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Vampire's Kiss

Vampire's Kiss

Titel: Vampire's Kiss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Wolff
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ihre Wächter-Ausbildung machten, gab es auf der Insel eine Gruppe junger Männer, die zu Vampiren geschult wurden. Wir Acari erfuhren wenig über ihr Training, aber ich hatte den Eindruck, dass eine ganze Reihe der Jungs das harte Ausleseverfahren nicht überlebten. Und obwohl Yasuo mir gegenüber zu Schweigen verpflichtet war, spürte ich doch hin und wieder, dass ihm die ganze Sache Angst einflößte. »Von einem Vampir bist du noch meilenweit entfernt.«
    »Aua.« Er hob zum Zeichen seiner Kapitulation beide Hände.
    Ich spürte eine Verschiebung der Energie ringsum, als könnte es jeden Moment ernst werden. »Hat das soo wehgetan?«, wisperte ich mit einem unterdrückten Kichern.
    »Ich bitte um Ihre Aufmerksamkeit!« Dagursson nahm ganz vorn Aufstellung und klatschte in die bizarr langen, knochigen Hände. Sein Blick wanderte durch den Übungssaal und blieb für den Bruchteil einer Sekunde an mir hängen. Wenn ich Master Dag richtig einschätzte, dann missfiel ihm der Anblick von Baumwoll-Shorts – und insbesondere der von feuchten, sandigen Baumwoll-Shorts.
    Ein Schauer überlief mich. Yas beugte sich zu mir herunter und flüsterte mir ins Ohr: »Der Typ sieht aus wie ein Ghul.«
    Ich verbarg ein Lächeln, froh darüber, dass er da war und mein Leid teilte. »Echt Scheiße, dass sich die alte Weisheit, Vampire hätten kein Spiegelbild, als Märchen erweist.« Die verspiegelte Front des Übungsraums sorgte dafür, dass wir Master Dagursson zehntausendmal zu sehen bekamen.
    »Wählen Sie jetzt Ihre Partner!«
    Yasuo und ich traten gleichzeitig aufeinander zu. Jetzt war ich sogar mehr als froh über seine Anwesenheit.
    »Heute befassen wir uns noch einmal mit dem Wiener Walzer.«
    Wir zuckten beide zusammen, und beim Anblick von Yasuos entsetzter Miene musste ich mich sehr zurückhalten, um nicht laut loszulachen. Leider klang mein ersticktes Prusten wie ein verächtliches Schnauben.
    »Wiener Walzer?« Ich schaute zu Yasuo auf. Er war hoch aufgeschossen – ganz im Gegensatz zu mir. »Wie soll das denn gehen? Du bist ein Riese.«
    Er legte eine Hand auf sein Herz. »Ich hatte keine Ahnung, dass du so auf mich stehst.«
    Ich warf ihm einen durchdringenden Blick zu. »Schnauze. Das war nicht als Kompliment gemeint.«
    »In Position!« Dagurssons Stimme hallte von den Wänden wider.
    Yas und ich nahmen gehorsam Aufstellung. Er schüttelte bedauernd den Kopf, während er meine rechte Hand locker mit seiner Linken umfasste. »Drew, du raubst mir den Schlaf!«
    »Ich glaube, ich weiß, wer dir den Schlaf raubt, und das bin ganz bestimmt nicht ich.« Ich hatte durchaus gesehen, wie nahe er und Emma sich gegen Ende des Semesters gekommen waren. Ständig und länger als nötig hatten sie die Köpfe zusammengesteckt und einander angehimmelt.
    Seine Rechte legte sich ein wenig grob um meine Taille. »Bis hierher und nicht weiter, Baby-Girl!«
    Die Musik schwieg, und in der plötzlichen Stille verstummten auch wir, während Dagursson nervös an seinem iPod herumpopelte. Der Anblick war so bizarr, dass meine Mundwinkel zuckten, obwohl mir eigentlich nicht zum Lachen zumute war. Allem Anschein nach hatten auch Vampire eine Vorliebe für coole technische Spielereien – obwohl ich nicht ausschließen konnte, dass der iPod in seiner Hand genau das Gerät war, das sie mir letztes Semester abgenommen hatten. Uns war der Besitz dieser Dinger nämlich ebenso streng untersagt wie das unbeaufsichtigte Betreten des Computer-Raums.
    Die Musik setzte wieder ein, und eine Strauß-Melodie Marke Null-acht-fünfzehn dudelte durch den Raum.
    Igitt . Nicht auf meinem iPod.
    »Alle genau hinhören!« Wieder klatschte Dagursson in seine knochigen Hände, diesmal, um den Takt vorzugeben. »Eins-zwei-drei, eins-zwei-drei. Hört ihr den Dreiviertel-Rhythmus? Auf eins beginnen die Herren mit dem linken Fuß. Sind Sie bereit?« Er ging zurück auf den Anfang des Stücks und rief: »Vier, fünf, sechs  …«
    Yas stolperte gleich beim ersten Schritt, und es dauerte einen Moment, bis wir unseren Rhythmus gefunden hatten. »Ich komme mir vor wie die Zuckerfee aus dem Nussknacker«, knurrte er.
    »Das ist Ballett und hat mit Ballsaal nichts zu tun.« Yasuos Seitenschritt fiel zu groß aus, und ich warf ihm einen bösen Blick zu, als ich über seinen Fuß stolperte. »Dass du einen Kopf größer bist als ich, macht die Sache nicht einfacher.«
    Yas zog die Brauen hoch. »Was kann ich dafür, dass ich ein solches Prachtexemplar bin?«
    »Verschon mich,

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