Vampire und andere Katastrophen: Argeneau Vampir 11
Abtrünnigen werden will.“
„Zum Abtrünnigen?“, wiederholte sie verständnislos.
„Achten Sie nicht auf Justin“, riet Decker ihr mit finsterer Miene. „Er driftet gerade wieder mal in seine Comicwelten ab. Wenn er anfängt zu sabbern, sagen Sie’s mir, dann suche ich hier hinten nach den Servietten.“ Dani brachte als Reaktion auf Deckers Worte ein Lächeln zustande.
„Ja, red du nur“, meinte Justin. „Auf jeden Fall ist Eshe cool und Leigh sehr nett.“
„Ist sie auch Agentin?“, wollte Dani wissen und vermied es nur mit knapper Not, den Begriff
Jäger
zu benutzen.
„Nein, sie ist Lucians Lebensgefährtin, allerdings habe ich gehört, dass sie ihn bei seiner Arbeit unterstützen will“, erwiderte Justin. „Ich schätze, sie kennt sich ein bisschen mit Kampfsport aus und kann auch ganz ordentlich zulangen.“
„Lebensgefährtin?“, fragte Dani.
„Die beiden sind noch nicht verheiratet“, warf Decker hastig ein.
„Aha.“
„Leigh ist wirklich nett. Sie werden sie mögen“, sagte Justin unvermittelt. „Aber Lucian kann ziemlich unsympathisch sein.“
Dani reagierte mit einem Schulterzucken. „Das macht nichts. Wir treffen uns ja nicht zu einem gemütlichen Beisammensein, wir tauschen nur die Wagen.“
„Stimmt, aber ich wollte Sie trotzdem vorwarnen“, meinte er. „Er ist manchmal richtig schroff.“
Darauf entgegnete Dani nichts mehr, sondern dachte über das nach, was sie bislang alles in Erfahrung gebracht hatte. Eshe war also auch Agentin, oder besser gesagt: Jägerin des Rats, wie Nicholas es ausgedrückt hatte. Ihr Boss Lucian war ein unsympathischer Kerl, Leigh seine Lebensgefährtin. Sie schüttelte nachdenklich den Kopf, da sie vermutete, dass hinter den Leuten noch viel mehr steckte, was sie noch nicht wusste und auch nicht wissen sollte. Doch nach wie vor galt ihre Hauptsorge ihrer Schwester.
Sie verstand nicht, warum sie überhaupt den Wagen wechseln mussten. War es denn so wichtig, dass sie mit einem SUV weiterfuhren und nicht mit diesem Van? Zugegeben, es war nicht sehr angenehm, mit ein paar Toten auf der Ladefläche unterwegs zu sein, aber durch den Zwischenstopp würden sie noch mehr Zeit verlieren und das, obwohl Stephanies Entführer schon jetzt eine Stunde Vorsprung hatte.
Warum sie die Leichen überhaupt im Wagen mit sich herumfuhren, war ihr ohnehin ein Rätsel. Warum hatten sie die Toten nicht auf der Lichtung zurückgelassen, wo die Polizei sie finden konnte? Die beiden Frauen lagen schließlich auch immer noch im Graben. Dies hätte sie sich eigentlich als Erstes fragen sollen, aber aus irgendeinem Grund war es ihr nicht in den Sinn gekommen. Es gab überhaupt einige Dinge, die ihr hätten aufstoßen müssen. Es war so, als hätte jemand ihr das Gehirn vernebelt, sodass all ihre Gedanken verschwommen und träge waren. Vielleicht hatte man ihr ja ein Medikament verabreicht, ging ihr plötzlich durch den Kopf. Vermutlich hatte sie deswegen geschlafen, und wahrscheinlich war das auch der Grund dafür, dass sie sich auch nicht daran erinnern konnte, überhaupt eingeschlafen zu sein.
Die Möglichkeit, dass Justin oder Decker ihr irgendetwas gegeben haben könnten, warf einmal mehr die Frage auf, ob sie nicht doch versuchen sollte, diesen beiden Männern zu entwischen. Aber Tatsache war nach wie vor, dass die zwei im Augenblick ihre einzige Verbindung zu ihrer Schwester darstellten. Sie hatten es geschafft, den SUV zu orten, in dem sie festgehalten wurde, wozu die Polizei wohl kaum in der Lage gewesen wäre, vor allem auch, weil sie selbst ihnen zu wenige Informationen liefern konnte.
Während Dani so über diese Dinge nachgrübelte, rasten sie mit hoher Geschwindigkeit über den Highway. Sie hatten die erlaubte Höchstgeschwindigkeit bei Weitem überschritten, abgesehen davon, dass es ohnehin gefährlich war, so schnell zu fahren. Doch das war im Moment völlig egal. Je schneller sie fuhren, desto eher würden sie den SUV einholen und Stephanie befreien können. Dani kontrollierte nur, ob sie ihren Sicherheitsgurt richtig angelegt hatte, und betete, dass sie in keine Radarfalle gerieten.
Doch kaum, dass der Gedanke überhaupt aufgekommen war, verkündete Justin auch schon schlechte Neuigkeiten: „Wir haben einen Cop im Schlepptau.“ Sie blickte in den Außenspiegel und sah einen Polizeiwagen, der mit blinkenden Lichtern rasch näher kam.
„Ich habe ihn“, versicherte Decker seinem Partner, und im nächsten Moment wurde das Blaulicht
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