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Vampire schlafen fest

Vampire schlafen fest

Titel: Vampire schlafen fest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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War sie. Ich hatte eine dieser ergebenen Vampirsüchtigen erwartet, wie sie im Fangtasia herumhingen. Doch Carla Danvers war eine ganz andere Sorte Frau.
    »Hey, hallo!«, rief sie, als ich reinkam. »Als sie dein Gepäck brachten, dachte ich mir schon, dass du bald kommst. Ich bin Carla, Gerrys Freundin.«
    »Freut mich«, erwiderte ich und gab ihr die Hand. Carla war eine Provinzschönheit. Okay, vielleicht kam sie gar nicht aus der Provinz, und vielleicht war sie auch nicht immer eine Schönheit gewesen, aber sie hatte definitiv einiges dafür getan. Carlas dunkelbraunes Haar war kinnlang geschnitten und passte im Farbton perfekt zu ihren großen braunen Augen. Ihre Zähne waren so gerade und so strahlend weiß, dass sie für jeden Kieferorthopäden hätte Werbung machen können. Ihre Brüste waren vergrößert und ihre Ohren und ihr Bauchnabel gepierct. Direkt über dem Hintern trug sie ein Tattoo, einige schwarze, V-förmig rankende Rebenblätter mit ein paar Rosen in der Mitte. Das alles konnte ich so prima erkennen, da Carla splitterfasernackt war. Und sie schien nicht im Geringsten zu ahnen, dass ihre Nacktheit mir für meinen Geschmack ein bisschen zu viel Info preisgab.
    »Bist du schon lange mit Gervaise zusammen?«, fragte ich, um meine Befangenheit zu überspielen.
    »Ich habe Gerry, lass mal sehen, vor sieben Monaten kennengelernt. Er meinte, es sei besser für mich, wenn wir getrennte Zimmer haben. In seinem muss er vermutlich auch geschäftliche Dinge regeln, wenn du verstehst? Außerdem will ich hier shoppen gehen - ist doch die beste Therapie! Riesige Großstadtläden! Und ich brauchte dringend einen Ort, an dem ich meine Einkaufstüten unterbringen kann, ohne gleich von Gerry gefragt zu werden, was das alles gekostet hat.« Sie zwinkerte mir zu wie ein alter Gauner.
    »Okay. Klingt gut.« Eigentlich fand ich das gar nicht, aber Carlas Pläne gingen mich wohl kaum etwas an. Mein Koffer wartete auf der Ablage auf mich, also öffnete ich ihn und begann auszupacken. Mein Kleidersack hing schon im Schrank. Carla hatte genau die Hälfte von Schrank und Kommode frei gelassen, echt anständig. Sie hatte ungefähr zwanzigmal so viele Klamotten dabei wie ich, was die Sache noch umso bemerkenswerter machte.
    »Mit wem bist du zusammen?«, fragte Carla, während sie ihre Zehennägel pedikürte. Als sie ein Bein heranzog, blitzte im Schein der Deckenleuchte etwas Metallisches zwischen ihren Schenkeln auf. Total verlegen drehte ich mich um und strich mein Abendkleid auf dem Bügel glatt.
    »Mit Quinn«, sagte ich.
    Ich schaute über die Schulter, bemüht, meinen Blick hochzuhalten.
    Carla sah mich verständnislos an.
    »Der Wertiger«, erklärte ich, »der hier die Zeremonien organisiert.«
    Ihre Miene veränderte sich nur unmerklich.
    »Großer Typ, kahlrasierter Schädel«, fügte ich hinzu.
    Ihr Gesicht hellte sich auf. »Oh, klar, den hab ich heute Morgen gesehen! Er hat im Restaurant gefrühstückt, als ich eincheckte.«
    »Hier gibt's ein Restaurant?«
    »Na klar. Obwohl, es ist ziemlich klein. Aber sie haben ja Zimmerservice.«
    »In Vampirhotels gibt es meist kein Restaurant, weißt du«, sagte ich, nur um Konversation zu machen. Das hatte ich in einem Artikel in › Vampire in Amerika ‹ « gelesen.
    »Oh. Na, das ist aber seltsam.« Mit dem einen Fuß war Carla fertig, jetzt begann sie mit dem anderen.
    »Nicht aus Sicht der Vampire.«
    Carla runzelte die Stirn. »Ich weiß, dass sie nicht essen. Aber Menschen tun es. Und dies ist doch eine Welt der Menschen, oder? Das wäre ja, als wolltest du nach Amerika einwandern, aber kein Englisch lernen.«
    Ich drehte mich um, weil ich Carla ins Gesicht sehen wollte. War das wirklich ihr Ernst? Ja, war es.
    »Carla«, begann ich, verstummte aber gleich wieder. Keine Ahnung, wie ich ihr hätte erklären sollen, dass einem vierhundert Jahre alten Vampir die Essgewohnheiten einer Zwanzigjährigen ziemlich egal waren. Aber Carla wartete darauf, dass ich weitersprach. »Na, ist doch gut, dass es hier ein Restaurant gibt«, sagte ich matt.
    Carla nickte. »O ja, denn meinen Kaffee morgens, den brauch ich. Ohne den komm ich gar nicht erst in Gang. Obwohl, wenn du mit einem Vampir zusammen bist, findet dein Morgen schon mal um drei oder vier Uhr nachmittags statt.« Sie lachte.
    »Stimmt.« Ich hatte alles ausgepackt und ging jetzt zum Fenster, um einen Blick hinauszuwerfen. Das Glas war so stark eingefärbt, dass man die Aussicht kaum erkennen konnte, aber es war

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