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Vampire schlafen fest

Vampire schlafen fest

Titel: Vampire schlafen fest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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nach oben ging, um nach Bob zu sehen, hatte der Kater mitten auf Amelias Bett gekotzt ... was ja noch nicht mal so schlimm gewesen wäre, wenn nicht die alte Steppdecke meiner Urgroßmutter draufgelegen hätte. Und es war natürlich mir überlassen geblieben, das Malheur zu beseitigen und die Decke in die Waschmaschine zu stopfen. Außerdem war Quinn frühmorgens weggefahren, worüber ich einfach bloß traurig war. Und dann gab's ja auch noch Jasons Ehe, die jede Menge Potenzial hatte, sich zu einer Katastrophe auszuwachsen.
    Mir würden sicher noch einige weitere Dinge einfallen (bis hin zu dem tropfenden Wasserhahn in meiner Küche), aber inzwischen hat wohl jeder begriffen, dass dies einfach nicht mein Tag war.
    »Ich bin hier, um zu arbeiten, Selah, und nicht, um ein Privatgespräch mit Ihnen zu führen.«
    Das ignorierte sie.
    »Ich weiß, dass Sie zusammen mit Bill verreisen«, sagte Selah. »Sie versuchen, mir meinen Freund auszuspannen. Seit wann planen Sie das schon?«
    Ich war fassungslos. Dass Selah mir eine solche Frechheit an den Kopf werfe würde, war mir komplett entgangen. Ich hatte keine Vorwarnung aufgeschnappt. Meine telepathischen Fähigkeiten litten eben, wenn ich müde war - genau wie mein Reaktions- und Denkvermögen. Und solange ich arbeitete, zog ich meine Schutzbarrieren sowieso immer besonders hoch um mich auf. Daher hatte ich Selahs Gedanken verpasst. Und dann stieg plötzlich Wut in mir auf. Ich hob schon die Hand und hätte ihr diesmal wohl wirklich eine Ohrfeige verpasst, wenn nicht ... ja, wenn nicht in diesem Moment eine warme, feste Hand die meine ergriffen und sanft heruntergedrückt hätte. Sam stand neben mir. Ich hatte ihn nicht mal kommen sehen. Heute entging mir auch wirklich alles.
    »Miss Pumphrey, Sie müssen Ihren Lunch woanders zu sich nehmen«, sagte Sam sehr ruhig. Natürlich sahen jetzt sämtliche Gäste zu uns herüber. Ich spürte, wie die Aufmerksamkeit aller sich auf unsere Auseinandersetzung richtete und ihre Blicke jedes kleinste Detail der Szene registrierten. Und ich spürte, wie ich rot anlief.
    »Ich habe das Recht, hier zu essen«, gab Selah laut und arrogant zurück. Was ein Riesenfehler war. Im Bruchteil einer Sekunde wechselten die Sympathien der Zuschauer auf meine Seite. Ich spürte förmlich, wie die Welle über mich schwappte. Mit weit aufgerissenen Augen und trauriger Miene stand ich da und sah vermutlich aus wie eine der armen, halb verhungerten Waisen auf diesen schrecklichen Ölgemälden. Ein Bild des Jammers abzugeben fiel mir im Moment ja nicht allzu schwer. Sam legte einen Arm um meine Schulter, als wäre ich wirklich eine arme, halb verhungerte Waise, und sah Selah mit einem Gesichtsausdruck an, in dem nichts als abgrundtiefe Enttäuschung über ihr Verhalten stand.
    »Und ich habe das Recht, Sie zum Verlassen meines Lokals aufzufordern«, sagte Sam. »Ich kann nicht dulden, dass Sie meine Angestellten beleidigen.«
    Es war höchst unwahrscheinlich, dass Selah jemals Arlene, Holly oder Danielle gegenüber unhöflich werden würde. Deren Existenz bemerkte sie kaum, denn Selah gehörte zu jener Sorte Frau, die Kellnerinnen gar nicht erst wahrnimmt. Es hatte sie immer gewurmt, dass Bill ausgerechnet mit mir ausgegangen war, ehe er sie kennenlernte. (»Ausgegangen« hieß dabei in Selahs Wortschatz so viel wie »hatten sehr oft sehr leidenschaftlichen Sex«.)
    Selah kochte vor Wut, warf ihre Serviette zu Boden und sprang so plötzlich auf, dass ihr Stuhl sicher umgefallen wäre, hätte Dawson, ein Fels von einem Werwolf, der eine Reparaturwerkstatt für Motorräder betrieb, ihn nicht mit einer Hand aufgefangen. Und dann schnappte sich Selah ihre Handtasche und stolzierte zur Tür hinaus, wobei sie nur knapp einer Kollision mit meiner Freundin Tara entging, die gerade hereinkam.
    Dawson amüsierte sich bestens über die Szene. »Und das alles wegen so 'nem Vampir«, sagte er. »Muss ja mächtig was dran sein an diesen kaltblütigen Kerlen, wenn zwei so hübsche Frauen sich wegen so einem derart aufregen.«
    »Wer regt sich hier auf?«, fragte ich und richtete mich lächelnd zu meiner ganzen Größe auf, um Sam zu zeigen, dass ich mir nichts gefallen ließ. Ich bezweifelte, dass Sam sich zum Narren halten ließ, er kannte mich ziemlich gut. Aber er verstand den Wink und verzog sich wieder hinter den Bartresen. Unter den Lunchgästen erhob sich ein Gemurmel. Jetzt begannen alle, über die pikante Szene zu tratschen. Ich ging hinüber zu dem Tisch, an

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