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Vampire küssen besser

Vampire küssen besser

Titel: Vampire küssen besser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Savannah Russe
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Zweifellos dachte ich nicht sehr klar. Nein, das trifft es nicht, denn eigentlich dachte ich gar nicht mehr.
    Ich beugte mich zu J vor. Er wich nicht zurück. »Mit anderen Worten, Sex ist eine Waffe, die ich nach Gutdünken einsetzen kann.« Ich spürte seinen Atem auf meinem Gesicht und wusste, sein Verlangen stieg und näherte sich dem meinen. Ich wartete auf seinen Kuss …
    Stattdessen flog so etwas wie Verwunderung über sein Gesicht. Er zuckte zurück, als hätte er sich verbrannt. Sein Blick veränderte sich, wurde ausdruckslos, dann ärgerlich. »Eines sollte ich wohl noch klarstellen, Miss Urban: Wir werden eng zusammenarbeiten, doch jedes Mitglied des Teams Dark Wing wird von mir auf gleiche Weise behandelt. Und zwar professionell. Ich bin der Leiter Ihres Teams. Nicht weniger, aber ganz gewiss auch nicht mehr.«
    Lügner,
dachte ich.
Ich weiß, du hast die gleiche Anziehung gespürt.
    J erhob sich und schob seinen Stuhl zurück. »Darüber hinaus, und das werde ich nicht noch einmal sagen« – die Worte spie er mir förmlich entgegen – »erfüllt mich das, was Sie sind, mit Abscheu. Verglichen mit Ihnen ist eine Hure moralisch. Sie sind ein Monster, keine Frau. Ich weiß von der Anziehungskraft der Vampire, der Zauberkraft, mit der sie Menschen betören, um ihre Blutgier zu stillen. Sie sind verkommen und nicht besser als ein Tier. Doch ganz gleich, wie Ihre Kräfte sind, ich würde mich niemals –
niemals
verleiten lassen, Sie auch nur mit den Fingerspitzen zu berühren.«
    Irgendetwas riss in mir. Ein Tor tat sich auf, und weißglühende Wut schäumte hervor. Er hatte mich als Frau verschmäht und dann auch noch meine ganze Rasse dämonisiert. Seine Arroganz, sein Glaube an seine
menschliche
Überlegenheit gaben mir den Rest. Als ich das Wort ergriff, war meine Stimme kalt und hart wie ein Diamant. »Vollkommen richtig J, Sie haben den Nagel auf den Kopf getroffen. Ich bin
kein
menschliches Wesen. Ich
bin
ein Monster.« Ich machte eine Pause und stand langsam auf. »Ich bin ein
Vampir
«, zischte ich. »Es wird Zeit, dass Sie begreifen, was das tatsächlich heißt.« Entgeistert sah J zu, wie ich meinen Pullover auszog. Gleich darauf hatte ich mich aus meiner Jeans gepellt. Ich hatte mich entschieden: Ich würde mich in die Gestalt einer Fledermaus verwandeln.
    Etwas Dunkles erhob sich und begann sich um mich zu drehen, wirbelnd erfüllte es die Luft und ließ die Umgebung verschwimmen. Ich schwankte zwischen zwei Welten, und eine Art Stromstoß jagte durch mein Blut. Ich wuchs, sah, wie sich meine Fingernägel zu langen Klauen formten, spürte, dass meinem Rücken Flügel entsprangen und sich raschelnd entfalteten. Es klang wie das Röcheln der Ewigkeit. Meine weiße Haut wurde zu dunklem weichem Fell. Ich fühlte mich unendlich stark, und ein Lachen entwich meiner Kehle, als ich merkte, wie Kraft in meine Adern strömte. Ich erhob mich, schwebte in der Luft, ein Geschöpf, das schöner war als ein Vogel, furchterregender als eine Fledermaus, geschmeidig und schillernd in Regenbogenfarben, die von den winzigen Silbersicheln in meinem Fell herrührten, in denen sich das Deckenlicht brach. Von diesem Glitzern und Leuchten umgeben, stieg ich auf. Kurz unter der Decke breitete ich meine prächtigen Fledermausflügel aus. Sie reichten von Wand zu Wand. Als ich sprach, wusste ich, dass J meine Reißzähne sah.
    »Sieh mich an und fürchte dich, Menschenwesen«, sagte ich mit einer Stimme, die wie Seide knisterte, wie Flammen.
    J war zurückgewichen und hatte den Rücken an die Wand gepresst. In seiner Miene drückte sich eine Mischung aus Ehrfurcht und Entsetzen aus. Man muss ihm hoch anrechnen, dass er weder zitterte noch bewusstlos wurde. Vielen war beides wiederfahren. Andere hatten geweint und gewinselt oder ihren Darm entleert, während sie in höchster Not auf die Knie sanken. In Js Blick lag dagegen etwas wie Bewunderung.
    »Das wusste ich nicht«, flüsterte er. »Ich hatte davon gehört, doch so etwas hätte ich mir nie vorgestellt. Sie ähneln – nein, keiner Fledermaus, vielmehr einem Engel.«
    »Ein dunkler Engel«, sagte ich mit einer Stimme, die voller Verlockung und Bannkraft war. »Ich bin der lebendig gewordene Mythos, die Verkörperung eines Alptraums. Ich bin die urewige Begierde, die erwacht ist, um dich heimzusuchen.« J stand wie gelähmt. Ich flog dichter an ihn heran und landete leichtfüßig vor ihm auf dem Boden. Er schloss die Augen, schlug sie wieder auf und blickte tief

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