Vampire Earth 4 - Saat der Nacht

und nur die Krähen statten ihnen dann und wann einen Besuch ab. Ein seinem ursprünglichen Standort entrissenes Stoppschild steht auf der Parkplatzwiese zwischen den Leichen und der Zufahrtsstraße. Das Schild wurde weiß grundiert und schwarz beschriftet - die Farben sind bei der hastigen Arbeit ineinandergelaufen. SABOTÖRSLOHN steht darauf zu lesen.

    »Bullfrog mal wieder«, sagte Finner. »Der Hurensohn konnte noch nie richtig schreiben.« Er und Valentine kauerten in einem dichten Gestrüpp am Rand der improvisierten Pferdekoppel und beäugten die Toten aus ihrer
Deckung hinter Fliederbüschen, die den Winter unbeschadet überstanden hatten. Der Westwind wehte den Geruch fort von ihnen. Der Rest ihrer Kolonne rastete geschützt im Wald, etwa einen Kilometer entfernt, und verzehrte die Mittagsration aus dem Marschgepäck. Die Wölfe, die als Kundschafter dienten, hatten das offene Gelände in der Umgebung des alten Gewerbegebiets erkundet und dabei ein Gebäude entdeckt, das offenbar benutzt wurde. Als sie die Leichen gefunden hatten, hatten sie Valentine alarmiert.
    »Bullfrog?«, fragte Valentine.
    »Sergeant Bill Frum. Top Sergeant der Wachen, sagen jedenfalls die Männer seiner alten Einheit.«
    »Ein Guerilla-Kämpfer?«
    »In gewisser Weise. Er und seine Männer haben sich in Little Rock den Leuten von Solon angeschlossen, und die haben ihm einen Posten verschafft. Nur spielt er den Doppelagenten, oder wie immer Sie es nennen wollen. Er hat zwanzig oder dreißig treue Anhänger, außerdem zweimal so viele Teilzeit-Guerillas, die sich über die Gehöfte östlich von hier verteilen, und etwa zweihundert Männer drum herum, die angeblich Guerillas jagen. Vorwiegend schauen sie einfach weg.«
    Valentine las noch einmal die Blockschrift auf dem Schild. »Und was hat es mit den Toten auf sich?«
    »Tarnung.«
    »Was soll das heißen?«
    »Seine Guerillas kämpfen nicht direkt gegen die Streitkräfte der KZ. Sie schleichen mehr herum und greifen die Leute an, die mit den Kur kooperieren. Diese ausgebrannte Farm, an der wir gestern vorbeigekommen sind - ich wette, das war sein Werk.«
    Valentin erinnerte sich, dass die Kundschafter von Leichen in den Ruinen berichtet hatten.

    »Er ist eine nützliche Informationsquelle, soweit es die Straßen zwischen Little Rock und Hot Springs betrifft. Manchmal schickt er Boten, um Informationen oder Waren zu tauschen, die man ihm zur Verfügung gestellt hat. Beim letzten Tauschhandel hat er uns erzählt, sie würden die Bahnlinie südlich von Little Rock wieder in Betrieb nehmen.«
    »Er hat sich einige Mühe gegeben, die Leichen zu konservieren. Warum wohl?«, sinnierte Valentine.
    »Damit demonstriert er im Fall einer Kontrolle anschaulich, dass er Guerillas zur Strecke bringt. Ich weiß, dass er Deserteure erschießt, die versuchen, nach Texas oder Oklahoma zurückzukehren. Manchmal pickt er sich auch einen Ölsucher heraus, der aus Illinois oder Tennessee hergekommen ist, um hier illegal zu bohren, und dann brennt er noch dann und wann ein leerstehendes Haus im Zuge einer angeblichen ›Vergeltungsmaßnahme‹ nieder. Bullfrog hat eine Vorliebe für Feuer. Er brennt alles nieder, was zum Handel mit dem Feind benutzt wird - von einem Rollwagen bis hin zu einer ganzen Farm, und Einheimische, die sich dem Feind anschließen und Waffen tragen, verscharrt er.«
    »Er verscharrt sie?«
    »Bei lebendigem Leib in einem Sarg mit einem Belüftungsrohr, damit sie Zeit haben, über ihre Taten nachzudenken. Und dann behauptet er, die Guerillas wären es gewesen. Das hat jedenfalls Major Rojo erzählt.«
    Valentine stellte fest, dass er General Martinez und seinem alkoholschwangeren Lager gar nicht mehr so verächtlich gegenüberstand. Ihm wäre auch lieber, seine Leute würden die Disziplin schleifen lassen und saufen, ehe sie Menschen lebendig begruben. Valentine drückte sich dicht an den Boden und kroch in dem frischen Gras weg von den Leichen. Finner und seine Patrouille rasteten
in einem Hain junger Bäume auf dem ehemaligen Gartengelände.
    »Sie sagten, in diesem Gebiet wäre es ziemlich ruhig, Jess.«
    »Ruhig ist relativ, Val«, sagte Finner.
    »Besuchen wir die Einrichtung.«
    »Was? Wir alle?«
    »Nein. Die Kolonne soll sich in den Bergen versteckt halten. Ich möchte mir den Stützpunkt von diesem Bullfrog ansehen und herausfinden, auf welcher Seite er wirklich steht.«

    Getarnt durch Kudzu-Pflanzen kroch Valentine an dem Wrack eines Pick-ups entlang und bewegte dreimal