Vampire Earth 5 - Verräterblut
nordwärts in Richtung Stadt. Die Spiegel selbst waren längst fort. »Ich sehe einen«, sagte Duvalier. »Bei der Ampel, die auf der Straße liegt.«
Valentine sah ihn ebenfalls. Eine ferne Gestalt, die auf der Straße hin und her stolperte und sich dabei vorbeugte, als versuchte sie, sich im Gehen die Schuhe zu schnüren.
»Arme Teufel«, sagte Valentine.
Eveready glitt langsam vom Dach des Trucks. »In der Nähe der alten Kasinos treiben sich viel mehr von denen rum. Da haben sich die Missionsleute niedergelassen. Dieser hat sich bestimmt nur verirrt und ist hungrig.
Okay, Kinder, hat jeder sein Jod?«
Valentine und Duvalier klopften auf ihre Brusttaschen und nickten. Valentine hatte eine große, halbvolle Flasche aus Evereadys Versteck bei sich, und Duvalier hatte die andere Hälfte des Inhalts, umgefüllt in einen Flachmann.
»Solltet ihr gebissen werden, müsst ihr sofort weg und die Wunde mit Jod behandeln. Selbst wenn man geimpft ist. Das verdammte Ding mutiert manchmal. Wer weiß, mit welchem Stamm wir es hier zu tun haben. Außerdem verhindert das Jod, dass sich die Wunde entzündet. Viele von denen haben Hepatitis, ganz abgesehen von ihren übrigen Problemen.«
Sie machten sich auf den Weg, die alte Straße hinunter. »Und nicht schießen, wenn es nicht um Leben und Tod geht. Das löst sonst nur Geschrei aus, und wenn Schüsse und Geschrei zu hören sind, fällt, ehe ihr wisst, wie euch geschieht, eine ganze Meute Psychos über euch her.«
Eveready gab das Tempo vor. Die alte Katze schwankte ein wenig vor und zurück wie ein Schiff auf dem Ozean. Valentine ging direkt hinter ihm, die U-Gun an ihrem Riemen vor der Brust, so dass seine Hände freiblieben. Hinter sich hörte er die gleichmäßigen Schritte von Duvalier, die ihre Füße in Evereadys Rhythmus auf den Boden setzte.
Valentine hatte nur einmal an der Grenze von Louisiana eine flüchtige Begegnung mit der Raserei gehabt. Das Kommando Süd erschoss die Opfer der Krankheit grundsätzlich, wenn sie erst den Verstand verloren hatten und nicht mehr begriffen, was los war. Er hatte noch nie gesehen, was geschah, wenn die Krankheit weiter wüten konnte.
Gesehen? Eher gerochen.
Tunica war einmal eine hübsche Stadt gewesen, vermutete Valentine, angefüllt mit duftenden Magnolien und Hartriegelsträuchern, die von den Bewohnern liebevoll gepflegt wurden. Jetzt roch die Stadt eher nach einer Schweinefarm. Eveready hielt am Rand eines ehemaligen Parks inne, der sich durch das Stadtzentrum zog. Die drei Katzen positionierten sich rund um eine Statue erschöpft aussehender Soldaten herum, von denen zwei den dritten in ihrer Mitte stützten. Eveready benutzte das Gewehr des Soldaten auf der linken Seite, um auf die Bronzeschultern zu klettern.
»Von hier an ist das Kudzu zurückgeschnitten worden«, stellte Duvalier fest. Der größte Teil des Parks erstickte beinahe unter der Schlingpflanze.
»Wahrscheinlich von den Leuten aus der Mission«, sagte Eveready und hielt eine Hand über die Augen, während er sich umblickte. Irgendwo im Park hörte Valentine fauchende Katzen. »Seht ihr die Becken? Nahrung und Wasser. Und da sind sie schon. Drüben bei der Apotheke.«
Valentine sah zwei Köpfe durch die wuchernden Pflanzen hüpfen, beide männlich mit strähnigen Bärten. Sie bewegten sich wie Schlafwandler im Gänsemarsch.
»Vorsichtig jetzt«, sagte Eveready. »Wenn irgendjemand Motorengeräusch hört, dann sagt mir Bescheid. Meine Ohren sind nicht mehr so gut wie früher. Memphis lädt neue Fälle manchmal mitten in der Stadt ab.«
Sie überquerten eine der Hauptstraßen. Valentine erkannte, dass es nicht nur zwei Personen, sondern sechs waren: eingefallene Wangen, tief in den Höhlen liegende Augen, knotige Knie. Ein paar kleinere Frauen und sogar ein Kind folgten den ersten beiden.
Eveready ging langsam und gleichmäßig, als liefe er über Wasser. Fäkalienhaufen waren über Straßen und Gassen verteilt und trockneten in der Sommersonne. Valentine sah Ratten auf den Wegen, die an den ekelhaften Haufen schnüffelten. Katzen besetzten jede schattige Fensterbank und Türschwelle und beobachteten die Ratten. Ein paar Jungkatzen lugten unter einem Müllcontainer auf Rollen hervor.
Valentine legte den Finger an den Sicherungshebel der U-Gun, als die langsame Reihe Menschen - zumindest waren es einmal Menschen gewesen - sich näherte.
Die beiden Gruppen gingen aneinander vorbei. Die Gesichter der Rasereiopfer zuckten, die Münder mit den
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