Vampire Earth 5 - Verräterblut
passiert. Ich habe mich schmutzig gefühlt, weil ich gelebt habe, während Na… alle anderen gestorben sind.«
»Was ist aus Coon County geworden?«, fragte Valentine.
»Nur eine weitere kurische Zone, David. Ich habe das Kriegshandwerk danach aufgegeben. Wie soll man gewinnen, wenn die einem Mann Unsterblichkeit dafür bieten können, zu ihnen überzulaufen? So schlimm ist es gar nicht in der kurischen Zone. Die Schlächter fressen hinter geschlossenen Türen. Das ist, als würde es gar nicht passieren. Dann und wann verschwindet jemand, als wäre er einfach weggezogen und nie zurückgekommen.«
Price maß ihn mit einem langen Seitenblick.
»Sogar das Ende soll nicht so schlimm sein, hat man mir erzählt. Die Schlächter … sie sehen einem in die Augen, und dann sieht man schöne Wiesen voller Blumen und Sonnenschein oder man wird von allen Verstorbenen, die man gekannt hat, willkommen geheißen und gebeten, zu ihnen zu kommen und so was. Man fühlt nicht einmal,
wenn die Zunge eindringt. Das hört sich nicht so schlimm an. Ein guter Christ fürchtet den Tod nicht.«
»Er beschleunigt ihn aber auch nicht«, wandte Valentine ein.
»Jung und idealistisch. Sie sprechen davon, den Tod zu ›beschleunigen‹ - Sie haben gekämpft. Wer hat das bessere Geschäft gemacht, der Mann in der kurischen Zone, der genug Essen auf dem Tisch hat, genug Freizeit, eine Familie, wenn er will - Kinder, sogar Enkel, wenn er sauber bleibt -, oder Ihre Jungs in den Ozarks? Die zum Dienst verpflichtet werden mit, in welchem Alter tun sie das jetzt, sechzehn? Die sich den Rücken kaputtschuften in ihren Arbeitsregimentern, bis endlich ein Gewehr frei wird, und dann sind sie mit zwanzig tot. Wie viele Jungfrauen haben Sie begraben, David? Was hatten die für ein Leben?
Die einzigen Leute, denen ich mich in den Weg stelle, sind die, die das bisschen Leben anderer Menschen zur Hölle machen. Mörder, Vergewaltiger, Kinderschänder, Schwindler. Das ist meine Sache.«
»Sie vergessen die schlimmsten Mörder von allen.«
»Das sagen Sie. Ich sage, sie geben dem Leben nur einen spürbaren Rahmen, eine Ordnung. Man wird unter ordentlichen Bedingungen geboren, man führt ein ordentliches Leben und hat einen ordentlichen Tod. Ich habe Dutzende von Leuten erlebt, die vor den Kur weggelaufen sind. Zumindest haben sie so angefangen. Zwei, drei Tage später waren sie hungrig, haben gefroren und mich gebeten, ihnen Nahrung und ein Obdach zu besorgen. Die haben sich bei mir bedankt, wenn ich sie in die Ordnung der kurischen Herrschaft zurückgeführt habe, selbst wenn ich sie bei einer NUC-Herberge mit einem Schlächter im Glockenturm abgesetzt habe. Sie wollen die Ordnung.«
»Reden Sie sich das ruhig weiter ein, Price, wenn Sie sich dann besser fühlen. Ich hätte gern den Mann kennengelernt, den Eveready gerettet hat.«
»Sie haben ihn verpasst«, sagte Price. »Ich nicht. Wir sprechen uns nochmal in zehn Jahren. Mal sehen, ob Sie sich der Sache dann immer noch so sicher sind.«
Valentine fuhr auf seinem Fahrrad, und Ahn-Kha galoppierte neben ihm her. Seine Ausrüstung war an Lenker und Gepäckträger des Fahrrads festgeschnallt. Als die Sonne unterging, verkündete ein Pfiff aus der Ferne den Zapfenstreich, und Valentine stieg ab und schob das Fahrrad von der Straße.
Sie schliefen drei Stunden, lange genug, um sich ein wenig auszuruhen, ehe sie vorsichtig durch den Wald weiterzogen. Valentine dämpfte seine Lebenszeichen und hoffte, dass seine Fähigkeit, herumstreifende Schlächter zu spüren, nicht durch den mangelnden Gebrauch abgestumpft war. Und tatsächlich hielt einer in der Senke mit der Haarnadelkurve Wache.
Sie brachten Erde und Bäume zwischen sich und den Schlächter, umgingen ihn in einem weiten Bogen …
Und Valentine spürte einen weiteren Schlächter, ein dunkler Stern an seinem mentalen Horizont.
Das alles erinnerte ihn an die Einrichtung, über die er in Wisconsin mit Gonzo gestolpert war, vor der desaströsen Begegnung mit einem Scharfschützen.
Er und Ahn-Kha zogen sich zurück und brachten wieder knapp einen Kilometer Wald zwischen sich und den Wache haltenden Schlächter.
»Vielleicht schaffe ich es allein, da reinzukommen, alter Gaul«, sagte Valentine. »Du sendest zwar keine menschlichen Lebenszeichen aus, aber Lebenszeichen, die stark genug sind, sie neugierig zu machen.«
»Ich könnte vorangehen. Wenn er kommt, um nachzusehen, kannst du …«
Ahn-Kha war kein Dummkopf. Der Goldene wusste genau, was
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