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Vampire's Kiss

Vampire's Kiss

Titel: Vampire's Kiss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Wolff
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schlägt es gleichmäßiger, seit du auf Eyja næturinnar lebst. Du hast getötet und bist daran gewachsen.« Der Finger wanderte unmerklich tiefer und streifte meine Brust.
    Als sei er im Begriff, mich richtig zu berühren.
    »Dein Vater schaffte es nicht, das Herz aus dir herauszuprügeln. Ebenso wenig gelang es den Mädchen hier.« Er zog die Hand zurück, und während seine Augen schmal blieben, umspielte ein schwaches Lächeln seine Mundwinkel. »Wie es scheint, hatte nicht einmal ein Vampir Erfolg.«
    Seine Worte durchdrangen meine Erstarrung. Ich holte tief Luft und atmete wieder.
    »Aber nicht nur dein Herz ist unverändert geblieben«, setzte er seine Litanei fort, als sei er nicht eben im Begriff gewesen, mich zu begrapschen. »Das Gleiche gilt für Stirn, Augen, Nase, Mund …« Er kam näher und musterte mit einem missbilligenden Tsk meine Unterlippe. »Wie ich sehe, sind wir mit der Wundbehandlung noch nicht fertig.«
    »Nein?« Meine Stimme kippte fast vor Nervosität.
    Er hob die Hand, als wollte er den Riss berühren, doch dann stockte er und fragte: »Darf ich?«
    Wie würde er reagieren, wenn ich Nein sagte?
    »Ja.« Ich räusperte mich, um das Schwanken meiner Stimme zu überdecken.
    Er zog mit seinem kalten Daumen den Rand meiner Unterlippe nach. »Locker lassen.«
    In meiner Panik riss ich den Mund auf wie beim Zahnarzt.
    Er lachte leise, und wieder lief mir ein Schauer über den Rücken. »Nicht so weit, querida . Es reicht, wenn du die Lippen ein wenig öffnest.«
    Ich kam seiner Anweisung nach. Und irgendwie hatte ich ein extrem mulmiges Gefühl, als ich so mit leicht geöffneten Lippen vor ihm saß. Ich sehnte mich nach meinem ersten Kuss, aber es sollte der richtige Ort und Zeitpunkt sein. Und der richtige Mann. Nicht Alcántara.
    »Der Riss geht nicht tief«, stellte er fest. »Er verheilt bestimmt schnell.« Seine Stimme klang leise und ein wenig rau. »Glaub mir, ich habe Erfahrung mit Hautverletzungen.« Er entblößte vorsichtig seine Fänge.
    Ich war wie gelähmt, aber diesmal betrachtete ich sie genau. Sie waren lang und spitz – viel spitzer als etwa die Zähne von Wölfen oder gar Haien. Ich dachte an Yasuos armselige Fänge und überlegte, wie lange es wohl dauern mochte, bis sie zu solchen Prachtexemplaren herangewachsen waren. Bei Alcántara hatten sie sich über viele Generationen hinweg entwickelt.
    Wahrscheinlich verletzte er sich selbst ständig mit den Dingern. Meine Gedanken schlugen einen gefährlichen Weg ein: Wie mochte es sein, wenn ein Mädchen einen Vampir küsste?
    Was hatte ich bloß dauernd mit dem Küssen? Alcántara saß dicht neben mir und überschüttete mich mit Schmeicheleien. Meine Augen richteten sich erneut auf seinen Mund. Er hatte volle Lippen und zwei winzige Kerben an der Unterlippe, die sehr sexy wirkten. Ich schaute auf und begegnete seinem Blick. Er lächelte. Verdammt. Hatte er mir diese Ideen eingeflüstert? War ich doch nicht immun gegen Gedankenkontrolle? Aber ich dachte doch nicht ernsthaft daran, Alcántara zu küssen! Oder?
    »Die Haut weist zwei kleine Löcher auf«, sagte er. »Aber das heilt immer zu.«
    Zum Beweis seiner Worte biss er sich leicht auf die Unterlippe, und sofort zeigte sich ein winziger Blutstropfen. Er leckte ihn mit der Zungenspitze ab und bedachte mich mit einem trägen Lächeln, das etwas leicht Obszönes an sich hatte.
    Nein. Das mit dem Küssen konnte ich heute vergessen.
    »Willst du meinen Beistand, Acari?«
    »Beistand?« Das Sprechen fiel mir schwer.
    Sein Blick war jetzt unverwandt auf meinen Mund gerichtet.
    Ich spürte meinen Körper intensiver denn je. Meine Haut glühte. Die verletzte Unterlippe war ein wenig geschwollen. Sie hatte zu bluten aufgehört, aber der Riss fühlte sich rau und wund an. Was genau meinte Alcántara mit Beistand? Ich musste unbedingt verhindern, dass er mir zu nahe kam.
    Ich sah ihn in meiner Panik wohl reichlich bescheuert an, denn unvermittelt lachte er laut los. »Mein kleines Unschuldslamm, ich hatte nicht die Absicht, dich zu erschrecken. Ich wollte dir nur einen Rat geben: Wenn du bei deiner nächsten Mahlzeit Blut trinkst, reibe es in die Schnitte und Risse. Sie werden dann sehr rasch heilen. Fahre mit der Zunge die Wunde entlang. So –« Er leckte sich die Unterlippe auf eine Weise, die mich mehr als peinlich berührte.
    Ein boshaftes Lächeln zuckte um seine Mundwinkel. »Vielleicht komme ich ja in den Speisesaal und passe auf, dass du alles richtig machst.«
    »Nein

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