Vampire Earth 4 - Saat der Nacht
die Hand, als wollte er einen Pfeil werfen. Hinter sich hörte er Styachowskis beschleunigten Atem. Sie hatte sich für die Glaubwürdigkeit der Informationen verbürgt, die Bullfrog ins Lager geliefert hatte; soweit sie es beurteilen konnte, hatten seine Informationen nie dazu geführt, dass Kräfte des Kommandos Süd gefangen genommen oder vernichtet worden waren. Nail, der zwanzig Meter voraus war, sah sich um und schlug peitschend mit dem Arm durch die Luft, woraufhin seine Bären sich aus der Grube vor dem schokoladenfarbenen Bürogebäude erhoben - Valentine nahm an, dass sie einmal als Zierteich gedient hatte - und auf das Haus zuliefen. Zwei blieben zur Deckung zurück. Als Nail an der Tür erneut winkte, rannten sie hinterher.
Valentines alte Wolfssinne übernahmen, und er lauschte den Schritten, den leisen Rufen, dem Krachen von etwas Schwerem, das umgeworfen wurde.
»Blue Tick! Blue Tick! Blue Tick!«, rief Nail. Die Bären hatten die Tür des Bürogebäudes erreicht. Einige mit Brettern vernagelte Fenster waren mit STATION 26 beschriftet.
»Sie flüchten!«, brüllte Nail.
Valentine erhob sich und weitere dreißig Mann mit ihm. Sie trotteten in das Foyer, das gefegt worden war, aber voller Wasserpfützen. Es erstreckte sich über alle drei Stockwerke des Hauses bis hinauf zu geborstenen Oberlichtern und bildete den Zugang zu allen anderen Teilen des Hauses. Nach Jahren ungehinderten Wucherns hatten sich Pflanzen in den oberen Etagen ausgebreitet, deren Wurzeln sich den Platz an den Wänden nun mit alten Stromkabeln und neueren Telefonleitungen teilten. Valentine und Styachowski folgten dem Fingerzeig eines Bären namens Ritter eine Treppe hinunter. Finner wartete unten auf sie. Am Ende der Stufen lag verdächtig frisch aussehendes Laub.
Sie gingen einen elektrisch beleuchteten Korridor hinunter, gerade rechtzeitig, um zuzusehen, wie Nail sich gegen eine verschlossene Kellertür warf.
»Aufmachen, Sergeant Frum«, rief Nail. »Kommando Süd. Einsatzverifizierung Piep-Drei.«
»Das ist veraltet«, sagte Styachowski, die nach dem Sprint husten musste.
Valentine musterte die Betonsteinwände. Schwere Stahlträger stützten die Zementdecke über ihnen. Dieser Bulldog hatte seinen Panikraum oder sein Versteck oder seinen bombensicheren Bunker klug ausgesucht.
»Das Kommando Süd hat für dieses Jahr kein neues Passwort ausgegeben«, sagte Nail. »Das ist das letzte gültige Passwort.« Dann, zur Tür gewandt: »Kommen Sie schon, Sergeant. Piep-Drei. Hier ist Lieutenant Harold Nail von Volmers Bären.«
Valentine legte ein Ohr an das kalte Metall und lauschte. Sollte sich jemand auf der anderen Seite der Tür aufhalten, so rührte er oder sie sich nicht.
Finner hämmerte an die Tür. »Jess Finner hier. Um Himmels willen, Bullfrog, hör auf mit dem Mist und mach auf.
Anderenfalls pusten diese Bären dich hier raus. Ich verarsche dich nicht, Kumpel.«
Valentine hörte ein unverkennbares Klicken an der Tür und atmete erleichtert auf. Sie besaßen keinen Sprengstoff, mit dem sie Finners Drohung hätten wahrmachen können.
Die Tür öffnete sich, und helles Licht fiel in den Korridor. Es bohrte sich wie eine Klinge in Valentines Augen und bescherte ihm augenblicklich Kopfschmerzen. Er konnte gerade noch die vagen Umrisse Licht gesäumter Köpfe und Gewehrläufe ausmachen.
»Hey!«, sagte er und streckte die Hände aus. »Freunde, okay? Mein Codename ist Ghost, Katze des Kommandos Süd.«
»Es gibt kein Kommando Süd mehr«, widersprach ihm eine tiefe Stimme, so glatt wie verschüttete Buttermilch.
»Sie nennen mich ›Sir‹, Sergeant. Und machen Sie das Licht aus.«
»Ich wollte mich nur vergewissern.« Das Licht erlosch, und Valentine konnte ein Dutzend angespannter Gesichter und schussbereiter Waffen vor der unscheinbaren, grüngrauen Büroeinrichtung ausmachen.
»Ich wollte mich nur vergewissern, Sir«, korrigierte Valentine.
»Ich blase Ihnen nicht den Kopf weg, und ich nenne Sie nicht ›Sir‹. In einem Punkt ändere ich meine Meinung vielleicht noch. Wie ich schon sagte, es gibt kein Kommando Süd, das rechtfertigen würde, Sie ›Sir‹ zu nennen. Die haben uns im Regen stehen lassen, genau wie meinen Opa, damals,’22.« Ein Mann, dessen Proportionen ein wenig an Ahn-Kha erinnerten, trat vor und füllte den Türrahmen aus. Er streckte die Hand aus. »Hallo Jess. Ich musste sichergehen, dass da keine Wumme auf deinen Kopf zeigt. Ich bin Bill Frum. Was kann ich für euch tun,
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