Vampire Earth 5 - Verräterblut
einer Tür, durch die gerade zwei sandalentragende Flussschiffer heraustraten. Zudem gab es zwei große Veranstaltungsareale, durchzogen von hölzernen Trennwänden, die die Bereiche in ein Labyrinth aus winzigen Bars, Tätowierstudios und Buden, die er für Bordelle oder Peepshows hielt, unterteilten. Gardisten standen vor den Fahrstühlen, überprüften Ausweise und durchsuchten die Leute, die vor einem Lift Schlange standen. Valentine nahm an, dass sich Moyos Büros in einem der höher gelegenen Stockwerke befanden.
Zu dieser Tageszeit schien es nur recht wenig Publikumsverkehr zu geben; Valentine zählte mindestens einen Angestellten pro Tourist. Rot befracktes Aufsichtspersonal scheuchte Sicherheitsleute mit schwarzen Overalls und eng sitzenden Helmen herum; die Fußsoldaten hatten sich Sturmgewehre und Büchsen umgeschlungen, wedelten jedoch mit weniger gefährlich wirkenden Schlagstöcken, während sie paarweise ihre Runde durch die Hallen machten, sich an den Imbissbuden gütlich taten oder sich unterwegs von einem Händler eine brennende Zigarette reichen ließen. Fleischige alte Weiber schleiften Eimer und Müllcontainer auf Rädern von hier nach dort, und
ihre grauen Kopftücher waren schweißgetränkt. PYRAMID POWER!-Knöpfe prangten auf ihren welken Busen.
Valentine hatte genug gesehen und kehrte zurück zu den Hausbooten. Sein Nachbar aus Dallas war verschwunden. Er eilte zurück zu seinem kleinen Mietboot, das Grillhähnchen in der einen, das Wasser in der anderen Hand. Vor der Tür stellte er das Wasser ab und entriegelte das Schloss.
Die Sonne fiel auf Duvalier, und sie lehnte sich auf die Vinylkissen zurück - spinnennetzförmig von Rissen durchzogen, in denen die weißen Fasern der Füllung zum Vorschein kamen - und trank beinahe die ganze überdimensionierte Feldflasche aus, die er ihr aufgefüllt hatte. Valentine bereitete ihr etwas von den Zerealien (IDEAL FÜR KINDER UND SENIOREN - FORTSCHRITTLICHE ERNÄHRUNG!, stand auf dem Etikett) aus seiner Tasche zu, und sie aß ein paar Bissen mit dem Löffel, den sie beim Einsatz stets bei sich hatte.
»Bah«, machte sie dann und schleuderte den Rest zu den Fischen im Mississippi. Dann lehnte sie sich an die Bordwand und schloss die Augen. Er gab ihr zwei Aspirintabletten, und sie schluckte sie hinunter und streckte ihm ihre Tasse zum Nachfüllen hin.
»Hähnchen?«, fragte Valentine.
»Das kannst du haben. Hast du wegen dieses Moyo irgendwas erreicht?«
»Bin ihm noch nicht begegnet.« Er fühlte sich hilflos angesichts der Hitze, die ihre Haut verströmte. »Wie geht’s dir?«
»Unheimliche Träume. Wirklich unheimlich. Ich dachte, ich wäre in Kansas auf der Flucht vor einem Bullen. Er hatte riesige, nackte Füße mit Augen in den Zehen. Ich weiß im Augenblick nur, dass ich wach bin, weil dir keine Flammen aus den Ohren lodern.«
»Ich bin froh, dass du wieder bei Verstand bist. Vor einer Stunde hast du noch wüste Beschimpfungen ausgestoßen.«
»Gib mir noch ein oder zwei Tage. Ich komme wieder zu Kräften - oder ich … wie auch immer, du wirst schon zurechtkommen.«
Sie schlief die ganze Nacht hindurch in kurzen Zeitabschnitten, immer noch schwitzend wie ein frisch abgespanntes Pferd, und weckte Valentine dann und wann mit einem kurzen Schrei. Da er nicht wusste, was er sonst tun sollte, zog er sie aus und tupfte ihr den Schweiß vom Körper. Eine weitere Heimsuchung waren die unzähligen Flohbisse, die sie sich beide zuzogen.
Draußen ging das eine oder andere Feuerwerk hoch, zeitlich anscheinend gezielt auf die Momente abgestimmt, in denen sie schlief. Forbes Abernathy kehrte gegen zwei Uhr morgens lärmend auf sein Boot zurück, begleitet von einer Person, deren Lautäußerungen sich vornehmlich auf Kichern beschränkten.
Cotswald kam am nächsten Tag in einem strohgelben Leinenanzug zu ihnen. Valentine attestierte ihm eine schwerfällige Eleganz, aber er schnaufte und keuchte wie eh und je.
»Asthma«, erklärte Cotswald. »Da wir gerade von Krankheiten sprechen, wie geht es Ihrer Leibwächterin?«
»Etwas besser«, log Valentine. Das Fieber hatte Duvalier so viel Flüssigkeit entzogen, dass sie sichtlich dünner geworden war. Valentine, der sich beinahe so verwegen vorgekommen war wie in der Nacht, in der er sich in das Hauptquartier des Generals in Nebraska geschlichen hatte, hatte der Fischhändlerin eine Plastiktüte Eis gestohlen, als sie ihm den Rücken zugekehrt hatte, und damit einen kalten Umschlag für Duvaliers
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