Vampire küssen besser
Bild. »Ich glaube, das lasse ich lieber.«
»Na ja«, murmelte Benny und schaute in ihre Teetasse, »wenn du einen Mann richtig liebst – ganz gleich, ob es Darius ist oder sonst wer – dann könntest du doch … na, du weißt schon.«
»Ihn umdrehen? Einen Vampir aus ihm machen? Ich habe mir geschworen, das nie mehr zu tun. Das funktioniert auch nicht, wenn es um eine Beziehung geht. Denk nur an das Trauma, das dadurch ausgelöst wird. Wenn du das tust, raubst du dem anderen die Identität und gibst ihm eine neue, die er nie haben wollte. Vielleicht liebt er dich danach noch mit einem Teil seines Herzens, aber sein Entsetzen über das, was du getan hast, ist größer als alles andere. Früher oder später lässt es seine Gefühle für dich erkalten. Meistens früher.«
»Das ist wohl wahr«, bestätigte Benny und stierte in ihre Tasse, als wolle sie aus den Teeblättern lesen. Dann sagte sie so leise, dass ich es kaum hören konnte: »Aber was ist, wenn du ihn vorher
fragst?
Was ist, wenn dich jemand so sehr liebt, dass er dazu bereit wäre?«
»Wie romantisch du bist!«, erwiderte ich. »Also, zunächst einmal müsste derjenige wissen, was ich bin, und das akzeptieren. Das allein übersteigt schon meine Phantasie. Anschließend müsste er sich bereit erklären, ein Monster zu werden, ein Ausgestoßener, ein Blutjäger, der seinerseits gejagt wird. Und soweit ich weiß, ist das noch nie vorgekommen.«
Benny seufzte, trank ihren Tee aus und blickte mich mit einem Ausdruck tiefen Schmerzes an. »Wahrscheinlich hast du recht, Süße. Manchmal male ich mir so was halt aus. Also müssen wir uns wohl oder übel einen Vampir suchen, jemanden wie Louis. Ich weiß auch, dass er ein paar Fehler hat, aber er ist intelligent und lustig. Und er sieht gut aus.«
Das mag sein, dachte ich, falls man auf jemanden steht, der aussieht, als würde er bei den Rolling Stones Rhythmusgitarre spielen, Heroin drücken, um die Zeit totzuschlagen, oder wie jemand, der in seinem Leben noch keinen Handschlag getan hatte – was auf Louis mit Sicherheit zutraf. »Er hat schöne Augen«, sagte ich. »So grün.«
»Genau! Und morgen will er mich wiedersehen. Glaubst du, ich mache einen Fehler? Ich mag ihn nämlich sehr.«
»Wie soll man das jetzt schon sagen? Amüsier dich mit ihm, alles andere kann warten. Verlier dein Herz nicht zu früh.« Ich musste lachen. »Der Rat gilt auch für mich. – Wie dem auch sei, was ist mit morgen Abend? Sollen wir nun auf eigene Faust handeln und uns um J und seine Vorschriften nicht kümmern?«
»Ich finde schon. Vorhin habe ich mir alles durch den Kopf gehen lassen und auch mit Louis darüber gesprochen – ich hoffe, das stört dich nicht.«
Offenbar hatte Benny unseren Schwur, alles geheim zu halten, wie üblich in den Wind geschlagen, doch im Fall von Louis war das ja kein Problem. »Ach woher«, entgegnete ich. »Vielleicht stellt er sich ja als hilfreich heraus. Weißt du, ob er bereit ist, sich zu verwandeln?«
»Das hat er jedenfalls gesagt. Im Gegensatz zu so manch anderem scheint es ihm nichts auszumachen, zur Fledermaus zu werden. Ich glaube, es gefällt ihm sogar«, schloss sie zufrieden.
»Na herrlich«, sagte ich mit einer Grimasse. »Ein Serienkiller.«
Benny zog einen Flunsch. »Das ist gemein. Dabei hat er nur gesagt, er würde Vampir, falls es erforderlich sei. Ich fand das ausgesprochen nett.« Sie wirkte verstimmt.
Um sie nicht weiter zu verärgern, beschloss ich, in Bezug auf Louis den Mund zu halten. Wir brauchten jede Unterstützung, und den Luxus, vorher noch Job-Interviews durchzuführen, konnten wir uns nicht leisten. »Schön. Gehen wir alles noch mal der Reihe nach durch. Wir werden also vor Ort sein, wissen aber nicht, ob J oder sonst jemand von seinen Leuten anwesend ist. Bis dahin belauscht J das, was in Bonaventures Wohnung geschieht – immer vorausgesetzt, dass dort niemand die Wanzen entdeckt hat. Doch ganz gleich, ob J oder sein Team in der Nähe ist, wir werden uns auf zwei Dinge konzentrieren: zum einen Bonaventure im Auge behalten und zum anderen zusehen, dass er diese Kunstobjekte nicht erhält.«
»Warum denn nicht?«
»Das ist eine längere Geschichte. Kurz gesagt heißt das, dass sie magisch sind und ich Angst habe, dass sie ihm übernatürliche Fähigkeiten verleihen. Und die sollten Menschen nicht haben.«
»Du liebe Zeit«, sagte Benny, und ihre großen Augen wurden noch größer. »Also muss eine von uns Bonaventure bewachen.«
»Und die
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