Vampire Earth 5 - Verräterblut
nicht einordnen.
»›There’s No Business Like Show Business‹, Val«, kam Roderick ihm zu Hilfe.
»Roderick, was haben Sie getan, dass Sie hier gelandet sind?«
Roderick zuckte mit den Schultern. »Schätze, das spielt jetzt auch keine Rolle mehr. Von uns wird so oder so keiner Geschichten erzählen. Vergewaltigung und Mord an einer Quisling-Gefangenen. Sie war ein süßes Ding, und ich dachte mir, die tun das unseren Leuten immer wieder an. Ihr Haar war braun und sah so weich aus. Sie hat es mit einem roten Tuch hochgebunden. Komisch, wäre mir das Haar nicht aufgefallen, dann wäre sie nur irgendeine der Gefangenen gewesen, die an mir vorbeigekommen sind. Aber ich habe den Jungs gesagt, sie sollen sie aus der Reihe der anderen rausholen.«
»Und die haben Sie gemeldet?«
»Nein. Ich habe mich im Nachhinein schuldig gefühlt und mit einem Geistlichen darüber gesprochen. Der hat mich ausgeliefert. Schätze, das kann ich ihm nicht vorwerfen. Es muss einen Unterschied zwischen denen und uns geben, wozu ist das sonst alles gut? Ich wünsche mir beinahe, sie würden mir ihre spezielle Hanfmedizin verabreichen.« Er deutete mit einer Geste zum Hals, die
gleichzeitig grausig und komisch anzusehen war, das Hängen an.
Rodericks Worte verfolgten ihn noch stundenlang. Roderick hatte sein Schicksal verdient - wenn die Männer solch ein Verhalten seitens ihrer Offiziere mitansehen mussten, dann würden sie bei der nächsten Gelegenheit zu einem sexuell aufgeladenen Mob degenerieren … aber Moment mal . Wie sehr unterschieden sich ihre Verbrechen denn wirklich, abgesehen davon, dass Valentine mehr Tote angehäuft hatte? Sechs Männer waren unter grausamen Schmerzen gestorben.
Am Nachmittag traf er in einem kleinen, weiß gestrichenen Raum mit einem großen Tisch Captain Luecke. Sie wirkte ein wenig verstört.
»Ich habe mich auch um Farlands Fall gekümmert. Ich dachte, es ginge nur darum, die Höhe des Strafnachlasses auszuhandeln. Ich habe etwas läuten gehört, dass Sime Ihnen ein Angebot gemacht haben soll.«
»Was ist aus Thrush geworden?«
»Sie haben ihn in den Todestrakt verlegt. Gestern um Mitternacht wurde er gehängt. Vor Zeugen.« Sie nahm einen tiefen Zug von ihrer Zigarette, und als das Nikotin in ihre Blutbahn gelangte, hörte das Zittern ihrer Finger für einen Moment auf. »Farland ist morgen Nacht dran. Unsere Gäste können es sich nicht leisten, lange hierzubleiben. Nehmen Sie Simes Angebot an.«
»Oder ich ende wie Thrush und Farland?«
»Vielleicht gibt es einen Grund, warum Sie als Letzter an der Reihe sind. Nach ein paar Exekutionen sind die Mistkerle vielleicht bereit, ein bisschen Gnade walten zu lassen.
»›Gesegnet sind die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen‹«, zitierte Valentine.
»Diese letzte Woche hat sich nur am alten Testament orientiert, Valentine. Beispielsweise an Levitikus.«
»Was ist bei der Überprüfung von Martinez herausgekommen?«
»Das war ziemlich aufschlussreich. Ich bin froh, dass ich bei dem Prozess nicht dabei war. Sind da wirklich Kugeln zum Fenster reingeflogen?«
»Die Anklägerin ist beinahe vergewaltigt worden.«
Luecke schickte eine dünne Rauchfahne hinauf zur Deckenbeleuchtung. »Es hat Zeiten gegeben, da dachte ich, es wäre keine so schlechte Sache, würde sich ein Lynchmob auf einen dieser übereifrigen Skalpjäger stürzen. Aber so etwas im echten Leben zu sehen …«
»Am Ende ist es ja gutgegangen. Wie sieht es mit meiner Verteidigung aus?«
»Sie werden keine bekommen. Jeder Zeuge, den ich aufrufen wollte, hat beim Richter die gleiche Reaktion hervorgerufen: Major Valentine steht hier vor Gericht, nicht General Martinez. Abgelehnt. Ehrlich, Valentine, nehmen Sie Simes Angebot an. Wenn jemand den nötigen Einfluss hat, sie vom Haken zu holen, dann ist er es.«
»Einfluss? Was für eine Art von Rechtssystem ist das?«, fragte Valentine.
Als sie den letzten Zug getan hatte, zündete sich Luecke am Stummel der alten eine neue Zigarette an. »Eines, das ich bisher nicht gekannt habe. Nehmen Sie Simes Angebot an.«
»Und wenn ich es nicht tue?«
»Ich werde mein Bestes tun. Ich habe nur das Gefühl, das wird nicht reichen.«
»Können Sie eine Besuchserlaubnis beschaffen? Da ist …«
»Tut mir leid, nein. Vielleicht nach der Urteilsverkündung.«
»Das wird mir ja enorm helfen«, kommentierte Valentine.
»Sie sind frustriert. Das verstehe ich. Gehen Sie zurück in Ihre Zelle, und denken Sie noch einmal darüber
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