Vampire Earth 4 - Saat der Nacht
hier nicht mehr übrig als ich.«
»Ich brauche alle Informationen, die Sie über die feindliche Organisation am Arkansas River haben.«
»Das ist ein Haufen Material. Der Fluss ist bis rauf in die Ozarks so etwas wie ihr Rückgrat.«
»Sie müssen einen Weg für uns finden, ihn zu überqueren.«
»Abgesehen davon, Flachboote zu stehlen oder mit der ganzen Kolonne rüberzuschwimmen, fällt mir keiner ein. Die einzigen intakten Brücken sind in Little Rock, und das ist deren neues Hauptquartier.«
»Denken Sie darüber nach, tun Sie mir den Gefallen.«
Styachowski kniff die Augen zusammen, doch ihre Stimme klang fröhlich und beschwingt. »Ich kann nicht darauf zählen, dass die Fluten sich teilen, nicht wahr?«
»Tut mir leid.«
»Tja, so ist das. Als plötzlich ein Heiliger das Lager betreten hat, hatte ich die Hoffnung …«
Valentine lachte. »Wofür steht der Querstrich?«
»Jägerstab. Ich bin ein Bär, hab’s aber nie in ein Kampfteam geschafft. Es gab immer Ausreden.«
»Wozu sind Sie dann geweiht worden?«
»Ich wurde nicht geweiht. Ich wurde sozusagen hineingeboren. Das einzige Gefecht, das ich miterlebt habe, war Hazlett, und da war ich bei einem Mörsertrupp.«
»Ich war unterwegs dorthin. Von dem Gefecht habe ich nichts mehr gesehen. Ich war nur beim Aufräumen dabei«, sagte Valentine.
»Glück gehabt. Aber im Vergleich zu den letzten Monaten war das ein Picknick.«
»Eine Sache noch. Sie hatten während des Prozesses und danach eine harte Zeit. Ist alles in Ordnung mit Ihnen?«
Sie musterte ihn aus schmalen Augen. »Was meinen Sie?«
»Sie sehen nicht so aus, als ginge es Ihnen gut. Haben Sie genug geschlafen?«
Sie strich sich mit einer Hand durch das Haar und rieb sich anschließend den Nacken. »Ich sehe immer aus wie eine lebende Leiche. Machen Sie sich keine Gedanken.«
»Aber diese Streiterei im Zusammenhang mit dem Prozess. Das war keine leichte Sache.«
»Ich bin immer noch ein bisschen erschüttert und froh, dass wir eine Menge zu tun haben … ich werde heute einfach bis zum Umfallen arbeiten. Morgen geht es mir wieder besser.«
»Passen Sie auf, dass Sie nicht zu wenig schlafen. Das macht alles nur noch schlimmer.« Valentine sprach aus Erfahrung. »Manchmal ist ein Drink hilfreich.«
»Ich habe ganze drei Drinks in meinem Leben genommen, Captain. Zwei davon letzte Nacht nach all dem Ärger. Hat nicht geholfen. Danke, dass Sie mir wegen der Bärengeschichte zugehört haben. Lieutenant Nail hat nur gelacht. Unser guter General hat gesagt, mein Hirn wäre zu gut zum Kämpfen und mein Arsch zu knackig für eine Uniformhose. Ich hoffe, Sie werden mir eine Chance geben, mich zu bewähren.«
»Sie haben sich schon bewährt, als sie nach der Erschießung der Grogs eingeschritten sind.«
»Ich hätte schon früher einschreiten sollen. Ich habe viel zu lange zugesehen und abgewartet. Hätte schon vor langer Zeit meinem Gefühl folgen sollen. Als er angefangen hat, diese Harpyien einfach über uns wegfliegen zu lassen, ohne auch nur einen Schuss abzugeben …«
Sie ließ ihre Worte einen Moment wirken, und Valentine fragte sich, was ihr geistesabwesender Blick wohl zu bedeuten hatte. Dann schluckte sie und straffte die muskulösen Schultern. »Okay. Zeit, ein bisschen Vieh zusammenzutreiben
und mir die Karte vorzunehmen. Wenn Sie mich entschuldigen, ich habe viel zu tun.«
Colonel Meadows positionierte sich zwischen Valentine und Martinez, als sich die Kolonne zum Aufbruch bereitmachte.
»Sie haben nichts von mir zu befürchten, Meadows«, sagte Martinez und blickte zu Randolph hinauf, der auf einem höher gelegenen Felsen hockte. Randolph hatte sich entschieden zu bleiben, und nun saß er mit dem Gewehr auf dem Schoß auf seinem Stein und musterte die versammelten »Meuterer«.
»Diese ganze Farce habe ich zu verantworten«, sagte Meadows. »Wir hätten Sie während der ganzen Verhandlung in Ihrer Zelle in der Wachstube lassen sollen. Sie sind eine Schande, aber ich bin eine noch größere Schande, weil ich zugelassen habe, dass so etwas geschieht.«
Valentine blickte auf die Straße hinaus, die voller Menschen war. In ihren diversen Uniformen des Kommandos Süd, in Regenponchos, Mänteln und Hüten hatten sich die Leute zu Reihen formiert, alles in allem vielleicht sechshundert Soldaten und ein paar zivile Kräfte. Packpferde und Maultiere, angeleinte Schweine, Hühner und Gänse in Körben und insgesamt vier Wagen trugen das Ihre zu dem Lärm und dem Gestank bei.
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