Vampire Earth 4 - Saat der Nacht
nicht genau das tun, was ich Ihnen sage, wird Ahn-Kha Ihren Bruder töten und Sie verbringen den Rest Ihrer Zeit hier in einem Tigerkäfig. Direkt am Damm, damit wir, falls er bricht, alle noch lautstark gewarnt werden, ehe Sie ertrinken.«
Abicas Augen flatterten, und Valentine starrte ihn so lange an, bis der Mann den Blick senkte.
»Wenn wir alles richtig machen, wird Ihr Bruder schon heute Nacht bei Ihnen im Zelt sein.«
Der Private und sein Sergeant entspannten sich bei diesen Worten erkennbar. Valentine rang sich ein freundliches Lächeln ab. »Aber vorher müssen Sie ein bisschen schauspielern, Abica.«
Auf dem Formular stand:
EINGESCHRÄNKTE BEGNADIGUNG
Dieses Dokument gewährt vorläufige Immunität für alle vorangegangenen Straftaten wider die kurische Herrschaft. Mit seiner Unterschrift schwört der Antragsteller allen zurückliegenden Verbindungen vollständig und unwiderruflich ab, bittet um Vergebung für seine Verbrechen und um die Privilegien und Vorzüge der Mitgliedschaft in der menschlichen Gemeinde.
Ich, ___________________________________, wünsche meinen Platz im Großraum Trans-Mississippi einzunehmen und seinen Schutz in Anspruch zu nehmen. Ich erkläre, ich
werde Anweisungen meiner rechtmäßigen Vorgesetzten befolgen, die mein Leben fordern werden, sollte ich meinen Eid brechen.
Ein gesondert ausgewiesener Bereich in der rechten unteren Ecke blieb frei für das billige metallbeschichtete Siegel.
Valentine saß an seinem Feldtisch, einem etwas windschiefen Büromöbel, das recht wackelig auf dem Sperrholzboden seines Zelts stand, und hasste sich für das, was er nun zu tun hatte. Dieses kleine Theater war die einzige Möglichkeit, und sollte es danebengehen …
Ungelegte Eier. Das Formular hing mit einem Dutzend anderer der gleichen Art an einem Klemmbrett, welches samt einem daran festgebundenen Stift neben einem überdimensionierten Schnapsglas lag.
Der Gefangene, dessen Augen im Licht der einzelnen Glühbirne von seinen Brauen überschattet wurden, stand vor ihm, Abica gleich dahinter, sein Sergeant direkt vor dem Zelt. Ahn-Kha musste sich in dem niedrigen, mit Segeltuch bespannten hölzernen Zeltgerüst ein wenig bücken. Der Regen nahm zu und wieder ab und erinnerte Valentine an das Geräusch der milden Brandung an der Küste von Texas.
»Scotch?«, fragte Valentine und goss etwas von der bernsteinfarbenen Flüssigkeit aus einer nicht etikettierten Flasche in das Glas. Man hatte ihm gesagt, dies sei seine Whiskey-Zuteilung, doch Scotch hörte sich in seinen Ohren besser an. »Ist kalt da draußen.«
»Hast du das unterschrieben?«, fragte Clipton Abica seinen Bruder. Seine Haut spannte sich im Gesicht, und Valentine sah, dass eine Braue zuckte.
»Das musste ich. Ich hatte die Wahl zwischen dem und dem Güterwagen, und ich wollte nicht meine letzte Fahrt antreten und mich nach Dallas schicken lassen. Das ist ein guter Dienst, Bruder. Das Essen ist besser …«
Valentine tippte auf das Klemmbrett. »Junge, hier ist der Krieg vorbei. Wir stellen uns neu auf. Es ist besser, selbst über die Aufstellung zu bestimmen, als über sich bestimmen zu lassen. Ich brauche niemanden mehr, aber Ihr Bruder hat so nett gefragt. Er ist ein kluger Mann, und für einen weiteren klugen Mann findet sich immer noch ein Plätzchen.«
Clipton Abica schüttelte den Kopf und sah mehr seinen Bruder als Valentine an.
»Sechs Jahre, danach können Sie, wenn Sie wollen, ein kleines Stück Land bekommen. Ich werde Ihren Bruder in Kürze zum Corporal machen, und ich bin überzeugt, auch Sie können den Aufstieg schafften. Dann suchen Sie sich ein nettes Mädchen, Sie können sich auch eine der Gefangenen aussuchen, die auf ihren Abtransport warten. Es ist ein hartes Leben, aber es ist ein Leben. Jeder Gefangene, den wir nicht aufnehmen …« Valentine deutete mit einer Handbewegung hinaus zu dem herabströmenden Wasser.
Dake Abica meldete sich zu Wort. »Tu es, Bruder. Denk an Ma und Sinse und unsere Cousins und Cousinen. Die sitzen da irgendwo fest. Es wird ihnen nicht helfen, wenn wir sterben.«
Clipton Abica ergriff das randvolle Schnapsglas und schnüffelte genüsslich an dem Whiskey. »Besser als gefilterte Bremsflüssigkeit.«
»Allerdings«, sagte sein Bruder.
Clipton kippte den Whiskey hinunter und stellte das Glas neben das Klemmbrett. Dann tat er plötzlich einen Satz, spuckte den Whiskey seinem Bruder und Valentine ins Gesicht und schleuderte das Klemmbrett über den Tisch zu
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