Vampire küsst man nicht: Argeneau Vampir 12
Hähnchenteile aufgegessen, die vermutlich für uns beide gedacht waren«, hielt Jo ihm im Spaß vor. »Oh, stimmt«, murmelte Nicholas und betrachtete schuldbewusst den leeren Eimer auf dem Tisch. »Warum bringt der Bote die Pizza nicht rauf?«
»Aus Sicherheitsgründen. Sie lassen niemanden weiter als bis zur Lobby, wenn er keinen Zimmerschlüssel hat. Die Frau sagt, dass es wiederholt Einbrüche gab, aber ich vermute, sie wollen auf diese Weise die Gäste davon abhalten, Prostituierte mit aufs Zimmer zu nehmen. Eine Freundin von mir arbeitet in Downtown in einem Hotel, und von ihr weiß ich, dass sie schreckliche Probleme damit haben. Ich vermute, sie hoffen darauf, dass ein Mann sich nicht so schnell eine Prostituierte aufs Zimmer bestellt, wenn er sie erst mal am Empfang abholen muss.« Nicholas reagierte mit einem Brummen darauf, dann fragte er: »Welchen Namen hast du angegeben?« »Smith«, erwiderte sie geduldig. »Der Name, unter dem du eingecheckt hast. Und ich bezahle bar.« Er wurde ruhiger, runzelte dann aber die Stirn. »Ich weiß nicht, ob ich noch genug Geld dabeihabe, um....«
»Aber ich.« Sie zog die Brieftasche aus der Hosentasche und fuchtelte damit vor seiner Nase herum. »Eine Handtasche nehme ich nie mit, aber meine Brieftasche habe ich immer dabei. Ist ganz praktisch, wenn ich gerade auf der Flucht bin und was essen möchte, weißt du?« Sie grinste ihn an, stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn auf die Wange. Mit einer Hand steckte sie die Brieftasche weg, mit der anderen umfasste sie seine Erektion. »Hm, hart und heiß, so mag ich’s. Schon praktisch, dass man Pizza auch kalt essen kann. Wenn ich zurück bin, machen wir da weiter, wo wir unterbrochen worden sind.« Leise knurrend versuchte er, sie an sich zu ziehen, doch sie entwischte ihm und verließ das Zimmer mit den Worten »Wenn ich zurück bin.« Jo hörte ihn noch frustriert seufzen, bevor die Tür zufiel. Lächelnd eilte sie durch den Korridor zu den Aufzügen.
11
Jo entdeckte den Pizzaboten im selben Moment, als sie die Lobby betrat. Er stand am Empfang und war in seiner knallroten Jacke und der gleichfarbigen Kappe mit dem Logo der Pizzeria kaum zu übersehen. Sie bezahlte und gab ihm noch ein großzügiges Trinkgeld, weil er so lange hatte warten müssen, dann machte sie sofort kehrt und ging zurück zum Aufzug, als ihr der Gedanke kam, dass sie noch etwas zu trinken benötigten. Die zwei Dosen, die sie zuvor gekauft hatte, waren beide bereits angebrochen, und da die Eiswürfel nicht ewig hielten, würde die Limo spätestens dann völlig verwässert schmecken, wenn sie endlich dazu kamen, sich ihrer Pizza zu widmen.
Die Vorstellung, was sie erwartete, bevor die Pizza an der Reihe war, ließ Jo lächeln, während sie einen Umweg zu dem kleinen Supermarkt im Erdgeschoss machte. Sie betrat den Laden und warf dem Kassierer automatisch ein freundliches Lächeln zu, doch dann sah sie, dass er ihr den Rücken zuwandte, weil er im Regal hinter der Kasse die Zigarettenfächer auffüllte. Mit einem Schulterzucken ging sie nach hinten zu den Kühlschränken. Dort nahm sie die Pizzaschachtel in eine Hand, mit der anderen zog sie die Glastür auf und drückte das Knie dagegen, um sie aufzuhalten. Sie hatte bereits zwei Limodosen gepackt, als sie jemanden sagen hörte: »An dem Automaten hat Jo Geld abgehoben.«
Jo versteifte sich, da sie Brickers Stimme erkannte. Und dann hörte sie auch noch Mortimer antworten: »Das war vor fast einer Stunde. Sie ist längst nicht mehr hier.« »Nein«, stimmte ihm ein dritter Mann zu, bei dem es sich um Anders handelte. »Aber vermutlich haben sie sich in diesem Hotel einquartiert.«
»Und der Mann an der Kasse erinnert sich vielleicht an sie«, warf Decker ein. »Vielleicht hat sie ihm gegenüber irgendeine Bemerkung gemacht, dass sie sich hier ein Zimmer genommen haben.« »Hmm.« Jo drehte sich langsam um und spähte vorsichtig zum Eingangsbereich, wo die drei standen. Allerdings waren die Regale im Weg, sodass sie keinen von ihnen sehen konnte. Zum Glück bedeutete das aber auch, dass die drei sie ebenfalls nicht sehen konnten. Sie ließ die Dosen wieder los und schloss leise die Kühlschranktür.
»Wir suchen eine Frau, die vor etwa einer Stunde an diesem Automaten Geld abgehoben und womöglich etwas bei Ihnen gekauft hat. Sie ist knapp eins fünfundsechzig groß, hübsch, und sie trägt ihr dunkelbraunes Haar zum Pferdeschwanz gebunden.«
Sie kniff die Augen zu. Der Mann
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