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Vampire's Kiss

Vampire's Kiss

Titel: Vampire's Kiss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Wolff
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Mann!« Meine Nerven waren jetzt schon zum Zerreißen gespannt, und das nicht nur wegen Yasuo. Ich hatte das Gefühl, dass ich von Natur aus linkisch war, und hegte ernsthafte Zweifel, ob ich mit irgendeinem Partner zurechtkommen würde. Bestand Alcántara deshalb auf dem Förderunterricht? Nicht wegen unserer Mission, sondern weil er irgendwie herausgefunden hatte, dass ich einfach grottenschlecht tanzte?
    Aber dann erinnerte ich mich wieder an unser merkwürdiges Gespräch von eben. Er hatte mich beschworen, an mich selbst und an meine Schönheit zu glauben, weil das der Schlüssel zu Eleganz auf dem Tanzparkett sei.
    Ich konzentrierte mich, und eine Weile tanzten wir schweigend, wenn man davon absah, dass Yas angestrengt Eins-zwei-drei, Eins-zwei-drei murmelte, während er mich mehr schlecht als recht über die Tanzfläche führte. »Wozu müssen wir überhaupt tanzen lernen?«, maulte er schließlich. Aber das Reden brachte ihn sofort aus dem Takt, und wir mussten einen Zwischenschritt einlegen, um den Rhythmus wiederzufinden.
    Ich zuckte mit den Schultern, was Yasuo erneut ins Schleudern zu bringen schien, und so kicherte ich spöttisch los. »Vielleicht gibt es ja einen Vampir-Abschlussball, wenn ihr eure Prüfungen bestanden habt.«
    Er warf mir einen entsetzten Blick zu. »Wird das hier Twilight oder was?«
    »Woher soll ich das wissen? Ich versuche mich gerade damit abzufinden, dass ich diesen Schrott hier für meine Mission brauche.«
    »Vielleicht musst du ja mit Alcántara tanzen«, neckte er mich.
    Allein die Aussicht verursachte mir eine Gänsehaut. »Sprich diesen Namen nicht aus! Ich meine das völlig im Ernst, Yas. Das letzte Mal, als Emma ihn erwähnte, erschien er plötzlich aus dem Nichts.«
    »Eins-zwei-drei«, murmelte er und setzte ein wenig unkonzentriert hinzu: »Na, immerhin hat dich der Typ vor dem Sportunterricht gerettet.«
    Womit er nicht ganz unrecht hatte. »Yeah. Und vor diesem gruseligen Herrn Otto.«
    »Erzähl«, drängte Yas.
    Ich wollte schon einen Kommentar dazu vom Stapel lassen, als mir auffiel, dass Yas bei geschlossenem Mund ganz sonderbare Zungenbewegungen machte, sobald er sich konzentrierte. Ich ging ein wenig auf Abstand und musterte ihn aufmerksam. »Was wird das denn?«
    Er sah mich verständnislos an, und so imitierte ich seine abartige Mimik.
    »Ach soo.« Er lächelte, öffnete die Lippen ein wenig und fuhr sich mit der Zunge über die Eckzähne. »Ich kriege meine Fänge, Blondie.«
    »Iiiih!« Ich war völlig perplex. Bisher hatte ich mir keine Gedanken darüber gemacht, wie die Vampire zu ihren Fängen kamen, doch nun sah ich aus nächster Nähe, was sich dabei abspielte. Die Eckzähne fielen aus, und an ihrer Stelle wuchsen blitzende neue Fänge. Da wir seit unserer Ankunft regelmäßig Vampirblut trinken mussten, nahm ich an, dass eine der Nebenwirkungen die Entwicklung von Fängen bei den Jungs war. »Wahnsinn. Und – hast du schon Besuch von der Zahnfee bekommen?«
    Unser Grinsen erstarrte, als plötzlich Dagursson neben uns auftauchte. »Acari Drew – darf ich bitten?«
    Yas drückte mir rasch die Hand, ehe er mit einer ehrerbietigen Verneigung zurücktrat und Dagursson seinen Platz überließ.
    Ich bemühte mich um eine ausdruckslose Miene, da ich mir gut vorstellen konnte, was mit einer Acari geschah, die ihren Abscheu vor den stolzen Vampiren allzu deutlich zeigte. So kam es, dass ich mich für den Moment stählte, da er mich berühren würde, anstatt mich auf das Tanzritual zu konzentrieren, und als Dagursson einen großen Seitenschritt machte, kopierte ich instinktiv seine Bewegung.
    Seine Knopfaugen verengten sich zu schmalen Schlitzen. »Nein, Acari Drew. Zunächst verbeugt sich der Herr vor seiner Partnerin. Das geschieht folgendermaßen –«, er holte weit mit einem Arm aus und wiederholte den eleganten Seitenschritt, »– und Sie erwidern die Geste mit einem Knicks.«
    Ich tat mein Bestes, fühlte mich aber wie der letzte Provinztrampel. Dagursson schien das ähnlich zu empfinden, denn sein Mmph klang nicht gerade nach einem Kompliment.
    Er legte einen Arm um meine Taille, und seine Nähe machte mich so nervös, dass ich fast ausflippte. Ich senkte den Blick. Zu meiner Überraschung lobte er mich. »Sehr gut, Acari. Die Tanzpartner starren einander nicht an. Die Dame sollte allerdings mit erhobenem Haupt tanzen.« Er nahm mein Kinn zwischen Knochenfinger und Daumen und korrigierte meine Kopfhaltung. »Hoch, hoch, hoch. Schauen Sie über meine

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