Vampire Earth 5 - Verräterblut
einem festen Dach fand. Der Mann hinter ihr, dessen Oberkörper unbekleidet war, hatte einen Verband um den Bauch. Die dritte Person, eine fleischige, grauhaarige Frau, hielt offenbar die Tradition aufrecht, derzufolge der dritte Reiter älter zu sein hatte.
»Passen Sie bei den nicht aufgezäumten Würmern auf die Bartdornen auf«, warnte Zak Valentine. »Tikka! Sieh dir nur an, was du für einen Ärger ausgelöst hast«, rief er dann.
Sie winkte ab. »Sag das der Herde.«
Zak drehte sich zu Valentine um. »Der Disponent gestattet uns nicht, gemeinsam zu reiten. Zu viel Streiterei.«
»Ich dachte, üblicherweise würden nur Vettern diese Form von Streit pflegen.«
Zak zwinkerte ihm zu. »Sie streiten … oder sie küssen sich. Was mich betrifft, so macht mir beides kein schlechtes Gewissen. Ich bin adoptiert.«
Valentine verbrachte den Rest des Tages in einem Zustand unbestimmter Besorgnis. Duvalier hatte ihm eine Nachricht bei seinem Gepäck hinterlassen …
Sehe mir das andere Lager an.
Bin am Abend zurück.
Miehau
… und war nicht zurückgekommen.
Valentine stellte fest, dass er im Lager zu einer kleinen Berühmtheit geworden war. Als er auf seinem wunden Fußgelenk herumhumpelte, kamen Kinder der Kugelsicheren auf ihn zu und stupsten ihn mit Fäusten und Ellbogen an. Zusammen mit Price erkundete er das Lager, auch in dem Bemühen, die aufkommende Steifigkeit abzuwehren, indem er seine Muskulatur warmhielt. Er musterte einige der Wagen und Schlitten, die von den Beinwürmern gezogen wurden. Viele waren mit Futter oder Fleisch beladen, einer, der unter Bewachung nahe dem Zelt des Disponenten stand, jedoch mit einem Generator und Gestellen voller militärischer Funkausrüstungen.
»Heute Abend findet eine Party statt«, sagte Price. »Das Wetter ist gut, und die Hirten sind bald wieder in alle Winde verstreut.«
»Dieser kleine Wettkampf heute Morgen«, sagte Valentine. »Weigert sich auch mal jemand zu zahlen, wenn er verloren hat?«
»Das ist der Grund, warum so viele Clanangehörige wie möglich dazugeholt werden. So ähnlich, als ginge man mit einer Waffe zu einem Pokerspiel.«
Valentine und Ahn-Kha wuschen ihre Wäsche an den Waschtrögen. Die Kugelsicheren, die ebenfalls mit Wäsche beschäftigt waren, bestanden darauf, ihnen Seifenflocken und Platz auf den Wäscheleinen zur Verfügung zu stellen, damit sie ihre Wäsche wieder trocknen konnten. Eine Frau, die sechs Monate eines werdenden Kindes unter ihrer vorn gebundenen Schürze trug, deutete an, dass Valentine am Abend ein paar neue Sachen bekommen könnte. »Sie gehen rum und sammeln Spenden«, sagte sie.
Als es dunkel wurde, umzingelte ein lärmender Pulk aus Beinwurmhirten die Scheune wie eine Belagerungsstreitmacht. Ihre von Zügeln durchbohrten Reittiere standen aufgereiht am Straßengraben und aßen die Mischung aus Getreide und Heu, die in den Graben geworfen worden war.
Valentine hatte eigentlich keine große Lust zum Feiern. Seine Beine schienen mit Asphalt ausgegossen zu sein, sein Fußgelenk war geschwollen, und sein Schulterblatt fühlte sich an, als hätte ein Chiropraktiker es um zehn Zentimeter nach oben versetzt. Er blieb draußen in der warmen Nachtluft und aß Bohnen, die er sich auf eine dicke Scheibe Schinken auf seinem Zinnteller gelöffelt hatte.
»Alle wollen Sie sehen«, sagte Zak, der in der Dunkelheit zu ihm trat. »Sogar der Disponent hat schon nach Ihnen gefragt.«
»Ich bin müde, Reiter.«
»Nur für einen Moment. Sie sind jetzt ein Kugelsicherer. Jetzt müssen Sie auch einen Schluck nehmen.«
»Einen Schluck?«
»Daher stammt unser Name. Haben Sie etwa gedacht, das hätte etwas mit kugelsicheren Westen zu tun? Wir haben Kentucky Bourbon, gereift in einem angekohlten Fass.«
Valentine schabte seine Speisereste vom Teller und in den Wurmfutterkübel. JEDER BISSEN BRINGT ZWEI ZENTIMETER stand auf der Außenseite. »Das hätten Sie gleich sagen sollen, Zak, dann wäre ich schon längst dort.«
In der Scheune stand ein Holzdaubenfass, groß genug, darin zu baden, auf zwei Sägeböcken in der Nähe der Band, die auf Stühlen saß, unter denen beachtliche Trinkkrüge standen, und schrammelte, klimperte und zupfte. Tikka, die eine fransenbesetzte Variante der Lederkleidung ihres Bruders trug, begrüßte Valentine mit einer Umarmung, bei der er einen Hauch des von Leder umhüllten femininen Moschusdufts einfangen konnte. Dann ergriff sie Zaks Hand und schleifte ihn davon. Der Disponent schenkte Drinks ein,
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