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Vampire küssen besser

Vampire küssen besser

Titel: Vampire küssen besser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Savannah Russe
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Die meisten männlichen Vampire lassen mich kalt. Doch da ich wusste, meine Mutter würde keine Ruhe geben, willigte ich ein. »Na gut, Ma, ich komme auf einen Schluck vorbei.«
    Meine Mutter strahlte, ihr Gesicht leuchtete auf. Ihre Mission war erfüllt, und sie trank eilig ihr Mineralwasser aus. Anschließend erklärte sie, sie wolle sich noch mit Freunden im East Village treffen, küsste mich auf europäische Art auf beide Wangen und verschwand. Danach kam mir meine Wohnung leerer vor, das gebe ich zu.
     
    Nachdem ich für ein paar Stunden meditiert und Bachs Goldberg-Variationen gelauscht hatte, fiel ich, sobald der Morgen nahte, in tiefen Schlaf. Als ich den Wecker läuten hörte – ich musste den Knopf »Schlummern« fünf- oder sechsmal gedrückt haben, ohne richtig zu mir zu kommen –, hatte die Abenddämmerung eingesetzt. Mir blieb noch eine knappe Stunde, um mich anzukleiden und es zur Dreiundzwanzigsten Straße zu schaffen. Wie der Wind streifte ich eine Jeans und einen Pullover über, so eifrig, dass mich nicht einmal die Hast, in der alles vonstatten gehen musste, störte. Statt den üblichen dumpfen Schmerz in meinem Herzen zu spüren, war mir ein wenig schwindelig von dem Adrenalin in meinen Adern. Ich fühlte mich beschwingt und optimistisch. Ich würde eine großartige Spionin abgeben, dessen war ich mir gewiss. Ganz gleich, was J von mir verlangte, ich würde es vollbringen. Es dauerte eine Weile, bis mir klar wurde, welcher Selbsttäuschung ich in diesem Augenblick unterlegen war. Aber zuweilen ist Dummheit ein Segen, und so glücklich wie an diesem Tag war ich schon seit langem nicht mehr gewesen. Auch hatte ich schon seit Ewigkeiten nicht mehr so tief und fest geschlafen.
     
    J erwartete mich im Konferenzraum. Mit leichtem, raschem Schritt und einem freudigen Grinsen auf dem Gesicht kam ich durch die Tür. Als ich seine grimmige Miene erblickte, war mir, als wäre ich gegen eine Ziegelmauer gerannt.
    »Setzen Sie sich, Miss Urban«, sagte er ausdruckslos. Ich gehorchte.
    »Vor uns liegt eine Menge Material, das wir gemeinsam durchgehen müssen. Ihre Zielperson treffen Sie morgen. Viel Zeit zur Vorbereitung bleibt Ihnen nicht.« Er wich meinem Blick aus. Ich wollte ihn zwingen, mich anzusehen, doch es gelang mir nicht. Also starrte ich auf seinen Kiefer, auf dem sich ein Bartschatten andeutete, und beobachtete seinen Mund. Dabei begann ich mir vorzustellen, wie es sich anfühlen würde, wenn diese Lippen über meine nackte Wirbelsäule strichen, den köstlichen Schauder, die prickelnden Stellen dort, wo sie zarte Küsse hinterließen …
    »Wenn Sie sich mit uns in Verbindung setzen«, fuhr J mit kalter Stimme fort und beendete meine süßen Träume, »wird Ihr Codename Hermes sein.«
    »Aha, der griechische Gott. Der Bote. Unter welchem Namen laufen Sie?«
    »Ringrichter.«
    »Das heißt, Sie haben das Sagen.«
    »So ungefähr. Aber ich suche die Namen nicht aus. Also weiter im Text. Ab sofort vertreten Sie einen Privatsammler, der sich auf die Kunst der Ureinwohner spezialisiert hat. Der Sammler ist echt und seine Sammlung ebenfalls. Beide sind Bonaventure bekannt, und er möchte liebend gern einige Stücke der Sammlung erwerben. Der Privatsammler hat sich bisher geweigert, Bonaventure zu empfangen. Bonaventure hat es mehrmals versucht und ist jedes Mal abgewiesen worden. Inzwischen hat sich unser Sammler bereit erklärt, sich durch einen Mittelsmann vertreten zu lassen. Der sind Sie. Auf die Weise erhalten Sie Zugang zu Bonaventures Wohnung. Morgen Abend um halb acht sind Sie dort mit ihm verabredet.«
    »Wo wohnt er?«
    »Das steht hier in der Akte.« J griff nach einem großen braunen Umschlag und überreichte ihn mir. »Darin finden Sie alles, was Sie über den Sammler und die anzubietenden Kunstobjekte wissen müssen. Sie lesen die Unterlagen und lernen sämtliche Details auswendig. Danach vernichten Sie die Akte. Mit Vernichten meine ich verbrennen.« Ich steckte den Umschlag in meinen Louis-Vuitton-Rucksack. »Schleichen Sie sich in Bonaventures Leben ein. Machen Sie von Ihrer Schönheit und Ihrem Charme Gebrauch.«
    Endlich gelang es mir, ihm in die Augen zu sehen. Für einen Moment hielt er meinen Blick fest. Dann schaute er fort. Es hatte ausgereicht. Die Chemie stimmte eindeutig. Er wusste es, ebenso wie ich. Ich musste mich zwingen, mich wieder auf meinen Auftrag zu konzentrieren. »Was genau soll ich tun?«, erkundigte ich mich.
    »Als Erstes bringen Sie in Bonaventures

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