sie zu einer faustgroßen Metallkugel an ihrer Weste.
Sie zog den Stift der Granate. »Sollen wir sie noch behalten?«
»Nein, werfen Sie sie! Wenn ich es sage. Und falls es über Rot hinaus noch etwas gibt … Violett vielleicht, dann sollten Sie es mal versuchen.«
Styachowski zog ihr Bolomesser. Die Länge war gerade passend für den Tunnel. Valentine wünschte, er hätte sein altes Schwert mit der geraden Klinge bei sich. Er fühlte sich sonderbar leicht und furchtlos. Nur sein Mund war trocken wie verwittertes Holz, und seine Hände waren verschwitzt und schmerzten wegen der Verbrennungen, die er sich an dem Seil zugezogen hatte. Er verlagerte den Griff um Ahn-Khas Speerspitze.
Die Schlächter kamen wie eine Mauer des Todes auf sie zu, drei nebeneinander, die Mäuler geöffnet wie der leibhafte Kerberos.
»Jetzt«, sagte Valentine. Styachowski warf die Granate und griff zu ihrem Schnellholzspeer.
Die Schlächter achteten nicht auf die holpernde Granate, die erst hinter ihnen losging und sie in einer Woge aus Hitze und Lärm auf Bärin und Katze zuschleuderte. Valentines Geist meldete Schmerz und Verwirrung - seine eigenen Gefühle und die der Kur.
Styachowski ging auf den ersten Schlächter los, als wäre er nur eine schlecht ausgestopfte Vogelscheuche. Valentine konnte das Geschehen in dem schwachen roten Lichtschein der Fackel so deutlich erkennen wie bei hellem Tageslicht. Sie schlug ihm einen Arm ab und bohrte ihm das Schnellholz in den Hals. Ein anderer sprang ihr auf den Rücken wie ein Blitz, der von einem Blitzableiter angezogen zur Seite zuckte. Er schlang die Arme um sie und wollte ihr mit den Klauen den Brustkorb aufreißen, aber Valentine versenkte seinen Speer in der Schulter des Schlächters, versuchte, zu den Nervenstämmen vorzudringen, die aus seinem gepanzerten Schädel herabführten. Der Speer bohrte sich durch die Robe tief in den Körper und lockte einen wütenden Aufschrei hervor, das lauteste Geräusch, das Valentine je von einem Schlächter gehört hatte.
Plötzlich flog Valentine durch die Luft und krachte gegen die Tunnelmauer, gehalten von dem stählernen Arm des dritten
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