Vampire sind die beste Medizin: Argeneau Vampir 9
dass mein Höschen feucht ist, hat nur damit zu tun, dass es in diesem Theater so warm war. Es hat nichts damit zu tun, dass ich dich nur ansehen muss, um dich zu wollen.“
Sie beobachtete, wie Julius große Augen bekam, doch als er nachzufassen versuchte, entwand sie sich ihm, ging weiter und rief ihm über die Schulter zu: „Gib mir was zu essen! Eine Frau kann nicht nur von Liebe leben.“
„Du bist ein unerbittlicher Mensch, Marguerite Argeneau“, knurrte Julius, holte sie nach wenigen Schritten ein und nahm ihre Hand.
„Ja, das bin ich“, stimmte sie ihm grinsend zu. „Und ich freue mich schon darauf, die Meeresfrüchte zu probieren, die Tiny gestern Abend gegessen hat, als er mit Christian und Marcus dort war.“
„Hmm“, meinte er. „Es wird vermutlich eine Ewigkeit dauern, bis die zubereitet sind. Wir werden Stunden warten müssen.“
„Die Vorfreude wird uns guttun“, versicherte ihm Marguerite.
„Du weißt, dass man bei zu viel Vorfreude auch die Lust auf jemanden verlieren kann, oder?“, warnte Julius, drückte dann aber ihre Hand, um sie wissen zu lassen, dass er sie nur aufzog.
An der Tür zum Restaurant blieb sie stehen und wollte nach dem Türgriff fassen, doch er kam ihr zuvor und hielt ihr die Tür auf. Sie trat ein und sah sich um. Die Beleuchtung in dem gut besuchten Lokal war gedämpft, im Hintergrund spielte romantische Musik, die Tische standen weit genug auseinander, dass man genug Privatsphäre hatte und nicht von den Nachbarn belauscht werden konnte. Sie wurden zu ihrem Tisch gebracht, wo sich ihnen sofort ein Kellner widmete, der ihnen noch vor der Bestellung ein Glas Champagner servierte.
„Und? Hat dir das Stück gefallen?“, fragte Julius, nachdem sie bestellt hatten.
„Sehr gut“, erwiderte Marguerite. Es hatte sich um eine moderne Komödie gehandelt, die sie von der ersten Szene an zum Lachen gebracht hatte. Über dieses Vergnügen war nach kurzer Zeit auch die Hitze im Saal in Vergessenheit geraten. Dummerweise funktionierte die Gedankenkontrolle nicht über das Telefon, und so war Julius gezwungen gewesen, sich mit den Karten zufriedenzugeben, die man ihm zugeteilt hatte.
Plätze weit hinten in den oberen Rängen, was dank des exzellenten Gehörs und des überlegenen Sehvermögens für beide kein Problem darstellte. Allerdings hatte sich dort die von dem ausverkauften Saal aufsteigende Hitze gestaut und für schweißtreibende Temperaturen gesorgt. So richtig bewusst geworden war das Marguerite allerdings erst, als das Stück bereits vorüber war. Dennoch war es diese Unannehmlichkeit wert gewesen, fand sie. Da es noch eine Weile dauern sollte, bis das Essen serviert wurde, beschloss sie, zur Toilette zu gehen, sich etwas kaltes Wasser ins Gesicht zu spritzen und den Sitz ihrer Frisur zu überprüfen.
Sie verließ den Tisch und fragte den Kellner nach den Toiletten. Wie sich herausstellte, befanden die sich im ersten Stock, sodass Marguerite gezwungen war, mit ihren Stöckelschuhen die schmale, steile Treppe zu bewältigen. Im oberen Geschoss angekommen, öffnete sie die Tür zu den Toiletten, lächelte einer hübschen jungen Sterblichen zu und stellte sich zu ihr an die Waschbecken.
Der Spaziergang an der frischen Luft hatte ihr zwar Abkühlung verschafft, aber wie befürchtet glänzte ihr Gesicht etwas zu sehr, und ihre Frisur hatte leicht an Halt verloren. Sie fuhr sich mit den Fingern durchs Haar, um es wieder in Form zu bringen. Dann drehte sie den Hahn auf und spritzte sich wohltuend kaltes Wasser ins Gesicht. Sie hörte, wie die Tür aufging, und nahm an, dass eine weitere Frau hereingekommen war, die die Damentoilette aufsuchen wollte. Erst als die junge Frau am Waschbecken neben ihr erschrocken nach Luft schnappte, wurde sie aufmerksam und richtete sich auf.
Im Spiegel vor sich sah sie, wie sich eine in Schwarz gekleidete Gestalt hinter sie stellte. Das musste der gleiche Fremde sein, der sie in ihrer ersten Nacht im Hotel in London überfallen hatte. Die Statur war die gleiche – groß, breitschultrig, muskulös. Und sie war von Kopf bis Fuß in Schwarz gekleidet, ein schwarzes Cape eingeschlossen. Dann sah Marguerite das Schwert, das auf sie zugeschossen kam.
Sofort duckte sie sich und warf sich zur Seite, damit die Klinge sie nicht erwischen konnte. Die Frau neben ihr bremste ihren Fall, und sie taumelten beide bis zur Wand, wo Marguerite es endlich schaffte, ihr Gleichgewicht zurückzugewinnen. Sie packte die Frau am Arm und stieß sie auf
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