Vampire Earth 5 - Verräterblut
nach. Simes Angebot ist unsere einzige Hoffnung.«
»Unsere? Sie werden nicht spätestens Ende der Woche mit einem Strick um den Hals in der Garage stehen.«
Sie drückte die Zigarette aus. »Sie denken offenbar, ich fühle nicht mit den Leuten, die ich verteidige. Diese Welt ist hundsgemein. Viele der Männer hier drin haben nur ein Löffelchen zu viel von dieser Gemeinheit in sich. Vielleicht sind sie damit zur Welt gekommen, vielleicht wurden sie auch im Lauf ihres Lebens in kleinen Portionen damit gefüttert. Wie dem auch sei, ich tue für sie, was ich kann.«
Valentine stützte den Kopf auf die Hände. Reiß dich zusammen, Ghost. »Tut mir leid. Sie haben wohl mehr für mich getan, als ich erwarten durfte.«
»Wenn es Ihnen hilft, sich besser zu fühlen, Valentine: Mir ist da noch etwas aufgefallen. Ich habe nicht viel davon zu sehen bekommen, aber das Kommando Süd hat Ermittlungen über Martinez angestellt. Ich habe in meinen Unterlagen einen Querverweis auf eine Geheimdienstakte gefunden. Was immer sie gesucht haben, sie haben es nicht gefunden, also wurde die Akte geschlossen. Sie wissen nicht zufällig, worum es dabei gehen könnte?«
»Alles, was ich weiß, ist, dass er zwei Angehörige meines Teams erschossen hat. Und dass er ein paar Tausend Männer in den Bergen versteckt gehalten hat, wo sie sich dem Suff hingegeben haben, während das Kommando Süd sie dringend gebraucht hätte.«
»Wir unterhalten uns morgen früh wieder. Wie es aussieht, findet Ihr Prozess am Donnerstag statt.«
Zwei Tage.
»Danke, Captain. Sie sollten etwas essen - Sie sehen nicht so gut aus.«
Sie zog eine neue Zigarette hervor. »Ich teere mir meinen eigenen Weg zur Garage mit diesen Dingern. Wir sehen uns in sechzehn Stunden.«
Den nächsten Tag verbrachte Valentine in einem Zustand abgekämpfter Beklemmung. Am Morgen sollte der Prozess gegen Roderick stattfinden - er würde die Beschuldigungen nicht abstreiten, also würde es schnell gehen -, und am Nachmittag würde Valentines Verhandlung beginnen. Er versuchte, Briefe zu schreiben, stellte aber fest, dass er nicht imstande war, die richtigen Worte zu finden. Mit schlotternden Knien und unfähig, irgendetwas zu Ende zu bringen, widmete er sich mechanisch seiner Aufgabe, die Bücher in der Bibliothek neu zu binden. Er traf sich noch einmal mit Luecke, doch sie erkannten, dass sie einander wenig zu sagen hatten. Sie fragte ihn lediglich, ob er Simes Angebot annehmen würde. Er zuckte mit den Schultern und entgegnete, er habe sich noch nicht entschieden, worauf sie sagte, sie hätte eine entsprechende Erklärung für das Gericht vorbereitet, sollte er beschließen, sich schuldig zu bekennen.
Valentine glaubte, jede Ansprache, die sie halten konnte, würde sich lediglich als Elfenbeinverzierung an seinem Sarg entpuppen. Was mit ihm geschehen würde, war davon unabhängig. Es zählten nur die Worte, die darüber entschieden, ob er im Gefängnis landete oder in der Garage.
Die Stunden bis Sonnenuntergang schwanden dahin, und allmählich versickerte die Hitze, die das Gefängnis während des Tages durchflutet hatte. Valentine lag auf seiner Pritsche, Arme und Beine weit ausgestreckt, damit der besser verdunsten konnte.
Es klopfte an der Tür, und Valentine hörte Schlüssel klappern.
»Zellendurchsuchung«, sagte Young.
Der Ablauf war Valentine bekannt. Sie brachten ihn in eine andere Zelle, eine mit echten Gitterstäben, während zwei Aufseher sein Quartier auf den Kopf stellten. Die ganze Sache dauerte normalerweise etwa eine halbe Stunde.
Dieses Mal dauerte es eine Stunde. Fürchteten sie, er hätte eine Art Waffe gebaut, um sie bei dem Prozess einzusetzen?
Als sie ihn in seine Zelle zurückbrachten, fiel Valentine auf, dass sich seine Bettwäsche auf dem üblichen Handwagen auf dem Korridor stapelte. Young sah seinen Kollegen an. »Ich übernehme ab jetzt, Steve-o.«
»Sicher?«, fragte der Aufseher.
»Sicher. Genieß dein Abendessen.«
Steve-o, der andere Aufseher, streckte die Hand aus. »Na dann, viel Glück, Major Valentine.«
»Du meinst für morgen, oder?«, fragte ihn Young.
»Ja. Das habe ich gemeint.«
Valentine schüttelte ihm die Hand.
»Wollte nur sagen können, dass ich Ihnen die Hand geschüttelt habe«, sagte Steve-o. Dann schlenderte er den Gang hinunter und pfiff dabei die Melodie von »There’s No Business Like Show Business«. Vielleicht hatte er sie bei Roderick aufgeschnappt.
»Sie haben Post«, sagte Young und warf einen zweiten
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