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Vampire Earth 5 - Verräterblut

Vampire Earth 5 - Verräterblut

Titel: Vampire Earth 5 - Verräterblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. E. Knight
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konnte.
    Als der Captain ihm den Weg zum Scheunenbüro erklärt und sich verabschiedet hatte, hatte Molly die Tür bereits geöffnet. Sie hatte ein paar Pfund zugenommen, ihre Augen waren etwas müder, aber ihr Haar schimmerte in der alten, goldenen Pracht. Falls sich an dem zu einem Zopf geflochtenen Haar etwas verändert hatte, dann war es länger und voller geworden. Ein Teil der Vorsicht, die er auf ihrer Reise zurück in das Freie Territorium nur zu gut hatte kennenlernen müssen, verfolgte sie offenbar immer noch.
    Sie trug eine zivile Version des alten Damenoberteils des Arbeitsregiments, geschmückt mit ein paar Silberknöpfen, und einen schlichten Jeansrock mit eingearbeiteter Gürteltasche. Sie duftete nach Lavendel.

    Das Kind hatte ihre cremeweiße Haut, aber vielleicht wirkte sie auch nur im Kontrast zu den dunklen Haaren und Augen des Jungen so hell. Hätten er und Molly gemeinsam ein Kind gehabt, so hätte es womöglich genauso ausgesehen.
    »Tut mir leid wegen Graf«, sagte Valentine.
    »Danke. Ich gewöhne mich langsam daran.« Ihre Augen ruhten auf der Narbe in seinem Gesicht. Dann wandte sie den Blick ab, sah wieder hin, schaute für einen Moment an ihm herab und wandte erneut den Blick ab.
    Diese Reaktion war Valentine gewohnt. In ein oder zwei Stunden, vielleicht auch erst morgen, würde die Narbe nur ein gewöhnlicher Teil seines Gesichts sein.
    »Du hast mir nie erzählt …«
    »Das ist Edward«, sagte Molly und hob den Jungen auf eine schwungvolle, anmutige Art hoch, die vermuten ließ, dass sie das hundertmal am Tag tat.
    »Edwid«, stimmte das Kind zu.
    »Edward, sag Hallo zu David.«
    Das Kind wollte nicht Hallo sagen und versteckte das Gesicht am Hals seiner Mutter.
    »Ich rieche nach einer langen Reise«, bemerkte Valentine.
    »Ist das auch der Grund für das Humpeln?«
    »Ich bin böse gefallen.« Das war nur eine halbe Lüge, schließlich hatte er lediglich die Kugel verschwiegen, die vor seinem Sturz in sein Bein eingedrungen war.
    »Er ist zwei und hat seine eigenen Vorstellungen in Bezug auf andere Leute. Vor sechs Monaten hat er noch jeden Fremden angestrahlt und nach seinen Fingern gegriffen.«
    Valentine rechnete im Geiste nach. Wenn Molly ihn vor etwa zwei Jahren zur Welt gebracht hatte, dann hatte die Empfängnis am Ende des Sommers stattgefunden, an dem
er als Küstenmarine-Quisling auf der Thunderbolt Dienst getan hatte und in der gemeinsamen Kabine über Posts Schnapsflaschen gestolpert war. Als er die Scheinehe mit Duvalier geführt hatte. Hatte Mollys Bauchdecke in jener Augustnacht auch so gezittert, wie …
    Hör auf mit dem Irrsinn!
    »Ich würde mich gern waschen. Hast du was dagegen, wenn ich das erledige, bevor wir uns unterhalten?«
    »Das einzige Wasser hier drin ist Spülwasser. Wir haben eine Gemeinschaftstoilette mit Wasserspülung und Duschen am Ende der Straße, und im Stall gibt es einen Wasserschlauch; im Untersuchungsraum des Tierarztes gibt es einen Bodenabfluss. Manchmal hake ich nach der Arbeit einfach diesen Schlauch an der Decke fest und dusche dort.«
    »Dann mache ich das auch. In einer Stunde?«
    »Willst du mit uns essen?«
    »Ja«, sagte Valentine, wahrscheinlich etwas zu eifrig. »Wenn das für dich und Edward kein Problem ist.«
    »Du hast meine Definition des Wortes ›Problem‹ total verändert«, sagte Molly, doch als sie es sagte, lächelte sie. »Nein, ein zusätzlicher Teller ist kein Problem für uns.«

    Das Abendessen war geprägt von unbehaglichem Geplauder.
    In der Schlafbaracke gab es einen winzigen Klapptisch, an den gerade der Hochstuhl des Kindes und die Stühle der beiden Erwachsenen passten. Ein Propangasherd - in den Ozarks gab es Erdgas, sogar reichlich, verglichen mit anderen Landesteilen - mit zwei Brennern und einer Backröhre füllte die winzige Küche aus. Das Doppelbett stand in einem mit einem Perlenvorhang abgetrennten Bereich unter ein paar Bildern und einem schwarzen Rahmen mit militärischen Orden und Ehrenzeichen.

    Molly berichtete in groben Zügen von ihrer Heirat mit Graf Stockard und ihrem häuslichen Leben, in dem sie sich um Vater und Schwester gekümmert hatte - ihre Mutter war schließlich doch der Krankheit erlegen, die die Ärzte als »malignen Krebs« bezeichnet hatten (Gibt es auch nicht maligne Varianten?, fragte sich Valentine), während er mit Duvalier den Great Plains Gulag durchquert hatte. Die Zeit der Besatzung schnitt sie nur am Rande an, und irgendwie schaffte Valentine es nicht, sie nach dem

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