Vampire Earth 5 - Verräterblut
Dallas, treibe hilflos durch die Welt und ertränke meine Sorgen in Alkohol und Midway-Muschis. Das hat jedenfalls die werte Gattin gesagt, ehe sie sich mit einem General aus Cincinnati davongemacht hat. Sieht das Boot in Ihren Augen aus, als würde es treiben?«
Valentine warf sein Bündel in das Heck des Kajütboots und half Duvalier hinein. »Nicht im Mindesten.«
»Aber Sie und Ihr Tuck-tuck; ein kräftiger Sturm, und Sie werden den Fluss runtergeweht.«
»Danke für die Warnung.« Er probierte den Schlüssel an dem Vorhängeschloss vor der Tür zur vorderen Hälfte des Kajütboots aus. Nach einem kurzen Ruckeln gab es nach.
Er roch die Hunde. Oder, genauer, ihren Urin.
»Sorry, Ali«, sagte er, betrat die Kabine und öffnete eine winzige Luke, um sie zu lüften. Es gab zwei Bettsofas, die rechtwinklig zueinander aufgestellt worden waren, und einen modrig riechenden Teppich, der aussah wie der perfekte Ort, um Fliegen zu züchten. Außerdem gab es noch einen winzigen Waschraum mit einem Waschbecken. Er probierte den Wasserhahn aus, aber ohne Erfolg.
»Danke, Forbes«, sagte Ali zu ihm, als sie beinahe in die Kabine stürzte und mit dem Gesicht voran auf eine Couch fiel.
Valentine kniete sich neben sie und kontrollierte erneut ihren Puls. Er war schnell, aber kräftig. Immer noch kein Zittern.
Ein weiteres Fragment von Doktor Jalengas Vortrag kroch aus der Teergrube von Valentines Gedächtnis empor. Ein paar Leute hatten sich gegenüber diversen Stämmen des Rasereivirus als immun erwiesen oder lediglich mit starkem Fieber reagiert. Er kauerte sich zu ihr - kauern war alles, was in dieser winzigen Kabine möglich war - und berührte ihren Rücken. Er war so nass, dass sich seine Hand glitschig und feucht anfühlte.
Sie regte sich. »Haben wir Wasser?«, fragte Duvalier und drehte sich um. Ihre haselnussbraunen Augen sahen aus, als wären sie aus Glas.
Valentine schenkte ihr eine Tasse aus seiner Feldflasche ein. Blieb noch ungefähr eine halbe Tasse. Er musste ein paar Vorräte heranschaffen.
»Warum sind wir zurückgegangen, David?«, fragte sie.
»Wir sind nicht zurückgegangen. Wir sind in Memphis.«
»Das meine ich. Zurück in die KZ.«
»Wir versuchen …«
»Wir versuchen zu sterben.«
Er legte die Hand auf ihre Stirn. Sie fühlte sich heiß und knotig an. »Wir tun nichts dergleichen.«
»Darum gehen wir immer wieder zurück«, beharrte sie. »Jedes Mal, wenn wir aus der KZ rauskommen, denken wir nur an unseren nächsten Ausflug. Also, woran liegt das? Wir fühlen uns schuldig. Wir wollen sterben wie die anderen.«
»Ruh dich aus. Ich kümmere mich um Lebensmittel und etwas zu trinken.« Er schnallte das Schulterhalfter ab.
Valentine ging wieder hinauf auf Deck und fühlte sich einsam und verletzlich. Solch ein jämmerliches Fitzelchen an Information, verglichen mit der Ungeheuerlichkeit des Gebäudes über ihm …
Nach kurzem Nachdenken verriegelte er die Kabinentür wieder mit dem Vorhängeschloss. Das kugelförmige Objekt über der Pyramide schien dazu gemacht zu sein, geradewegs in das Heck seines Bootes zu starren.
Immer der Reihe nach. Iss den Elefanten Bissen für Bissen.
Sein Nachbar hielt ein Comic auf seinem aufgequollenen Bauch.
»Entschuldigen Sie, Mr Abernathy«, rief Valentine. »Gibt es hier in der Nähe einen Markt?«
»In der Pyramide. Plaza Nord. Jackson, nicht wahr?«
»Jacksonville.«
»Woher kommen Sie zwei?«
»Golf von Mexiko.« Valentine sprang hinauf auf den Kai. »Entschuldigen Sie mich, meine Freundin fühlt sich nicht wohl.«
»Waren Sie je in Dallas?«
Valentine tat, als hätte er die Frage nicht gehört, und winkte nur, als er, so schnell er konnte, den Kai hinauflief. Der Bootswart sah ihn kommen und fand urplötzlich in einem verrosteten Katamaran etwas zu tun.
Valentine achtete gar nicht auf ihn und überquerte einen ausgedehnten Platz vor der Pyramide. Aus der Nähe wirkte die Basis des Gebäudes gewaltig. Flankiert wurde sie von Vorsprüngen aus Beton, in denen Stadtgardisten paarweise nicht viel mehr taten, als Präsenz zu zeigen.
Ein hoch aufragender steinerner Pharao, der leicht nach links gekippt war infolge des Erdbebens, nahm Valentine zumindest an, blickte vom Fuß einer Rampe, die zum Eingang führte, auf den großen Parkplatz mit seinem Kuddelmuddel aus Wohnwagen hinaus.
Er ging die Rampe hinauf und sah Dutzende von Chaiselonguen auf einer Freifläche auf der Südwestseite. Frauen und Männer, größtenteils in Badekleidung oder
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