Vampire schlafen fest
mich auch«, gab ich zurück, und da sie sich sonst nicht rührte, nickte ich ihr nur kurz zu. Manche Supras schütteln einem die Hand, andere nicht, da musste man immer gut aufpassen. Ich drehte mich zu dem dritten Passagier um. Bei einem Menschen konnte nicht viel schiefgehen, dachte ich und streckte ihm meine rechte Hand entgegen. Erst nach einem deutlichen Zögern ergriff der Mann sie - geradeso, als hätte ich ihm einen toten Fisch angeboten. Nach einem schlaffen Händedruck zog er seine Hand sofort wieder zurück. Hätte nur noch gefehlt, dass der Mistkerl sie an seinem Hosenbein abwischte.
»Miss Stackhouse, das ist Johan Glassport, ein Spezialist für Vampirrecht.«
»Mr Glassport«, sagte ich höflich bemüht. Dem würde ich nicht auch noch zeigen, wie beleidigt ich mich fühlte.
»Johan, das ist Sookie Stackhouse, die Telepathin der Königin«, erklärte Mr Cataliades in seiner liebenswürdigen Art. Mr Cataliades' Sinn für Humor war genauso ausgeprägt wie sein kugelrunder Bauch. Sogar jetzt sah ich ein Blitzen in seinen Augen. Doch man sollte besser nie vergessen, dass der nichtmenschliche Teil von ihm - und das war der weitaus größere Teil von Mr Cataliades - der Welt der Dämonen angehörte. Diantha dagegen war nur eine Halbdämonin.
Johan musterte mich kurz von oben bis unten (man hörte ihn beinahe schnauben) und wandte sich wieder dem Buch auf seinem Schoß zu.
Dann begann die Anubis-Stewardess uns mit dem üblichen Sicherheitssermon zu beglücken, und ich schnallte mich an. Kurz darauf waren wir in der Luft. Ich spürte nicht mal die leiseste Flugangst, weil ich dermaßen aufgebracht über Johan Glassports Verhalten war.
So eine aggressive Unhöflichkeit hatte ich noch nie erlebt! Die Menschen in Nordlouisiana mochten nicht viel Geld haben, es gab eine hohe Zahl an Teenagerschwangerschaften und alle möglichen anderen Probleme, aber Herrgott, wir wussten uns höflich zu benehmen.
»Johan-iss'n-Arschloch«, meinte Diantha bloß.
Johan schenkte dieser absolut korrekten Einschätzung überhaupt keine Beachtung und blätterte in seinem Buch eine Seite um.
»Danke, meine Liebe«, sagte Mr Cataliades. »Miss Stackhouse, lassen Sie mich doch wissen, was es Neues in Ihrem Leben gibt.«
Ich drehte mich etwas in meinem Sitz, damit ich die drei sehen konnte. »Da gibt's nicht viel zu erzählen, Mr Cataliades. Den Scheck habe ich bekommen, aber das habe ich Ihnen ja schon geschrieben. Danke, dass Sie sich um alle offenen Fragen zu Hadleys Apartment gekümmert haben. Und wenn Sie es sich doch noch mal überlegen und mir eine Rechnung schicken wollen, so bezahle ich gern dafür.« Okay, nicht gerade gern, aber immerhin in dem guten Gefühl, eine Verpflichtung weniger zu haben.
»Aber nein, meine Liebe. Das war doch das Mindeste, was ich tun konnte. Die Königin hat sich glücklich geschätzt, so ihre Dankbarkeit zum Ausdruck bringen zu können. Zumal der Ballabend kaum so verlaufen ist wie geplant.«
»Keiner von uns konnte wissen, dass der Abend so enden würde.« Ich sah noch einmal Wyberts Kopf in einem feinen Sprühregen von Blut an mir vorbeifliegen und schauderte.
»Sie sind die Zeugin«, sagte da plötzlich Johan, legte ein Lesezeichen in sein Buch und klappte es zu. Mit seinen blassen, durch seine Brillengläser vergrößerten Augen fixierte er mich. Jetzt war ich auf einmal nicht mehr der letzte Dreck für ihn, sondern eine interessante und beachtenswerte Person.
»Ja. Ich bin die Zeugin.«
»Dann müssen wir uns unterhalten, sofort.«
»Das kommt etwas überraschend, muss ich sagen. Wenn Sie in diesem wichtigen Prozess wirklich die Königin vertreten, warum haben Sie mich dann nicht längst kontaktiert?«, fragte ich so freundlich wie nur irgend möglich.
»Die Königin hatte Schwierigkeiten, mich zu erreichen, und ich musste noch für andere Klienten Fälle abschließen«, sagte Johan. Der Ausdruck seines glatten Gesichts veränderte sich im Grunde nicht, er wirkte nur plötzlich ein wenig angespannt.
»Johan. Saß. Im. Knast.« Diantha betonte genüsslich jedes einzelne Wort.
»Ach du meine Güte!«, rief ich ehrlich entsetzt.
»Die Anklage war natürlich völlig haltlos«, sagte Johan.
»Natürlich, Johan«, warf Mr Cataliades absolut sachlich ein.
»Ooohhh«, machte ich. »Was für eine Anklage war da denn so völlig haltlos?«
Johan sah mich direkt an, diesmal schon weniger arrogant. »Die Anklage lautete auf Verletzung einer Prostituierten in Mexiko.«
Okay, okay. Ich
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