Vampire Earth 5 - Verräterblut

wie einen Schläger in der rechten, auf Valentine zu. Offenbar wollte der Disponent der Wildkatzen den Kugelsicheren eine Lektion erteilen.
    Du verschlagener grauer Mistkerl. Du hast mich an der Nase herumgeführt.
    Animalischer Triumph flackerte in Vistas Augen. Valentine schmeckte Blut aus seiner aufgeplatzten Lippe. Der Schiedsrichter rannte am Rande von Valentines Blickfeld entlang, um sich einen besseren Überblick über das Geschehen zu verschaffen.
    Vista hob beide Waffen, brüllte, stampfte mit den Füßen und schlug die Stäbe aneinander.
    Valentine reckte zur Antwort den Mittelfinger hoch.
    Der Grog wusste, was das bedeutete. Mit irrem Blick griff er an.
    Valentine rannte davon.
    Er fühlte, wie der lange Stab sein Haar berührte, und rannte schneller. Mit den Waffen in den Händen konnte Vista nicht sprinten, also hielt er inne. Valentine nutzte die kostbare Sekunde, um mehr Abstand zwischen sich und ihn zu bringen, ehe er in seinen alten, stampfenden Wolfsgalopp verfiel und tat, als gäbe es den Schmerz in seinem linken Bein nicht.

    Vista folgte ihm wieder und holte langsam auf, aber nur, indem er alle viere nutzte. Und der Grog konnte nicht gut atmen, solange er beide Stäbe in seinem Bärenfallenmaul hielt. Valentine wurde etwas langsamer, lauschte den Schritten hinter sich, wagte es aber nicht, sich umzuschauen. Wenn er stolperte, könnte das sein Ende sein.
    Vista wurde ebenfalls langsamer. Die Augen des Grogs glühten nicht mehr, sie schienen von neu erwachten Zweifeln umwölkt, und schließlich hielt er ungefähr hundert Meter von der Linie der Kugelsicheren entfernt inne.
    Gebrüll, irgendwo an der Linie: »Hrut ko-ahhh mreh!«
    Valentine sah sich um und erblickte Ahn-Kha, der einen seiner mächtigen Arme schwang, als würde er etwas sägen.
    Vista schrie ebenfalls, und es waren Worte puren Zorns, die Valentine nicht verstehen konnte. Vista schlug einen Haken nach Süden, rannte auf einem Umweg zur Linie der Wildkatzen.
    Jetzt hab ich dich!
    Valentines Stab sauste an seiner Nase vorbei, und er wich zur Seite aus - und packte sich den Stab, als er durch die Luft flog. Dieses Mal konnte er die Jubelrufe deutlich hören. Mit neuer Energie rannte er zur Seite der Wildkatzen und hinter dem fernen Ball her, der sich in einer sanften Mulde versteckte.
    Tut mir leid, Vista. Beherrsch dich eben beim nächsten Mal.
    Aber der Grog verfügte über unvermutete Reserven. Er donnerte hinter Valentine heran und hörte sich an wie ein Pferd in vollem Galopp. Valentine riskierte einen Schulterblick und sah, dass Vista auf zwei Beinen und einem Arm rannte, den Stab erhoben, um ihn abzufangen …
    Vista schlug zu, und Valentine blockte ab. Er wehrte noch einen zweiten Schlag ab, der auf seinen Rücken
zielte, und rannte weiter. Plötzlich erhielt er einen schmerzhaften Hieb auf die Finger. Seine Hand öffnete sich, und er verlor seinen Stab ein zweites Mal.
    Ohne ihn konnte er so oder so besser laufen.
    Er holte alles aus sich heraus.
    Valentine rannte, verlängerte seinen Sprint. Wäre er noch ein Jungwolf von zweiundzwanzig mit gesunden Beinen, dann hätte er Vista locker hinter sich gelassen. Wie die Dinge aber lagen, konnte er nur minimal den Abstand vergrößern.
    Den Ball zu tragen, würde nicht einfach werden. Unter den Arm geklemmt würde er ihn hindern, mit gleichmäßigen Schritten zu laufen; hielt er ihn in den Händen, müsste er hochaufgerichtet laufen, was nicht dem natürlichen Bewegungsablauf eines Menschen entsprach. Er konnte ihn treten, aber was, wenn er sich beim Anlauf verschätzte und ihn verfehlte? Wenn er nur eine Tasche hätte …
    Valentine entdeckte den Ball und änderte die Richtung. Vista wurde hinter ihm langsamer, vielleicht, um seinen Atem zu sparen und Valentine auf dem Rückweg abzufangen. Die Entfernung zwischen ihnen wurde noch größer.
    Der Schiedsrichter behielt sie beide im Auge.
    Valentine erreichte den Ball, und die Wildkatzen buhten ihn aus. Er achtete nicht auf ihre Pfiffe.
    Vista holte wieder auf, war vielleicht noch vierzig Meter entfernt und schnaufte wie eine Lokomotive im Leerlauf. Er ließ großzügig Raum für einen Abfangkurs.
    Valentine ließ die Hose runter. Irgendjemand auf der Seite der Wildkatzen besaß genug Humor, um zu pfeifen, ein durchdringender Pfiff auf den Fingern.
    Er ergriff den Ball und stopfte ihn durch den dehnbaren Bund. Dann packte er den Gummizug mit der Faust. Der Ball war zu groß, um durch die Beinöffnungen zu gleiten.
    Vista legte den Kopf