Vampire Earth 5 - Verräterblut
nächsten Zug nach Detroit. Diese Pferche sind schon ein Anblick. Lass mich eine Frage stellen: Was gibt es in Memphis so Wichtiges, dass ihr das Risiko auf euch nehmen wollt, in die Stadt zu gehen?«
»Wir suchen jemanden«, sagte Valentine.
»Wenn er keinen Job in einem der Lager hat …«
»Sie«, korrigierte Duvalier.
Eveready zuckte mit den Schultern. »Wenn sie keinen Job in einem der Lager hat … Moment, sieht sie gut aus?«
»Gut genug, aber da ist mehr dran«, sagte Valentine.
»Was meinst du mit mehr?«
Valentine versuchte, Eveready die Bedeutung der Muli-Liste so kurz und klar wie möglich darzulegen. Der alten Katze war das offenbar noch einen Apfel wert; er schnitt Schnitze für die drei anderen ab und nagte selbst an dem verbliebenen Stück.
Für Valentine schmeckte das Obst wie Bonbons.
»Da gibt es einen großen alten Jungen namens Moyo, der sämtliche Mädchen innerhalb der Mauern für sich laufen lässt. Der lässt alle eingehenden Ladungen von seinen Männern auf frische Schönheiten überprüfen. Er hat einen richtigen Harem; die Hälfte der größeren Luden südlich des Ohio kauft bei ihm. Er beschäftigt Kopfjäger, die die Hügel östlich von hier nach Leuten durchkämmen, die er, wenn er ein hübsches Ding sieht, an dem die Kur nicht besonders interessiert sind, zum Tausch anbieten kann - was ist schon der Unterschied zwischen einer Ein-Dollar-Münze und der anderen? Moyo kontrolliert einen
großen Teil der Sonderverschickungen. Der wäre der Erste, bei dem ich mich umsehen würde, wollte ich mehr über diese Muli-Liste erfahren, jedenfalls, wenn das wirklich nur Frauen sind.«
Danach widmeten sich er und Valentine ein paar Minuten den Karten - Eveready bekannte lachend, dass er die Karten kaum noch benutzte, er kannte die Gegend zwischen Memphis und Vicksburg auch so gut genug - und planten die Wanderung gen Norden.
»Am Coldwater sollten wir ein Stück nach Osten ausweichen. Ich habe ein Lager mit erbeuteten Ausrüstungsgegenständen. Die könnt ihr nutzen.« Eveready zeigte mit einem Fingerschnippsen auf Valentines in Auflösung befindlichen Wärterschuhe. Valentine fragte sich, ob er gleich wieder die alte Lektion zu hören bekäme, die besagte, dass man sich keine neuen Füße zuteilen lassen könne.
»Wie geht es Trudy«, fragte Valentine und deutete mit einem Ruck seines mit Moskitonetz verhüllten Kinns auf Evereadys alten Karabiner. Der gut geölte Schaft glänzte im Feuerschein.
»Rettet mir immer noch das Leben.«
»Und die Schlächterzahnsammlung?«
»Einundsiebzig und steigend.«
»Alle im fairen Kampf errungen, richtig?«
Eveready deutete eine Ohrfeige an. »Valentine, was glaubst du, wie ich so alt geworden bin? Ich prügele mich nur mit einem Schlächter, wenn seine Chancen so schlecht stehen, dass von einem Kampf eigentlich keine Rede mehr sein kann.«
Der Geruch von Chicoreekaffee weckte Valentine.
Eveready und Duvalier waren als Einzige bereits auf den Beinen. Ahn-Kha hatte sich um sein Gewehr herum zu einem schnarchenden Haufen Fell zusammengerollt
wie eine Schlange, die einen Ochsen verschlungen und sich als Rückzugsort einen zu kleinen Baum ausgesucht hatte.
Valentine lauschte der Unterhaltung und tastete nach Krabbelgetier. Er vermisste seine alte Hängematte.
»Ich wusste gar nicht, dass schon mal eine Katze so alt geworden ist wie du. Ich dachte, wir wären mit dreißig alle am Ende.«
»Tja, zum einen bleibe ich immer in einem Gebiet, das ich besser kenne als die. Und ich mache auch nicht viel Ärger. Ich überlasse die Arbeit meinen Augen und Ohren.«
»Haben die Weltenweber dich nicht irgendwann …«
»Ich glaube, die haben den alten Eveready längst vergessen. Aber das soll mir recht sein. Ich kämpfe gern auf Basis der Prioritäten, die ich selbst gesetzt habe. Wahrscheinlich bin ich deswegen in diesem Sumpf gelandet.«
»Hört sich einsam an. Gehst du oft nach Memphis?«, fragte sie.
»Nein. Dort kennt man mein Gesicht. Nicht, dass ich etwas dagegen hätte, ein paar der Prostituierten unten in der Pyramide zu besuchen. Ich fühle mich schon beim Anblick deines hübschen Gesichts zwanzig Jahre jünger.«
»Ich wünschte, ich könnte helfen, aber …«
Valentine fragte sich, was sich hinter ihrem Schweigen verbarg.
»Du hast Glück. Er ist ein guter Mann. Aber sei vorsichtig, wenn du mit jemandem arbeitest, für den du etwas empfindest. Irgendwann kommt der Augenblick, in dem dir nur ein Sekundenbruchteil bleibt, um zu handeln, und
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