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Vampire's Kiss

Vampire's Kiss

Titel: Vampire's Kiss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Wolff
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Emma ging. Meine Schultern sackten nach unten, nicht nur vor Erleichterung, sondern auch vor Scham. Ich hätte mich vor Yas nach meiner Freundin erkundigen müssen. Die Erkenntnis nahm mir den Wind aus den Segeln, und ich senkte meinen Tonfall auf Normallautstärke. »Es ist nur … ich weiß auch nicht – ich hätte dich zumindest gern in meiner Nähe gesehen.«
    Aber dann fragte ich mich, was ich im umgekehrten Fall getan hätte. Wäre ich das Risiko eingegangen, mich offen zu ihm zu bekennen? Und die Antwort, die ich mir gab, bewirkte, dass ich mich noch beschissener fühlte.
    »Kleine D.« Seine Augen suchten hastig den Aufenthaltsraum ab, ehe er im Flüsterton weitersprach. »Es gibt Regeln. Es ist mir nicht erlaubt, etwas gegen die Guidons zu unternehmen.«
    Er wirkte nervös, und das warf mich glatt um. Ich hatte ihn besorgt-nervös erlebt – zum Beispiel bei meinen Kämpfen während des Semester-Wettbewerbs –, aber niemals ängstlich-nervös. Die nächsten Vampir-Anwärter standen auf und verließen den Aufenthaltsraum. Ich betrachtete das als deutlichen Wink.
    »Sie bilden uns zu Vampiren aus, D.« Er sprach mit Nachdruck, als wollte er mir eine Botschaft übermitteln.
    Ich nickte. »Kapiert«, sagte ich. »Und du wirst eines Tages zu den Anführern aufsteigen – im Gegensatz zu uns unwichtigen Mädels. Da ist es besser, wenn du von Anfang an die Rangfolge beachtest.«
    »Von wegen kapiert!« Er ließ die Schultern hängen, als sei er frustriert, dass ich ihn nicht verstand. »Du hast echt keine Ahnung. Weißt du, was los ist, wenn ich mich gegen eine Eingeweihte stelle? Himmel, beim geringsten Widerstand gegen irgendjemanden bin ich genauso tot wie du. Eher noch töter .«
    »Tolles Wort«, knurrte ich. Jungs konnten solche Kindsköpfe sein.
    Mit einem Seufzer ließ ich das Thema fallen. Er hatte ja recht. Die Regeln wurden nicht von Halbwüchsigen wie mir und Yas gemacht. Wir hatten sie zu befolgen, wenn wir am Leben bleiben wollten.
    Ich bedachte ihn mit einem hilflosen Lächeln. »Wahrscheinlich habe ich wirklich keine Ahnung, wie das alles für dich ist. Es wäre nur … ich meine, vielleicht könntest du mir mehr darüber erzählen …« Es war eine Art Friedensangebot, obwohl ich wusste, dass ich ihn niemals dazu überreden konnte, die Geheimnisse der Vampir-Anwärter preiszugeben.
    Yas erwiderte mein Lächeln. »Wieder Freunde?«
    »Yeah, wieder Freunde.« Und doch fragte ich mich unwillkürlich, wie unsere Freundschaft in Zukunft aussehen würde. Wie es schien, gab es eine strikte Trennlinie, einen tiefen Graben zwischen Jungs und Mädchen. Vampir-Anwärter und Acari.
    Vampire und Wächterinnen.
    Wenn Yasuo und ich die Ausbildung überlebten, würde ich eines Tages meine Order von ihm erhalten. Er würde über mein Leben bestimmen, er würde mir sagen, an welchem Einsatzort ich was zu tun hatte. Noch war ich nicht bereit, mir über diese Dynamik und ihre Konsequenzen den Kopf zu zerbrechen.
    Aber es bestärkte mich in meinem Entschluss, so bald wie möglich die Flucht zu ergreifen. Die Flucht von einer streng bewachten Vampir-Insel, die mitten in der eisigen Nordsee lag, erschien mir wesentlich einfacher, als durch die mir unbekannten Gewässer von Freundschaft und Zuneigung zu steuern.
    »Bis später dann. Ich muss zum Unterricht.« Er schlug mit der Faust gegen seine Brust und dann gegen meine ausgestreckte Hand. »Mach’s gut, Blondie.«
    »Yeah, du Gangsta.« Ich gab mir Mühe, locker zu erscheinen, obwohl mir nicht danach zumute war.
    Blieben Josh und ich.
    Ich war hier auf Krawall gebürstet hereingestürmt, aber Yas hatte meinen ersten Zorn abgefangen und mich irgendwie deprimiert zurückgelassen. Mehr Dr. phil. als Indianer auf dem Kriegspfad. Ich wandte mich Josh zu, fest entschlossen, wenigstens ihm eine reinzuwürgen. »Du!«
    Er sah mit seiner blonden Strubbelmähne klasse aus. Und er war braungebrannt, obwohl wir uns im hohen Norden befanden, auf einem öden Felsen namens Insel der Nacht. Wie zum Henker machte er das?
    Ich schnitt ihm das Wort ab, bevor er den Mund richtig aufgemacht hatte. »Sag Gidday , und du bist ein toter Mann!«
    Er hob die Hände. »Ich würde es nicht wagen, dir diesen Gruß zu entbieten, o amoklaufende Acari!«
    Natürlich brachte mich sein blöder Kommentar zum Lachen. Und ohne auf meinen Spott über seinen australischen Akzent einzugehen, nutzte er das sofort für Friedensgespräche.
    »Lass Yas in Ruhe, eh?«, meinte er kumpelhaft. »Der hat es

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