Vampire schlafen fest
beigebraunen Uniformen bewacht, aber es gab auch unkenntliche Wachmänner. Zu beiden Seiten des Haupteingangs waren zwei senkrecht aufgestellte Sarkophage platziert. Sie waren faszinierend, und ich hätte sie mir zu gern genauer angesehen, doch wir wurden von den Hotelangestellten direkt ins Gebäude hineingelotst. Ein Mann half uns aus der Limousine heraus, ein anderer prüfte unsere Ausweise und stellte sicher, dass wir im Hotel angemeldete Gäste waren - und nicht Reporter, Neugierige oder irgendwelche Verrückten -, und zwei weiterere hielten uns schließlich die großen Flügeltüren des Hotels auf.
Ich war früher schon mal in einem Vampirhotel gewesen, erwartete also, dass ich auf bewaffnete Wachmänner treffen und nirgends im Erdgeschoss Fenster sehen würde. Im Pyramide von Giseh war man jedoch sehr viel stärker als im Silent Shore in Dallas bemüht, wie ein normales Hotel für Menschen zu wirken - auch wenn die Wände mit Gemälden im Stil ägyptischer Grabmalereien geschmückt waren, die Lobby in künstliches Licht getaucht war und im Hintergrund eine fürchterlich flotte Musik dudelte. Wer war bloß auf die Idee verfallen, in einem Vampirhotel › The Girl from Ipanema ‹ zu spielen?
Und in dieser Lobby hier war auch sehr viel mehr los als im Silent Shore. Menschen und andere Geschöpfe liefen geschäftig von hier nach dort oder drängten sich an der Rezeption, und auch am Messestand für Geschäftsleute herrschte reges Kommen und Gehen. Ich war mit Sam mal auf einer Messe für Gaststättenbedarf in Shreveport gewesen, als er ein neues Pumpensystem brauchte, und erkannte sofort den typischen Anmeldetresen. Irgendwo hier gab es sicher eine Ausstellungshalle mit Messeständen und einem Programm mit Vorträgen und Vorführungen.
Hoffentlich lag unserer Begrüßungsmappe ein Plan des Hotels bei mit allen Events und Veranstaltungsorten. Oder waren Vampire zu versnobt für solch gewöhnliche Hilfen? Nein, dort hing, eingerahmt und beleuchtet, ein Lageplan des Hotels, auf dem sich alle Gäste orientieren konnten. Die Pyramide war von oben nach unten durchnummeriert. Die oberste Etage, das Penthouse, hatte die Nummer 1. Die unterste und größte - die für Menschen - trug die Nummer 15. Zwischen der Etage für Menschen und der Lobby lag noch ein Zwischengeschoss, das Mezzanin. Und in einem Anbau nach Norden waren große Tagungsräumlichkeiten untergebracht. Dieser fensterlose Komplex war es, der den Grundriss des Hotels im Internet so merkwürdig rechteckig hatte wirken lassen.
Ich beobachtete die Leute, die durch die Lobby hasteten - Zimmermädchen, Bodyguards, Kellner, Gepäckträger ... all die armen Arbeitstiere, die ganz auf die Bedürfnisse von Vampiren eingestellt waren und eilfertig alles für die untoten Konferenzteilnehmer vorbereiteten. Ein irgendwie bitteres Gefühl beschlich mich, aber so war es jetzt wohl, sagte ich mir. Vor einigen Jahren waren es noch die Vampire gewesen, die herumhasteten - von einer dunklen Ecke in die andere, um sich zu verstecken. Aber vielleicht war das doch normaler? Ich verpasste mir innerlich selbst eine Ohrfeige. Wieso trat ich nicht gleich in die Bruderschaft der Sonne ein, wenn ich so dachte? In dem kleinen Park gegenüber der Pyramide von Giseh hatte ich Demonstranten gesehen, die Schilder mit Sprüchen wie »Pyramide von Greisen« hochgehalten hatten.
»Wo sind die Särge?«, fragte ich Mr Cataliades.
»Sie werden durch einen Tiefgarageneingang angeliefert.«
Am Hoteleingang hatten wir durch einen Metalldetektor gehen müssen. Ich hatte mich bemüht, nicht hinzusehen, als Johan Glassport seine Taschen leerte. Der Detektor hatte losgeheult wie eine Sirene, als er hindurchtrat. »Müssen die Särge auch durch einen Metalldetektor?«
»Nein. Unsere Vampire liegen in Holzsärgen, nur die Griffe sind aus Metall. Und man kann die Vampire schlecht herausholen, um ihre Taschen zu kontrollieren. Es hätte also sowieso keinen Sinn«, erklärte Mr Cataliades, der zum ersten Mal ungeduldig klang. »Außerdem bevorzugen manche Vampire auch die modernen Zinksärge.«
»Die Demonstranten da draußen auf der anderen Straßenseite haben mich erschreckt«, sagte ich. »Die würden sich zu gern mal hier hereinschleichen.«
Mr Cataliades lächelte. Ein grauenerregender Anblick. »Hier kann sich niemand hereinschleichen, Miss Sookie. Es gibt Wachmänner, die Sie nicht mal sehen können.«
Während Mr Cataliades uns eincheckte, sah ich mir die Leute in der Lobby an. Sie waren
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