Vampire Earth 5 - Verräterblut
schrieb einen langen Brief bezüglich der Muli-Liste an die Miskatonic. Stundenlang arbeitete er an dem Bericht, wohl wissend, dass jemand einen Blick darauf werfen und (vielleicht!) eine Aktennotiz anfertigen würde, ehe er abgelegt würde und erst wieder zum Vorschein käme, wenn irgendein Archivar alte Akten durchging, um festzustellen, welche Dokumente
weiter aufbewahrt und welche vernichtet werden sollten.
Er erklärte, weitere Untersuchungen im Zusammenhang mit der Muli-Liste seien angemessen. Alles, was den Kur wichtig genug war, so viel Mühe zu investieren - und von ihrer Ernährung und ihrem Selbstschutz abgesehen gab es, soweit Valentine es beurteilen konnte, kaum Erstrebenswertes für die Kur - könnte sich als wichtig erweisen.
Valentine unterschrieb den Bericht. Das vielleicht letzte Dokument, das er im Dienst an der Sache unterzeichnete.
Briefe trafen in Form geschnürter Bündel ein. Zorn und Dankbarkeit von Post, der sich in einem Genesungsheim erholte und Narcisse in der Küche untergebracht hatte; Verblüffung von Meadows; ein paar Postkarten von ehemaligen Rasiermessern, die auf die eine oder andere Weise von seiner Inhaftierung erfahren hatten.
Einer erbot sich, ihn herauszuholen. »Geben Sie nur Bescheid, dann komme ich.«
Und keine Nachricht von Ahn-Kha, was Valentine mit Sorge erfüllte. Der Goldene konnte Englisch besser als viele andere unter seinem Kommando lesen und schreiben.
Valentine hörte Schritte, die auf dem Korridor verweilten, dann ein Klopfen an seiner Tür.
»Besuch, Major.«
Dieses Mal führte ihn Corporal Young in einen gewöhnlichen Besuchsraum, Kabinen mit Glastrennwänden und kleinen Löchern in der Glasscheibe - oder der Plastikscheibe, wie Valentine sich in Gedanken korrigierte, als er die vielen Kratzer sah -, die der Konversation dienten. Es gab Halterungen für Sprechgeräte, aber es sah aus, als wären sämtliche elektrischen Bauteile entfernt worden.
Er wartete ein paar Minuten. Dann wurde Moira Styachowski hereingeführt.
Sie trug einen gut sitzenden Tarnanzug mit dem Querriegel des Jägerstabs über ihren Captainsstreifen. Der einzige weibliche Bär, den Valentine je gesehen hatte, sah aus wie eh und je - ein bisschen blass und erschöpft.
»Hat man sie also doch erwischt«, sagte Valentine.
»Das Gleiche könnte ich von Ihnen sagen«, gab Styachowski zurück. Dann senkte sie den Blick. »Tut mir leid, das hätte ich nicht sagen sollen. Über so etwas macht man keine Witze …«
»Vergessen Sie es, Wildcard.«
Sie lächelte, als sie den Spitznamen hörte, den sie in jener Nacht erhalten hatte, in der er sich seine Verbrennungen im Kurturm von Little Rock zugezogen hatte. »Sie wissen, wer dahintersteckt, oder?«
»Ja, dieser Sime …«
»Nein, hinter den Beschuldigungen. Es ist Martinez.«
»Das hat mir meine Anwältin erzählt. Scheint eine scharfsinnige Frau zu sein.«
Wieder blickte Styachowski zu Boden.
»Was?«, fragte Valentine.
»Man hat mir auf eine … na ja … bemerkenswert eindringliche Weise gesagt, ich solle hierherkommen und Ihnen sagen, dass Sie in dieser Angelegenheit mit Sime zusammenarbeiten sollen, Val. Diese ›Eindringlichkeit‹ hat mich veranlasst, einem Freund im GHQ ein paar Fragen zu stellen. Also, für die Akten, nehmen Sie das Angebot an.«
Valentine senkte die Stimme. »Und inoffiziell?«
Sie beugte sich vor. »Das ist ein Komplott, um ein paar Quislinge in Oklahoma zufriedenzustellen. Laut meinem Informanten im GHQ hat Sime gesagt: ›Die müssen ein paar Leute hängen sehen, ehe sie überzeugt sind.‹ Gucken
Sie nicht so. Ihnen hat Sime immerhin ein Angebot gemacht.«
»Sagt Sime. Hat er genug Macht, um so was durchzuziehen? Unter den Augen eines JAG-Richters?«
»Die Abgeordneten …«, sie sprach das Wort in einem Ton aus, wie ein Puritaner vielleicht das Wort »Hostessen« für die Beschäftigten in einem Bordell verwendet hätte, »… sind hier, und Ihr Verfahren ist fällig. Glücklicherweise wurden Sie als Letzter verhaftet. Die anderen sind vor Ihnen dran. Man wird sie erhängen.«
»Können Sie irgendetwas unternehmen?«, fragte Valentine. Hier drin war er so gottverdammt hilflos. Er hatte das Bedürfnis, auf die Plexiglaswand zwischen ihm und Styachowski einzuschlagen, vielleicht sogar Styachowski selbst zu schlagen, nur weil sie die Überbringerin der schlechten Nachricht war. Aber dieser Anfall von Wahnsinn verging so schnell, wie er gekommen war.
»Ich habe mit so etwas nicht viel Erfahrung.
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