Vampire schlafen fest
dem Tara saß. Sie hatte JB du Rone im Schlepptau.
»Gut siehst du aus, JB«, sagte ich fröhlich, zog die Speisekarten zwischen Serviettenhalter und Salz- und Pfefferstreuer hervor und reichte ihm die eine und Tara die andere. Meine Hände zitterten, aber das bemerkten die beiden sicher nicht.
JB lächelte mich an. »Danke, Sookie«, sagte er in seinem angenehmen Bariton. JB sah einfach umwerfend aus, war aber nicht gerade einer der Hellsten. Das verlieh ihm jedoch eine absolut charmante Naivität. Tara und ich hatten einst in der Schule auf ihn aufgepasst, denn sobald diese charmante Naivität von anderen, weniger gut aussehenden Jungs erkannt wurde, kam JB nur selten ohne Schrammen davon ... vor allem in der Mittelstufe. Und weil auch die Beliebtheitskurven von Tara und mir heftige Dellen aufwiesen, hatten wir JB beschützt, so gut es ging. Dafür hatte JB mich zu ein paar Tanzveranstaltungen begleitet, auf die ich unbedingt gehen wollte, und seine Familie hatte Tara öfter mal bei sich aufgenommen, wenn ich es nicht tun konnte. Tara hatte irgendwo auf diesem mühseligen Weg mal Sex mit JB gehabt. Ich nicht. Aber das schien keinerlei Bedeutung für unsere Freundschaft zu haben, für die eine wie für die andere.
»JB hat einen neuen Job«, trompetete Tara selbstzufrieden heraus und lächelte. Ach, deshalb war sie also hier. Unsere Freundschaft hatte in den letzten paar Monaten zwar etwas gelitten, aber sie wusste, ich würde jederzeit ihre Freude darüber teilen, dass sie JB etwas Gutes tun konnte.
Und sie hatte recht, das war eine großartige Neuigkeit. Die mir außerdem half, mich von Selah Pumphrey und ihrem Wutausbruch abzulenken.
»Wo denn?«, fragte ich JB, der die Speisekarte studierte, als hätte er sie noch nie zuvor gesehen.
»Im Fitnesscenter in Clarice.« Er sah auf und lächelte mich an. »Zwei Tage die Woche sitz ich da am Empfang, in den Klamotten hier.« Er zeigte auf sein frisches, eng anliegendes Poloshirt, burgunderrot und braun gestreift, und seine gebügelten Khakis. »Ich trag Mitglieder in Kurse ein, mix deren Fitnessdrinks, mach Sportgeräte sauber und teil Handtücher aus. Und die anderen drei Tage lauf ich in Sportsachen rum und werf 'n Auge auf die Ladys.«
»Klingt fantastisch«, sagte ich fast ehrfürchtig, weil der Job so perfekt war für JBs begrenzte Möglichkeiten. JB war hinreißend: beeindruckend muskulös, schönes Gesicht, gerade weiße Zähne - quasi wie einer Werbeanzeige für Fitnesscenter entsprungen. Und noch dazu war er gutmütig und absolut ordentlich.
Erwartungsvoll sah Tara mich an, denn sie wollte gelobt werden. »Klasse gemacht«, sagte ich. Wir hoben die Hand und klatschten uns ab.
»Weißte, Sookie, zu meinem Glück fehlt jetzt nur noch, dass du mal 'nen Abend mit mir verbringst«, erklärte JB mir. Tja, keiner konnte einer gesunden, einfachen Begierde so direkt Ausdruck verleihen wie JB.
»Du schmeichelst mir, JB, aber ich habe zurzeit einen Freund«, erwiderte ich, ohne meine Stimme auch nur ansatzweise zu senken. Nach Selahs Auftritt hatte ich das Bedürfnis, selbst ein bisschen anzugeben.
»Oooh, dieser Quinn?«, fragte Tara. Ich hatte ihn ihr gegenüber vielleicht ein-, zweimal erwähnt und nickte. »Ist er gerade in der Stadt?«, fragte sie etwas leiser weiter, und ich antwortete ebenso leise: »Heute Morgen abgefahren.«
»Für mich den mexikanischen Cheeseburger«, sagte JB.
»Kriegst du sofort«, gab ich prompt zurück, und als auch Tara bestellt hatte, marschierte ich direkt in die Küche. Ich freute mich nicht nur tierisch für JB, sondern auch darüber, dass zwischen Tara und mir die alten Gräben zugeschüttet zu sein schienen. Mein Tag hatte einen kleinen Auftrieb bitter nötig gehabt, und jetzt hatte ich ihn bekommen.
Als ich schließlich mit ein paar Einkaufstüten voller Lebensmittel nach Hause kam, war Amelia wieder da, und meine Küche funkelte wie in › Schöner Wohnen in den Südstaaten ‹ . Wenn Amelia Langeweile hatte oder unter Stress stand, fing sie an zu putzen - eine prima Angewohnheit bei einer Mitbewohnerin, vor allem, wenn man gar nicht daran gewöhnt ist, eine zu haben. Ich hielt mein Haus selbst gern in Ordnung, hin und wieder bekam ich richtige Putzanfälle. Aber im Vergleich zu Amelia war sogar ich unordentlich.
Ich betrachtete die blitzblanken Fensterscheiben. »Schuldgefühle, was?«, sagte ich.
Amelia ließ die Schultern hängen. Sie saß am Küchentisch, einen Becher mit einem ihrer seltsamen Tees vor sich,
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