Vampire sind die beste Medizin: Argeneau Vampir 9
Frau konzentrierten, der soeben vom Maître d’hôtel aufgeholfen wurde. Julius wartete nicht erst ab, was die wild stammelnde junge Frau zu berichten hatte, sondern stürmte die Treppe nach oben, wobei er drei Stufen auf einmal nahm.
Im ersten Stock angekommen, lief er zur Tür zu den Damentoiletten und warf sie mit solchem Schwung auf, dass der Knall vermutlich im ganzen Gebäude zu spüren war. Was er dann sah, ließ ihn einen Moment lang vor Schreck erstarren. Die verletzte, blutüberströmte Marguerite wurde soeben von einem ganz in Schwarz gekleideten Mann aus einer der Toilettenkabinen gezogen. Julius’ Auftritt lenkte die Aufmerksamkeit des Unbekannten ab, der den Unsterblichen sekundenlang reglos anstarrte.
„Jesus!“, flüsterte jemand hinter Julius. Offenbar war man ihm nach oben gefolgt.
Julius machte einen Satz auf den Angreifer zu, doch der trat bereits den Rückzug an, indem er sich abwandte und in die andere Richtung davonlief. Sein Ziel war das große Fenster am gegenüberliegenden Ende der Toiletten.
Hinter Julius stieß irgendjemand einen entsetzten Schrei aus, als der Mann durch die Scheibe sprang und aus dem Blickfeld verschwand. Julius nahm keine Notiz von den Schaulustigen hinter ihm, und er machte sich auch nicht die Mühe, den Unbekannten zu verfolgen. Stattdessen kniete er sich neben Marguerite und warf voller Sorge einen prüfenden Blick auf ihre Verletzungen. An der Schulter klaffte eine tiefe Wunde, um ein Haar wäre ihr der Arm abgetrennt worden. Außerdem war sie an der Brust getroffen worden, doch auch dabei handelte es sich nicht um eine lebensbedrohliche Verletzung.
Tatsächlich verheilten ihre Wunden bereits, dennoch war ihm klar, dass sie dringend Blut benötigte, und zwar in großen Mengen. Er schob seine Arme unter sie, damit er sie hochheben konnte, hielt aber kurz inne, als sie vor Schmerzen aufstöhnte.
„Sie lebt noch“, wisperte jemand entsetzt.
Als er aufsah, erkannte er den Maître d’hôtel. Dann wanderte sein Blick zur Tür, und mit großem Unbehagen nahm er dabei zur Kenntnis, dass immer mehr Leute die Treppe hinaufeilten, die alle wissen wollten, was sich hier oben abgespielt hatte. Fluchend tauchte Julius in den Geist des Maître d’hôtel ein, veränderte dessen Erinnerung an das, was er hier zu sehen bekam, und schickte ihn hinaus, damit er die anderen Leute abwimmelte, indem er ihnen versicherte, es sei alles in Ordnung.
Nachdem die Tür hinter dem Mann zugefallen war, nahm Julius Marguerite in die Arme und überlegte, was er machen sollte. Er konnte sie nicht an all den Leuten vorbei durchs Restaurant nach draußen tragen, weil er keine Zeit hatte, um die Erinnerungen so vieler Leute zu manipulieren. Wieder stöhnte Marguerite und lenkte seinen Blick auf sich.
Sie war so extrem blass, dass kaum noch ein Unterschied zum Weiß der Waschbecken bestand. Das Blut wanderte in ihrem Körper zu den Wunden, um sie zu verschließen und um die Zellen zu regenerieren, damit sie wiederhergestellt werden konnte. Doch bald würden diese lebensrettenden Maßnahmen sich in ihr Gegenteil verkehren, da die Nanos auf der Suche nach frischem Blut ihre inneren Organe angreifen würden.
Leise fluchend ging er zum zerborstenen Fenster und warf einen Blick nach draußen. Von dem unbekannten Angreifer war natürlich nichts mehr zu sehen, und damit war auch gar nicht zu rechnen gewesen. Viel wichtiger war aber die Erkenntnis, dass die Gasse zwischen diesem und dem Nachbargebäude menschenleer war. Genau darauf hatte Julius gehofft.
Er drückte Marguerite an sich, stieg auf die Fensterbank und sprang auf das einige Meter tiefer gelegene Kopfsteinpflaster. Mit dem zusätzlichen Gewicht in seinen Armen landete er so unglücklich, dass ein Fuß auf den unebenen Pflastersteinen wegrutschte und er sich den Knöchel verdrehte.
Ein stechender Schmerz jagte durch sein Fußgelenk, aber er biss die Zähne zusammen und lief in Richtung Stadthaus.
Dabei warf er einen kurzen Blick auf Marguerite, die erneut zu stöhnen begonnen hatte.... und diesmal nicht wieder aufhörte.
10
„Hallo?“
Julius wandte seinen Blick von Marguerites blassem Gesicht ab und sah zur Tür. Die letzte halbe Stunde hatte er auf der Bettkante verbracht und sie beobachtet, während die anderen unterwegs waren, um das Blut ins Stadthaus zu bringen. Jetzt stand er auf und öffnete die Tür, ging hinaus in den Flur und warf einen Blick nach unten, wo die Männer soeben ins Haus eilten. „Hier oben“, rief er
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