Vampire und andere Katastrophen: Argeneau Vampir 11
Polizei anrufen.“
„Ja“, keuchte sie, obwohl sie wusste, dass das nicht passieren würde. Sobald sie das Argeneau-Haus erreichten, würde jemand die Kontrolle über John und Hazel übernehmen, und dann kämen die Männer her, um sich Leo vorzuknöpfen. Sie hoffte, sie würden den Mistkerl in Stücke reißen, aber vermutlich geschähe nichts anderes, als dass sie ihm einen Pflock ins Herz trieben und ihn enthaupteten oder irgendetwas in dieser Richtung taten, was ihn auch ganz sicher tötete. Anschließend würden sie zweifellos jede Spur der Ereignisse verwischen und John und Hazel die Erinnerung an diesen Tag nehmen, damit die beiden weiterhin ihr friedliches, zufriedenes Leben führen konnten. Und danach wäre Dani an der Reihe.
„Oh, John“, seufzte Hazel erleichtert, als sie um die Ecke bogen. Dani hob den Kopf und sah, dass der Mann auf sie zukam.
„Kommen Sie, ich helfe Ihnen.“ John legte ihren anderen Arm über seine Schultern, woraufhin sie zügiger vorankamen. „Ich konnte den Schlüssel für den Wagen nicht finden, wir müssen also den Traktor nehmen“, erklärte er. Dani ließ den Kopf wieder sinken und presste das Kinn auf die Brust. Sie wollte verhindern, dass ihr Blick auf seine Platzwunde fiel oder sie sein Blut roch, da sie nicht wusste, was sonst passieren würde.
„Auch gut“, rief Hazel, um den Motorenlärm des Traktors zu übertönen. „Wir müssen sowieso zum Haus der Sandersons. So können wir über das Feld fahren und laufen nicht Gefahr, dass er uns auf der Straße entgegenkommt.“
„Gute Idee“, erwiderte John. Am Traktor angekommen, wagte es Dani, den Kopf zu heben, sich das Fahrzeug anzusehen. Als Erstes nahm sie eine grüne Metallleiter mit zwei Sprossen wahr, über die man in die Fahrerkabine kletterte. Dann nahm sie durch die offene Tür die Kabine selbst in Augenschein. Sie sah ziemlich neu aus, wie das Cockpit eines Flugzeugs, mit einem gepolsterten Fahrersitz, vielen Schaltern, Hebeln, Knöpfen und sogar einem kleinen Monitor, der sie an ein Navigationsgerät erinnerte. Ihr fiel aber auch auf, dass es in dieser Kabine nicht genug Platz für sie drei gab.
„Steig ein, Hazel“, brüllte John. „Du musst fahren. Ich lege Dani auf den Boden und bleibe auf dem Trittbrett stehen, damit sie nicht rausfällt.“
Hazel ließ Dani los und kletterte in die Kabine. John beobachtete sie. Er war kein allzu großer Mann, sein Gesicht befand sich fast auf gleicher Höhe mit Danis, sodass sie sehr gut das blutrote Rinnsal sehen konnte, das von der Platzwunde über seine Wange bis hinunter zum Kinn lief. Sie musste schlucken und wandte den Kopf ab, weshalb sie überrascht zusammenzuckte, als er ihre Taille umfasste, sie hochhob und so auf den Boden der Kabine setzte, dass ihre Beine heraushingen.
„Festhalten“, rief er. Dani ließ sich gegen den Türrahmen sinken und klammerte sich mit einer Hand fest, gleich darauf stellte John sich auf die unterste Sprosse und schirmte sie mit seinem Körper ab. Dabei befand sich sein Gesicht wieder auf gleicher Höhe mit ihrem. Er lächelte sie fast freundlich an und sah dann zu Hazel.
„Fahr los“, forderte er seine Frau auf. „Lass uns von hier verschwinden, bevor er zurückkommt.“ Fünf Minuten, hielt sich Dani vor Augen. Sie musste nur noch fünf Minuten durchhalten. Oder vielleicht sogar nur vier, überlegte sie. Da machte der Traktor auf einmal einen Satz nach vorn, und sie wurde gegen John geworfen. Instinktiv hielt sie sich an seinem Hemd fest, um Halt zu finden. Im nächsten Moment stieg ihr ein verlockender Duft in die Nase, und als sie den Kopf ein wenig hob, bemerkte sie einen dunklen Fleck auf seinem Hemd.
Es war Blut, das von der Kopfwunde herabgetropft war. Dani sog den Geruch ein, den der Fleck verströmte, diesen wundervollen süßlichen Duft mit der leicht metallischen Note. Sie schloss die Augen, da ihr schwindelig wurde, als das Blut in ihren Adern förmlich zu brodeln begann. Ehe sie begriff, was sie da eigentlich tat, hatte sie bereits die Lippen auf den Fleck gedrückt und saugte alles Blut aus dem Stoff.
Plötzlich wurde der Traktor heftig durchgeschüttelt, Dani verlor den Halt und wurde nach hinten geworfen. John schaute verwundert auf die feuchte Stelle auf seinem Hemd, dann sah er Dani besorgt an.
„Geht es Ihnen nicht gut?“, rief er. „Sie sind kreidebleich und schwitzen.“ Sie stöhnte auf und sah an John vorbei, wobei sie feststellte, dass sie das Haus hinter sich gelassen hatten und
Weitere Kostenlose Bücher