Vampire und andere Katastrophen: Argeneau Vampir 11
seiner Entscheidung erleichtert auf. „Aber wir nehmen sie nur mit, wenn wir absolut sicher sein können, dass sie während der Fahrt nicht aufwachen und uns angreifen“, ergänzte Decker.
„Und wie sollen wir das anstellen?“, fragte Justin. Als Antwort darauf hielt der ältere Jäger einen langen Ast hoch, den er im Wald gefunden hatte. Bei der abrupten Bewegung jagte ein stechender Schmerz durch Deckers Brust und Rücken, doch er ignorierte ihn, da er längst nicht mehr so intensiv war und auch sein Unwohlsein sich gelegt hatte.
Dann sah er seinen jüngeren Partner an, der nachdenklich wirkte.
„Du willst sie damit schlagen?“, fragte er verwundert.
„Nein“, knurrte Decker und verkniff sich mit Mühe ein aufgebrachtes Schnauben. Dann brach er den Ast in drei Teile. „Wir werden den dreien, die nur von Kugeln getroffen worden sind, einen Pflock ins Herz treiben. Bei dem, den Nicholas mit dem Pfeil erwischt hat, ist das nicht nötig, aber bei den anderen müssen wir dafür sorgen, dass ihr Herz nicht schlagen kann.“
„Aber wenn der Pflock zu lange in ihrem Körper steckt, könnten sie sterben“, gab Justin leise zu bedenken.
„Das wird nicht passieren. Diese Sonderbehandlung wird nur so lange nötig sein, bis ein Reinigungsteam die Kerle übernehmen kann“, versicherte Decker ihm. „Hattest du nicht gesagt, dass du auf der Ladefläche eine Plane gefunden hast?“
„Ja“, bestätigte Justin und zog skeptisch eine Augenbraue hoch.
„Gut. Sobald wir sie in den Van geladen haben, können wir sie mit der Plane zudecken. Dann sieht Dani sie nicht und regt sich folglich nicht auf.“
„Ich könnte sie auch einfach weiterschlafen lassen“, wandte Justin ein. „Wir müssen sie nicht aufwecken.“
Decker sah zu seiner Lebensgefährtin hinüber. Wahrscheinlich wäre es sogar besser für sie, wenn sie schlief, doch das wollte er nicht. Sie musste wach sein, damit er mit ihr reden und den Eindruck korrigieren konnte, den sie von ihm gewonnen hatte. Derzeit hielt diese Frau ihn einfach nur für einen Trottel, und er wollte ihr zu gern beweisen, dass sie sich irrte. Aber er war auch daran interessiert, sie besser kennenzulernen. Immerhin war sie seine Lebensgefährtin – sofern sie sich damit einverstanden erklärte.
Nach zweihundertfünfzig Jahren der Einsamkeit fühlte er sich für sie bereit. Nun musste er nur noch dafür sorgen, dass sie ihre Meinung über ihn änderte und sie ihn nicht länger für diesen Austin Powers hielt, wie sie ihn bezeichnet hatte. Decker schüttelte den Kopf. Normalerweise war er das Musterbeispiel an Intelligenz und Kompetenz, aber die Tatsache, dass er sie nicht lesen konnte, hatte ihn völlig aus dem Konzept gebracht.
„Sie könnte uns etwas über den Mann sagen, der ihre Schwester entführt hat. Etwas, das uns vielleicht dabei hilft, ihn zu finden“, sagte er schließlich, obwohl es eine ziemlich faule Ausrede war.
Justin hatte bereits ihre Gedanken gelesen und wahrscheinlich alles in Erfahrung gebracht, was sie wissen mussten. Als dieser jedoch schwieg und ihn nicht auf diesen Umstand hinwies, drückte er ihm einen der behelfsmäßigen Pflöcke in die Hand. „Komm schon. Bringen wir es hinter uns, damit wir von hier verschwinden können.“
„Sollten wir die nicht erst anspitzen?“, fragte Justin.
„Wir haben keine Zeit. Du musst eben etwas kräftiger drücken.“
Justin ging zu einem der Männer hinüber, blickte jedoch noch einmal über eine seiner Schultern zurück. „Und was ist mit den Leichen im Graben?“
Decker blickte zum Rand der Lichtung, dachte kurz nach und schüttelte dann den Kopf. „Die lassen wir hier liegen. Lucian wird dafür sorgen, dass man sie findet und ihre Familien sie angemessen beisetzen lassen können.“
Dani wachte so unvermittelt auf, dass es ihr fast schon unnatürlich vorkam. Als sie sich aufsetzte, bemerkte sie, wie ihr schrecklich hartes Schlaflager eigenartig vibrierte. Erst einen Moment später begriff sie, dass sie nicht in einem Bett lag, sondern sich auf dem harten Metallboden eines Vans befand. Die Erinnerungen stürzten auf sie ein, und sie fürchtete schon, nur geträumt zu haben, dass jemand gekommen war, um sie zu retten. Entsetzen stieg in ihr auf. Was, wenn sie immer noch in der Gewalt der Männer war, die sie und ihre Schwester gekidnappt hatten? Dann aber sah sie nach vorn und stellte fest, dass der Mann auf dem Beifahrersitz sie freundlich anlächelte. Er war nicht Decker Argeneau oder Decker Pimms
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