Vampire Earth 5 - Verräterblut
den Südturm, und sie hatten Sex in einem leeren Konferenzraum im obersten Stockwerk, in dem ein paar Ersatzmatratzen aufbewahrt wurden, die den Angehörigen der medizinischen Belegschaft bei langen Schichten zum Ausruhen zur Verfügung standen.
Valentine bat sie nie, ihm eine Arbeit in den Türmen zu verschaffen. Er bat sie nie auch nur um ein Schinkenbrot. Sie kaufte ihm zwei vollständige Kleidergarnituren, einen zweireihigen Anzug aus edlem Stoff - er tat, als könnte er keine Krawatte binden, weil der einzige Knoten, den er beherrschte, der militärische Knoten des Kommandos Süd war - und eine legere, schieferfarbene Hose mit einem braungrauen Rollkragenpullover aus einem unglaublich weichen und leichten Material, das sie Kaschmir nannte.
»Um so etwas heutzutage zu kriegen, braucht man mehr als nur Geld«, sagte sie, als sie das Resultat begutachtete, nachdem er sich umgezogen hatte und vor dem mannshohen Spiegel in der Ecke ihres Schlafzimmers stand. »Man braucht Verbindungen.«
»Ich hatte in meinem ganzen Leben noch keine Verbindungen.«
»Darum melkst du Kühe. Ich bin nicht einmal eine besonders gute Ärztin, aber ich leite diese ganze Abteilung
dank der Verbindungen, die ich mir geschaffen habe. Warum hast du mich nicht nach einem besseren Job gefragt? Jeder Kerl, mit dem ich mich bisher getroffen habe, wollte, dass ich ihm eine Stelle im Büro verschaffe.«
Schuldgefühle erfüllten Valentines Geist, noch ehe er die Worte ausgesprochen hatte. »Du bist nicht wie andere Frauen, die ich kennengelernt habe, Fran. Ich wollte nicht, dass du denkst … wie hat Oriana es formuliert … ich würde mich nur ›hochvögeln‹ wollen.«
»Du bist so jung.«
Valentine ging nicht darauf ein.
»Ein Messingring fällt dir nicht einfach in den Schoß, weißt du. Du bist klug. Ist dir nie der Gedanke gekommen, dass du versuchen solltest, einen Job im Sicherheitsdienst zu ergattern?«
»Wenn ich mich in der Ordnance nicht mehr wohlfühle, kann ich einfach zurück nach Kentucky gehen oder mich bei einer Grogeinheit zum Dienst verpflichten.«
»Das ist Verschwendung. Jeder Idiot kann Bedarfsanforderungen für die Groginfanterie ausfüllen. Du musst dich in eine Position bringen, die die Kur hier brauchen. Du musst dir etwas suchen, das nicht jeder kann. Darum habe ich mich für Geburtshilfe entschieden. Die Kur haben eine Zukunft von zehntausend Jahren vor Augen, und das Einzige, was feststeht, ist, dass sie Babys brauchen, um so weit zu kommen.«
»Meine Schulbildung reicht nicht für ein Medizinstudium«, sagte Valentine. Die Erbitterung schlich sich ganz von allein in seine Stimme und überraschte ihn zutiefst.
»Da bleibt immer noch die Krankenpflege. Du könntest ein Jahr hier arbeiten und dann nach Cleveland oder Pittsburgh gehen, um dort die theoretische Ausbildung zu machen.«
»Und das könntest du arrangieren?«, fragte Valentine.
»Ich rede mit der Direktorin. Bin gleich wieder da.« Sie kehrte ihm den Rücken zu, drehte sich dann wieder um und setzte sich auf das Bett.
»Sie hat gesagt, du könntest eine freie Stelle besetzen«, sagte Fran Paoli und klopfte neben sich auf die Matratze. »Aber wir sollten zur Sicherheit unbedingt noch ein Vorstellungsgespräch führen.«
Valentine schaffte es, ihr auch einen Job für Ahn-Kha abzuschwatzen. Ahn-Kha erhielt Arbeit in der Waschküche des Hauptgebäudes des Krankenhauses - die Menge an schmutziger Kleidung und Bettwäsche, die das Krankenhaus und die vier Türme hervorbrachten, war beeindruckend. Ahn-Kha begegnete dort zwei anderen, gut ausgebildeten Grogs von der einfacheren, grauen Variante, die ebenfalls im Inneren des Krankenhauses arbeiteten und wie er die Waschmaschinen füllten und leerten.
Sie ließen ihre schäbige kleine Hilfsarbeiter-Unterkunft hinter sich und zogen in die saubereren, aber noch kleineren Quartiere für Hauswirtschaftskräfte.
»Keine zwei Wochen in Xanadu, und schon haben Sie sich verbessert«, sagte der Hausmeister, der diverse Werkzeuge am Gürtel und eine Dose Insektenspray mit einem langen Sprühschlauch in einem Hüfthalfter trug. »Ich will, dass Ihr Grog draußen duscht, sonst fliegen Sie beide raus. Er kann den Schlauch nehmen. Wenn ich auch nur einen Floh sehe, sind Sie draußen.«
Der Raum verfügte über ein Telefon, das, was wirklich erstaunlich war, sogar funktionierte. Valentine konnte sich nicht erinnern, wann er zum letzten Mal einen Raum mit einem funktionierenden Telefon bewohnt hatte.
Valentine
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