Vampire mögen ́s heiss
langweilig, aber für den Anfang genau das Richtige."
Emma riss erschrocken die Augen auf. In dem Glas war Blut. „Nein!" Plötzlich spürte sie einen stechenden Schmerz im Mund. Sie schrie auf.
Darcy stellte das Glas ab. „Du Ärmste. Dasselbe habe ich auch durchgemacht. Wenn sie zum ersten Mal rauskommen, tut es immer höllisch weh."
Emma hielt sich den Mund und wimmerte. Sie hatte das Gefühl, ihr Zahnfleisch riss auf. Sie spürte, wie ihr von innen etwas in den Mund wuchs. Sie nahm die Hand weg und entdeckte Blut auf ihrer Handfläche. Widerlich! Aber es roch so verführerisch. Der Schmerz in ihrem Mund ließ nach, als der nächste Hungerkrampf sie wieder mit voller Wucht überkam.
Darcy steckte einen Strohhalm in das Glas und reichte es Emma. „Hier. Es ist ein bisschen schwierig, aus einem Glas zu trinken, wenn die Fänge draußen sind."
Die Fänge? Emma berührte ihren Mund. Sie fühlte lange, spitze Reißzähne. „Nein!" Sie schüttelte den Kopf. Das war doch alles ein schlechter Traum. Das konnte nicht sein!
„Ich weiß, es ist schrecklich." Darcy setzte sich zu ihr aufs Bett und drückte ihr das Glas in die Hand. „Aber wenn du erst mal was zu dir genommen hast, geht es dir sofort besser."
Emma nahm mit zittriger Hand das Glas. Sie hatte den schrecklichen Wunsch, es an die Wand zu knallen und stattdessen ihre Zähne in Darcys Hals zu schlagen. Verdammt. Es stimmte. Sie war ein Vampir geworden.
Überrascht starrte sie das Glas mit Blut an. Es roch gut. Waren das die Qualen, die Angus in der Nacht durchgemacht hatte, als er sich geweigert hatte, sie zu beißen? Sie nahm den Strohhalm in den Mund und begann zu saugen. Das Blut war warm und süß. Jeder Schluck erfüllte sie mit neuer Energie und ließ sie erstarken.
„Mehr." Ihr Zahnfleisch kribbelte, und sie spürte, wie ihre Fänge sich zurückzogen. „Bin sofort wieder da." Darcy stand auf und nahm das Glas mit. „Es ist ganz normal, dass man in der ersten Nacht so hungrig ist." „Du warst auch mal ein Vampir", flüsterte Emma. „Ja, vier Jahre lang. Aber du musst nicht so lange warten. Roman kann dich zurückverwandeln. Alles kommt wieder in Ordnung."
Emma nickte. Sie sah zu, wie Darcy das Zimmer verließ. Austin lächelte seine Frau an, als sie an ihm vorbeiging. Ein liebevolles Lächeln. Emma wusste, was sie jetzt brauchte. „Wo ist Angus?"
Austins Lächeln erstarb. „Ähm ... Er ist gerade nicht da."
Ihr Blick schweifte durch das Zimmer. Sie fühlte sich immer noch merkwürdig, irgendwie taub. Vielleicht war doch alles ein Traum? In letzter Zeit waren ihre Träume immer sehr intensiv gewesen. Oder waren das alles nur Erinnerungen? Sie hatte mit Angus geschlafen. Katya hatte sie verschleppt und angegriffen. Und dieses Monster hatte sie auch umgebracht! Mit einer Hand befühlte Emma ihren Hals. Die Haut war weich und unverletzt.
Austin kam zu ihr herüber. „Die Wunden sind während deines Todesschlafs verheilt. Einer der Vorteile des Untoten-Daseins." Er lächelte. „Du siehst toll aus. Und das musst du mir glauben, denn im Spiegel wirst du dich jetzt nicht mehr sehen. Einer der Nachteile des Untoten-Daseins."
„Es gibt keine Nachteile." Giacomo kam herein. Er nippte an einem Weinglas voll Blut.» Buona sera, signorina. Ich wollte mal sehen, wie es Ihnen geht." Seine braunen Augen sprühten vor Vergnügen. „Willkommen im Club."
Erst jetzt begriff Emma das volle Ausmaß ihrer Situation. Sie war tot. Sie zog sich die Daunendecke bis ans Kinn. Wo war Angus? Sie wollte ihn sehen. Sie wollte in seinen starken Armen liegen. Instinktiv berührte sie die Stelle an ihrem Hals, aus der er getrunken hatte, in der Nacht als sie miteinander schliefen. Auch diese Wunden waren nicht mehr da. Als wäre nichts geschehen.
Robby tauchte auf. „Wie geht es Ihnen, Miss Wallace?" Ich bin tot. Emma umarmte sich unter der dicken Decke. „Ich glaube, sie hat einen Schock", flüsterte Austin, aber Emma hörte jedes Wort genau.
Sie konnte alles hören, auch das Surren der Mikrowelle. „Ich möchte mit Angus sprechen."
Robby tauschte einen besorgten Blick mit Giacomo. „Er ist nicht hier. Er ist mit Jean- Luc und Ian in Paris."
„Dann ruft in Paris an und bittet ihn herzukommen. Seid so nett." Emma erschauderte unter der Decke. Sie war immer stark und entschlossen gewesen und hasste es, so bedürftig und unsicher zu sein. Andererseits war sie auch nie vorher tot gewesen.
„Er wollte danach gleich weiter nach New York", erklärte
Robby.
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