Vampire sind die beste Medizin: Argeneau Vampir 9
wünschte fast, das Geturtel würde weitergehen. Gott, wie sehr hat er dich geliebt, und was war er ohne dich für ein Häufchen Elend! Ständig hat er sich beklagt und unentwegt gejammert.“ Sie warf Marguerite einen nachdenklichen Blick zu: „Ich habe gehört, wie Julius zu Mutter und Vater gesagt hat, dass du dich an diese Zeit überhaupt nicht erinnern kannst. Stimmt das?“ Marguerite nickte traurig und sah wieder das Porträt an, während sie sich zu erinnern versuchte, wie sie dafür Model gestanden hatte.
„Keinerlei Erinnerung?“, hakte Vita nach.
„Nein, überhaupt nichts“, gestand sie.
Vita tätschelte ihre Schulter. „Ganz bestimmt kehren die Erinnerungen mit der Zeit zurück.“
„Meinst du wirklich?“, fragte sie voller Hoffnung, es könnte stimmen.
„Na ja, von Dante und Tommaso habe ich gehört, dass du all deinen Hunden den Namen Julius gegeben hast.“
„Ja, das stimmt“, wurde ihr bewusst. Bei all der Aufregung der letzten Tage war ihr dieses auffällige Detail völlig entgangen. Tatsächlich hatte sie jeden Hund auf diesen Namen getauft, und das waren im Lauf der Jahrhunderte viele Hunde.
„Hunde sind treu und anhänglich, und sie lieben bedingungslos, wie mein Bruder“, fuhr Vita fort und nickte.
„Ich glaube, die Erinnerungen stecken noch irgendwo da drin. Vielleicht wurden sie einfach nur weggeschlossen und befinden sich an einem Ort, an den du im Augenblick nicht herankommen kannst.“
Marguerite hoffte inständig, es möge so sein, auch wenn es an ihren Gefühlen nichts ändern würde. Sie hatte sich noch einmal in denselben Mann verliebt, und nachdem sie nun ihr Porträt gesehen hatte, war sie davon überzeugt, dass er die Wahrheit sagte. Jean Claude hatte ihre Erinnerung manipuliert und sie dazu gebracht, Julius zu verlassen und den Mord an ihrem Kind zu befehlen.
Sie dankte ihrer Dienstmagd von Herzen, dass die sich dieser Anweisung widersetzt hatte, auch wenn ihr das den Tod gebracht hatte – durch Marguerites Hand, wenn es stimmte, was die anderen sagten.
„Er war darüber wirklich außer sich vor Wut“, meinte Vita, und als Marguerite sie verwundert ansah, fügte sie hinzu: „Tut mir leid. Ich weiß, es ist unhöflich, dich zu lesen. Aber er ist mein kleiner Bruder, und ich möchte nicht, dass ihm noch mal so wehgetan wird. Als du das letzte Mal zu deinem ersten Mann zurückgekehrt warst, da war er am Boden zerstört. Das wirst du doch nicht noch einmal machen, oder?“
„Jean Claude ist tot“, sagte Marguerite, fragte sich insgeheim jedoch, ob das auch stimmte.
„Tja, das hieß es letztes Mal auch“, meinte Vita ironisch.
„Ja, das habe ich gehört.“ Sie legte sorgenvoll die Stirn in Falten. Jean Claude war tot. Er musste einfach tot sein.
„Also würdest du nicht zu ihm zurückkehren, wenn sich plötzlich herausstellen sollte, dass er noch lebt?“, wollte Vita wissen und fügte hinzu „Es ist nur so, dass ich weiß, wie Julius sein kann, wenn er zornig wird. Ihm selbst war zwar das Herz gebrochen worden, doch er war rasend vor Wut, was Christian anging. Er ist von Natur aus kein unhöflicher Mann, und wenn er etwas unhöflich zu dir war, als ihr euch in England wiedergesehen habt.... “
„Das war er gar nicht“, versicherte Marguerite ihr prompt, auch wenn er ihrer Meinung nach jedes Recht dazu gehabt hätte.
„Gut.“ Vita wandte sich ab. „Ich sehe besser mal nach, ob sie immer noch diskutieren. Wir waren eigentlich auf dem Weg ins Büro, um über ein Projekt zu sprechen, bei dem ich für die Firma ein Angebot abgeben möchte. Aber Vater hat darauf bestanden, hier einen Zwischenstopp einzulegen und nachzusehen, ob Julius schon zurück ist.“ Marguerite wartete, bis die Frau das Zimmer verlassen hatte, dann sah sie sich wieder das Porträt und die Halskette an. Beim Anblick ihres Bildes gelangte sie zu der Ansicht, dass sie erneut diese Frau sein konnte.... eine Frau, die vor Liebe und Glück strahlte. Diese Möglichkeit erfüllte ihr Herz mit grenzenloser Sehnsucht.
Dann betrachtete sie den Anhänger mit dem Bild des Heiligen Christophorus. Es war richtig gewesen, ihn Julius mit auf den Weg zu geben. Er würde ihn sicher zu ihr zurückbringen, weil dieser Gegenstand sie noch mehr als das Gemälde davon überzeugte, dass er die Wahrheit gesagt hatte.
Der Anhänger hatte ihr sehr viel bedeutet, und sie hätte ihn nicht einem x-Beliebigen anvertraut, wenn sie doch sonst nicht mal bereit gewesen war, ihn auch nur für kurze Zeit
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