Vampire Earth 4 - Saat der Nacht
bedienen könnte, würde seine Kolonne vielleicht den Rest des Weges bis zu den Boston Mountains schaffen. Sie hatten jetzt schon zu wenig zu essen; siebenhundert Leute auf Wanderschaft konnten nicht nur von erlegten Kaninchen und wild wachsendem Lauch leben. Frums Sturheit könnte für seine Kolonne das Ende bedeuten.
Er musste sich Erleichterung verschaffen. Eine Stunde Holzhacken würde vielleicht reichen, seine Festplatte zu formatieren. Er überlegte, was diese Phrase eigentlich zu bedeuten hatte.
»Teufel auch, Sir, Sie sehen aus wie ein Bär, der sich auf einen Kampf vorbereitet«, drang eine Stimme von der anderen Seite von Arkansas in seine Gedanken.
»Was?«, fragte Valentine, um Zeit zu schinden und in den Raum mit den toten Servern zurückzufinden.
Nail stand in der Tür und kratzte sich an den Nachmittagsstoppeln in seinem Gesicht. Der Bärenoffizier legte eine halb gegessene Lasagne-EPa auf einen der alten Computer und verschränkte die Arme, als hätte ihn jemand in eine Zwangsjacke gewickelt, stellte die Füße dicht zusammen und wippte auf den Absätzen. Valentine ging auf, dass Nail seine Haltung nachahmte. »Sie sehen aus wie eine zusammengequetschte Sprungfeder.«
»Kurz vor dem ›Boing‹, was?« Valentine zwang sich, sich zumindest äußerlich zu entspannen. »Ich sage Bescheid, bevor es so weit ist.«
»Ich habe sechs Jahre mit Bären gearbeitet, Captain. Ich bin so was gewohnt. Mich hat mehr der starre Blick ins Nirgendwo irritiert. Liegt irgendwas in der Luft?«
»Nein. Ich sollte zu Post und Meadows zurückgehen.«
»Wissen Sie, Sir, wir haben genug Männer, um diesen Laden auszuräumen. Hier gibt’s’ne Menge Zeug, das wir gut brauchen könnten. Der alte Frum könnte einfach behaupten, sein Stützpunkt wäre unerwartet überfallen worden.«
»Der Sergeant hat hart für diesen Stützpunkt gearbeitet. Ich möchte den Kur keinen Anlass liefern, ihn auszuwechseln.«
»Ich hätte trotzdem nichts dagegen, Bullfrog ein bisschen zu stutzen. Der ist schon zu lange der Platzhirsch in diesen Wäldern und bildet sich ein, er könnte allein darüber bestimmen, was gut und was böse ist. Ich kämpfe nicht gern gegen Zivilisten, ob sie nun zu uns gehören oder zu denen.«
Diese Worte gaben Valentine ein angenehmes Gefühl von Wärme. Er sah einen Lichtschein unter Frums verschlossener Tür. »Ich auch nicht. Begleiten Sie mich?«
Valentine zog mit dem Zeigefinger eine Linie unter den WIR SIND DIE ANGESCHMIERTEN-Schriftzug an der
Wand, als er hinausging. Draußen nickte er einem von Bullfrogs Guerillas zu. Der Mann war tropfnass und hatte sich ein Handtuch um den Leib gebunden. Offensichtlich kam er gerade aus dem improvisierten Badezimmer zurück - Bullfrog hatte die alte Hausmeistertoilette zu einer Ein-Mann-Dusche umgebaut. Valentine folgte seinen Ohren zum Kasino, wo Bullfrog mit Finner Belanglosigkeiten über die letzten paar Monate austauschte.
»In letzter Zeit sind Züge voller Soldaten nach Süden und Westen unterwegs gewesen«, hörte Valentine, als sie näher kamen. »Fremde Truppen, die jetzt mit Güterwagen voller Plündergut und Gefangener zurück nach Hause fahren. Solange die Nachtwache sich von Little Rock und den Bahnstrecken fernhält, herrscht Ruhe in diesen Bergen. Wenn ich mich an der Eisenbahn vergreife, schicken die mir sofort ein ganzes Regiment …«
»Bullfrog, ich übernehme«, bereitete Valentine den großen Worten ein Ende.
Bullfrog hatte ein Bein auf den Tisch gelegt, und das abgenutzte Waffelmuster der Stiefelsohle zeigte auf Valentine wie ein religiöses Zeichen zur Abwehr des Bösen.
»Sie übernehmen was?«
Valentines Herz setzte kurz aus, als er sah, wie Bullfrogs Hand auf sein Halfter fiel.
Valentine steckte die Daumen hinter seinen Gürtel. »Ihre Einheit. Sie wird bis zu meiner Abreise Befehle von mir entgegennehmen.«
»Das bezweifle ich. Die hören auf mich.«
»Ich habe nie etwas anderes behauptet, aber ich bin der Ranghöhere von uns. Ich erteile die Befehle, Sie bestätigen sie und kümmern sich um die Organisation und die Ausführung. So, wie man es im Kommando Süd von jeher gemacht hat.«
Bullfrog seufzte. »Das schon wieder. Ich sagte Ihnen bereits, ich werde nicht …«
»Sie werden, oder ich mache Hackfleisch aus Ihnen.«
Der Sergeant erhob sich. Valentines Augenhöhe befand sich knapp unter Bullfrogs Schlüsselbein. »Sie denken, Sie könnten mich schlagen?«
»Wenn Ihnen mein Wort nicht reicht.«
»Wenn Sie so scharf auf eine
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