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Vampire küsst man nicht: Argeneau Vampir 12

Vampire küsst man nicht: Argeneau Vampir 12

Titel: Vampire küsst man nicht: Argeneau Vampir 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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wusste. Aber ihre Art, wie sie es sagte, ließ die Geschehnisse auf einmal in einem ganz anderen Licht erscheinen. Ihm war nie ein Zusammenhang zwischen den beiden Ereignissen in den Sinn gekommen, aber er war ja auch so wie jeder andere davon überzeugt, dass er die Frau ermordet hatte. »Ich denke, wir sollten nach dieser Freundin suchen, Carol, um herauszufinden, ob sie weiß, was Annie dir sagen wollte«, erklärte sie in ernstem Tonfall.

14
    »Nicholas?«, fragte sie leise und ging um den Tisch herum. Er war auf einmal verstummt und hielt den Kopf gesenkt. Jo blieb vor ihm stehen und strich ihm über die Wange. »Was ist los?« Er sah zu ihr hoch, und Sorge erfasste sie, als sie seinen leeren Blick bemerkte. Schließlich jedoch räusperte er sich und fragte: »Wieso glaubst du an mich?« Die Frage traf sie völlig unvorbereitet. »Ich verstehe nicht. Wie meinst du das?«
    »Jo, du kennst mich so gut wie gar nicht«, erklärte er und griff nach ihrer Hand. »Wir sind uns gestern Abend zum ersten Mal begegnet, aber als ich dir sage, dass ich eine Frau getötet habe, glaubst du mir nicht, während alle meine Angehörigen, die mich seit Jahrhunderten kennen, keinen Zweifel an meiner Schuld haben. Meine Schwester Jeanne Louise und mein Bruder Thomas tun sogar so, als würde ich gar nicht existieren.« Er hielt inne und schaute zur Seite, doch ihr entging seine schmerzvolle Miene nicht. Als er sich ihr wieder zuwandte, ließ sein Gesicht keine Regung mehr erkennen. »Warum glaubst du, dass ich unschuldig bin, wenn ich mir selbst nicht sicher war?«
    Jo sah ihn lange an und überlegte, ob sie die Antwort darauf überhaupt wusste. Vielleicht wollte sie es einfach nicht wahrhaben, doch in dem Moment, als Nicholas gesagt hatte, er habe eine Frau gebissen und getötet, da hatte sich ihr Herz geweigert, das zu akzeptieren. Möglicherweise war es zuerst blinder Glaube an das Gute in ihm gewesen, gepaart mit dem Verlangen, es für undenkbar zu halten, dass ein Mann, der ihr so wichtig war, zu einer solchen Tat fähig sein sollte. Hätte er ihr Punkt für Punkt erklärt, wie und warum er die Frau getötet hatte, dann wären seine Schilderungen glaubwürdig gewesen, aber nachdem ihr Gehirn den ersten Schock überwunden und sie seine Formulierungen wie Ich glaube und Anscheinend und Offenbar gehört hatte, da wusste sie in ihrem Innersten, dass dieser Mann nicht vor fünfzig Jahren eine unschuldige Schwangere ermordet hatte.
    Dass er unter den richtigen Umständen fähig war zu töten, daran hatte sie nicht den geringsten Zweifel, aber sie war sich verdammt sicher, dass er das auch nur tun würde, um einen anderen zu retten oder um einen Abtrünnigen aufzuhalten. Jo konnte sich nicht mal vorstellen, dass er in blinder Wut töten würde, jedenfalls nicht vorsätzlich. Und sie war auch davon überzeugt, dass keine blinde Wut lange genug anhalten konnte, um eine Frau zu überwältigen, sie in seinen Wagen zu zerren und zehn Minuten lang mit ihr durch die Gegend zu fahren, um sie dann in den Keller zu schleppen und erst dort über sie herzufallen. Das war einfach nicht logisch, und Jo hielt sich selbst für einen logisch denkenden Menschen. Natürlich hatten ihre Gefühle für Nicholas überhaupt nichts mit Logik zu tun. Zwar war sie ihm dankbar dafür, dass er ihr gleich zweimal das Leben gerettet hatte, doch was sie für ihn empfand, ging über Dankbarkeit weit hinaus.
    Jo konnte Nicholas gut leiden, und sie vertraute ihm, und sie war scharf auf ihn. Das war sogar in diesem Moment der Fall, und sie hätte nichts lieber getan, als sich auf seinen Schoß zu setzen, um diesen unglaublichen Sex in einer weiteren Runde zu erleben. Was sie davon abhielt, war die Möglichkeit, ihn zu verlieren, wenn sie nicht die Wahrheit über die Ereignisse in Erfahrung brachten und damit seine Unschuld beweisen konnten. Der bloße Gedanke jagte ihr schreckliche Angst ein. Jo war noch nicht bereit zuzugeben, dass sie mit diesem Mann eine gemeinsame Zukunft anstrebte, aber sie wollte auf jeden Fall Gewissheit haben, sich für ihn entscheiden zu können, wenn sie es für richtig hielt.
    »Ich weiß nicht«, sagte sie schließlich, dann fügte sie ironisch hinzu: »Vielleicht liegt es ja an den Nanos. Vielleicht flüstern sie mir was ins Ohr.« Nicholas lächelte schwach. »Ich glaube, zu so etwas sind sie nicht in der Lage. Wäre aber schön.« Er seufzte leise. »Wahrscheinlich könnten sie uns dann auch erzählen, was an jenem Tag tatsächlich

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