Vampire Earth 4 - Saat der Nacht
darauf, einen Schlag für ihre Sache zu führen, der ein größeres Vernichtungspotenzial hatte, als er es selbst mit ganzen Batterien schwerer Artillerie hätte erhoffen können.
Und dennoch trieb er seine Männer in den Kampf gegen den Fluss. Selbst Ahn-Kha stand hüfttief im kalten Wasser, nahm sich kaum Zeit zum Essen und senkte seine langen Arme wieder und wieder in den Fuß des Damms, um Schächte für die Pumpen zu graben.
Durch die endlose Arbeit gewöhnten sich die Männer daran, unter Quislingen zu leben. Als Tucker und seine Männer neue ATM-Uniformen verteilten - in Meergrün und Brauntönen, darunter einige, die aussahen, als wären sie aufgearbeitet und umgefärbt worden -, brachte Post die Leute zu Narcisse, die die Stirn jedes Einzelnen auf Voodoo-Art salbte. Sie schmierte ihnen eine rote Paste auf die Haut und streifte ihren Kopf und Hals mit einer gepuderten weißen Feder, während sie einen Gesang in haitianischem Kreolisch erklingen ließ. Sogar Styachowski unterzog sich der Prozedur gut gestimmt, nachdem Narcisse ihr und Valentine erklärt hatte, es sei alles nur Schau: Die Paste bestand aus Winterbeeren mit einem Hauch Giftsumach, der ein leichtes Prickeln auslöste. Narcisse versprach den Männern, das Ritual würde ihnen helfen, den Feind zu narren und ihre Zunge zu hüten, und jedem zum Fluch werden, der ihre wahre Identität absichtlich preisgab, so dass jeglicher Lohn durch die Kur zu Asche und ihr Herzblut zu Sand werden solle. Valentine beobachtete M’Daws Gesicht, als er sich der Salbung unterzog; für ihn wäre ein Messingring drin und ein Stück Land nach eigener Wahl, liefe er wieder zu seinen alten Herren über, und das wäre so einfach. So unglaublich einfach. Nur ein, zwei Worte für das rechte Ohr im falschen Augenblick. Doch M’Daw hatte gegenüber Narcisses Macht einen gesunden Respekt entwickelt, als sie seine Gedärme in das biologische Äquivalent eines Feuerwehrschlauchs verwandelt hatte. Unter ihrer Berührung zuckte er zusammen, als hätte sie ihm einen elektrischen Schlag versetzt.
Valentine hatte überlegt, ob er jemanden, der zurückhaltend, aber verlässlich war, beispielsweise den texanischen Fahrer Jefferson, dazu abstellen sollte, M’Daw im Auge zu behalten, aber der alte Quisling war so bereitwillig marschiert wie alle anderen und hatte sich nie beklagt. Valentine war geneigt, ihm zu vertrauen. In der derzeitigen Zwangslage all seine Sorgen im Blick zu behalten war, als wollte er jeder einzelnen Ameise nachgehen, die aus einem zertretenen Ameisenhügel hervorquoll.
Mrs Smalls war die Einzige, die von der Zeremonie ausgenommen war, aber Narcisse sorgte als Köchin und Hebamme für die schwangere Frau. Sie und ihr Mann waren in ihr Zelt verbannt worden. Ihr Bauch hatte sich gesenkt, und sie rechneten jeden Tag mit ihrer Niederkunft.
Valentine dachte an Mrs Smalls, als er an dem Abwassergraben auf und ab ging und zusah, wie die nächsten zwei Lastwagenladungen Sand und Sandsäcke sich ihren Weg zu den schaufelschwingenden Gefangenen bahnten.
»Ihre Schicht ist seit einer halben Stunde vorbei, Sir«, sagte Styachowski und reichte ihm eine Tasse mit Kaffeeersatz auf Basis gerösteten Chicorées, der mit Melasse gesüßt war, bis er an Sirup erinnerte. Unter den Getränken, die sie in größeren Mengen herstellen konnten, kam diese Mischung echtem Kaffee am nächsten.
Valentine trank und sah Styachowski durch den Dampf an. Selbst wenn sie klatschnass war, schaffte sie es noch, gepflegt auszusehen, trotzdem waren da die dunklen Ringe unter den Augen, die durch ihre Blässe noch betont wurden. Styachowski hatte sich am Flussufer als unermüdlich erwiesen und selbst dann noch weitergearbeitet, wenn Männer, die doppelt so groß waren wie sie, bereits vor Erschöpfung zusammengebrochen waren.
»Ich schaffe schon noch ein paar Stunden. Sie sollten zwei Stunden mehr im Trockenen in Ihrer Koje zubringen, Styachowski.«
»Ich kann …«
Er sah sich zu den Gefangenen um. »Hey, ihr zwei da, stopft sie nicht voll wie Würste, sonst platzen sie unter dem Druck auf.«
»Entschuldigung, Sir«, antwortete der Gefangene mit der Schaufel. Er trug eine ausgebleichte Uniform der Wachen. Ein orangefarbener Schriftzug auf dem Rücken und am Hosenbein kennzeichnete ihn als Kriegsgefangenen.
»Entschuldigen Sie, Styachowski, was sagten Sie gerade?«
»Nichts, Sir.«
»Dann verschwinden Sie. Ich übernehme für Sie.«
»Sie beide geben nie auf«, sagte Styachowski und
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