VAMPIRE SOULS - Böses Blut: Roman (German Edition)
Lebens. Am späten Vormittag, nach unserem Gefühl jedenfalls, nimmt Luann Jeremy unter den wachsamen Augen eines der muskelbepackten Schlägertypen von der Festung Blut ab. Wahrscheinlich könnte der Typ uns beiden auch im Schlaf problemlos den Hals brechen.
Dann passiert lange nichts. Uns gehen die Themen für lockere Unterhaltungen aus, also müssen wir uns ernsteren Dingen zuwenden.
»Mit dir und Shane, das ist was Ernsthaftes, oder?«, fragt mich Jeremy vom anderen Ende des Feldbetts aus. Wir beide liegen uns unter der wuscheligen gelben Decke gegenüber.
»Ich glaube schon.«
»Du ›glaubst‹? He, du lebst mit dem Typen zusammen!«
»Das ist nur vorübergehend. Während, ähm, während ich die Wohnung sitte, die der Eigentümerin des Senders gehört. Bis sie wieder im Lande ist. Länger nicht.« Sicher werde ich dieses pikante Detail, nämlich dass ich Identitätsmissbrauch begehe, nicht gerade mit einem Journalisten teilen, nein, sicher nicht! Es könnte ja doch passieren, und wir kommen lebend hier raus.
»Und was, denkst du, läuft langfristig so zwischen euch?«, bohrt Jeremy nach. »Willst du, dass er dich in einen Vampir verwandelt?«
»Auf gar keinen Fall! Ich würde die Sonne vermissen – und zu essen.« Ich ziehe die Decke ein Stück höher, damit auch meine Schultern es etwas wärmer haben. »Im Übrigen würde Shane es gar nicht machen, selbst wenn ich ihn darum bitten würde.«
»Aber wenn du ein Mensch bleibst, dann muss eure Liebe ja tragisch enden!«
»Nur wenn man sehr langfristig denkt. Warum sollte ich darüber nachdenken, was in zwanzig Jahren ist, wenn ich nicht einmal weiß, ob ich die nächste Woche erlebe!«
»Gerade in solchen Zeiten solltest du über solche Dinge nachdenken. Welche Gelegenheit wäre besser, um herausfinden, was wirklich wichtig für dich ist!« Jeremy verändert seine Lage und zieht dabei die Decke wieder ein Stück näher zu sich. »Nehmen wir doch mal an, die Festung sperrt uns für den Rest unseres Lebens ein, damit wir ihr Geheimnis nicht ausplaudern können. Was von allem, was du dann zurücklassen musst, würdest du am meisten vermissen?«
»Shane, doch klar.« Obwohl Dexter ihm allmählich sehr dicht auf Platz zwei folgt.
»Aber wenn du alterst, dann wirst du ihn zwangsläufig zurücklassen müssen . Du wirst dich verändern, während er immer bleiben wird, wie er ist. Er wird zwar irgendwann auch … ähm, wie hast du das gleich genannt?«
»Erlöschen«, flüstere ich und ziehe die Decke hoch bis zum Kinn. »Er wird erlöschen und vergehen.«
»Warum also willst du dann nicht ein Vampir werden wie er und mit ihm zusammen erlöschen? Das ist dann nicht anders als bei den Menschen, wenn man gemeinsam alt und schrullig wird. Also ich finde das ziemlich romantisch. »
»Und ich ziemlich deprimierend!« Mir kommen Jeremys Selbstmord-Tattoos in den Sinn. »Aber deprimierend ist genau dein Ding, was?«
»Ich jedenfalls laufe vor dem Schmerz, den Leben nun einmal bedeutet, nicht weg!«
»Nein, du wirfst dich ihm geradezu in die Arme!« Frustriert, weil all die Bemühungen, es etwas bequemer, was heißt wärmer, zu haben, nichts bringen, setze ich mich auf und schlage die Decke zurück bis zu den Knien. »Was ist mit dir? Hast du vor, dich von kuschelig warmer Haut für immer zu verabschieden?«
»Würde ich gern, ja«, gesteht er. Ironie oder Verlegenheit höre ich in seiner Stimme nicht. »Das wäre die ultimative Story. Allerdings eine Story, die ich nur für mich selbst schreiben würde.«
»Aber dir ist schon klar, dass das eine Einbahnstraße ist? Immerwährende Nacht, eintönige Nahrung …«
»Das wäre es mir wert!« Er verschränkt die Hände hinter dem Kopf. »Ich wette, sie sind viel lebendiger als wir!«
»Das hat Regina mir gegenüber auch schon mal so erwähnt.«
Jeremys Augen leuchten auf. »Wahrscheinlich wird sie mich zum Vampir machen.«
»Darauf würde ich nicht wetten!« Ich erkläre ihm meine Theorie über Sara und dass der ganze Rachefeldzug, den Benjamin und die Festung gegen den Sender führen, von sehr persönlicher Natur ist.
»Kacke aber auch!« Er nimmt die Brille ab und reibt sich die vor Müdigkeit und Anstrengung blutunterlaufenen Augen. »Ich hatte ja keine Ahnung!«
»Einen neuen Vampir in die Welt zu bringen, bedeutet, eine große Verantwortung zu tragen. Man muss ihn nähren, ihm ein Dach über dem Kopf geben und ihn beschützen. Man lässt Familien zurück, die um den Menschen trauern, der dieser Vampir
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