Vampire Earth 5 - Verräterblut
Ein paar Kurse in Militärrecht und das Affentheater, das wir in der Nähe vom Magazine Mountain erlebt haben, das ist schon alles.«
»Was ist mit den Zeitungen? Der Durchschnittsstädter ist der Meinung, man sollte jeden Quisling ersäufen.«
»Militärgerichtsverfahren sind nicht öffentlich. Ich werde sehen, ob ich mit Ihrer Anwältin sprechen kann. Falls es Sie beruhigt, Ahn-Kha ist hier. Ich habe ihn in aller Stille im Wald in der Nähe positioniert. Ich habe auch der Katze, der Sie so zugetan sind, eine Nachricht geschickt, aber ich habe noch nichts von ihr gehört.«
»Wer ist Ihr Informant im GHQ?«
Styachowski zögerte. »Die Stabschefin des Lieutenant General, ein Major namens Lambert. Sie hat übrigens gesagt, sie kennt Sie aus der Militärakademie.«
Dots. Valentine hatte damals schon das Gefühl gehabt, sie würde es weit bringen. Sie hatte die Militärakademie schon als Offiziersanwärterin mehr oder weniger geleitet.
»Danken Sie ihr von mir«, sagte Valentine.
»Val, falls ich sonst noch irgendetwas tun kann …«
»Sie haben meine Erwartungen bereits übertroffen«, sagte Valentine. »Wieder einmal. Auf Wiedersehen.«
Sie schluckte erkennbar. »Sie haben in Bezug auf diese Frauen das Richtige getan.« Dann stand Styachowski auf und ging, ein wenig unsicher, hinaus.
Young brachte ihn zurück in seine Zelle. »Wir haben gestern eine Besucherin abgewiesen, Major. Die Aufseher haben gesagt, sie wäre ziemlich knackig gewesen. Rote Haare.«
Also war Smoke doch bereits in der Nähe.
»Abgewiesen?«
»Sie dürfen keinen Besuch empfangen, außer auf richterliche Anweisung. Tut mir leid.«
»Ist das üblich?«
»Nicht bei Angehörigen des Kommandos Süd. Manchmal haben wir hier auch Quislinge, Mörder, Männer, die sich als Spione entpuppt haben. Die werden isoliert, falls die Gefahr besteht, dass sie etwas wissen, das uns schaden würde, wenn es nach außen dringen sollte, aber ihr Jungs seid die ersten von unseren.«
»Sollte es mich beunruhigen, dass es keine Präzedenzfällen gibt?«
»Ich arbeite hier nur, Major. Aber, um die Wahrheit zu sagen, mich beunruhigt es.«
Thrush bekam sein Verfahren am nächsten Tag. Sein Abendessen nahm er allein ein, und die »Schützen« bekamen ihn vor dem Frühstück (zubereitetes Trockenei, das nach Sand aus einem Flussbett schmeckte) nicht mehr zu
Gesicht. Er hatte keine Lust, von seinem Verfahren zu erzählen.
»Mein Anwalt erhebt immer wieder Einspruch und wird abgewiesen«, sagte Thrush. »Sechs Zeugen aufseiten der Anklage. Meine Verteidigung beginnt heute. Und dann hat es noch Ärger wegen der Zeugen gegeben. Mein Anwalt hat nur zwei durchgebracht.«
»Haben Sie Familie oder Freunde im Publikum?«, fragte Valentine.
Thrush runzelte die Stirn und schob sein Besteck auf dem Tablett herum. »Das Publikum, ja, das gibt es. So viele mörderische Mienen auf einem Haufen haben Sie noch nie gesehen. Verklemmte Kansas-Typen. Würde mich nicht wundern, wenn das Quislinge sind.«
»Wenn die auch bei meiner Verhandlung sind, bitte ich um eine Nasenklammer«, kommentierte Roderick.
Nach dieser Mahlzeit sah Valentine Thrush nicht mehr wieder. Young, skeptisch und trübsinnig, erzählte ihm von Urteil und Strafmaß. Das Urteil überraschte Valentine wenig, aber er war erschrocken über seine eigene Reaktion, als er von der Strafe erfuhr. Die Garage. Tod durch Erhängen. Thrushs Todesurteil klingelte in seinen Ohren, ratterte in seinem Schädel wie ein im Haus eingesperrter Vogel, wild entschlossen und doch nicht imstande zu fliehen: Tod durch Erhängen.
Tod durch Erhängen. Die Garage. Tod durch Erhängen.
Farland war der Nächste. Am Morgen seines Prozesses war er beinahe vergnügt. »Hey, ich habe es zugegeben. Ich habe einen Fehler begangen, und ich werde meine Strafe akzeptieren. Ich sitze meine Zeit ab, und wenn sie wollen, spreche ich vor Offiziersanwärtern über die humane Behandlung Gefangener. Da muss der Richter doch gnädig sein, nicht wahr?«
Sein Schuldbekenntnis führte nur dazu, dass er weniger Zeit im Gerichtssaal zubringen musste, bis sein Urteil gesprochen wurde. Die Verhandlung war binnen dreißig Minuten aus und vorbei.
Als Valentine dieses Mal nachhakte, schüttelte Young nur den Kopf. Der Aufseher konnte Valentine kaum in die Augen sehen.
Als sie an diesem Tag im Hof waren, aß Roderick nichts, sondern wippte nur pfeifend auf den Fersen auf und ab. Valentine glaubte, die Melodie zu kennen, die er pfiff, aber er konnte sie
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